Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
identifiziert er als eine der beiden General-Electric-Turbojets. Geschmolzene Plastikteile und verbogene Metalltrümmer liegen überall herum. Stränge weißer, isolierter Kabel sind wahllos um den Rumpf herum verstreut wie die zerrissenen Eingeweide eines geschlachteten Tiers. Baedecker bemerkt, dass ein Teil der rußgeschwärzten Plexiglashaube noch mit einem Bruchstück des Rumpfs verbunden ist. Außer den bunten Bändern, von denen dort besonders viele gespannt sind, deutet nichts darauf hin, dass der Leichnam eines Mannes in diese zerschmetterten Trümmer geschmolzener Legierungen eingebrannt wurde.
    Baedecker macht zwei Schritte auf die Kuppel zu, tritt auf etwas, blickt nach unten und weicht entsetzt zurück. »Mein Gott.« Er reißt eine Faust hoch, ein Reflex, noch während er erkennt, dass es sich bei dem Stück Knochen, dem verbranntem Fleisch und versengten Haar unter dem Busch um einen Teil des Leichnams von einem kleinen Tier handeln muss, das unglücklicherweise vom Aufprall oder der Feuerwolke der Explosion erwischt wurde. Er bückt sich und schaut genauer hin. Das Tier muss so groß wie ein leicht überdimensioniertes Kaninchen gewesen sein, aber die unverbrannten Überreste des Fells sind seltsam dunkel. Er greift nach einem Stock und tippt den kleinen Kadaver an.
    »Hey, niemand darf dieses Gebiet betreten!« Ein Washington State Trooper schnauft hinter ihm den Hügel herauf.
    »Schon gut«, sagt Baedecker und zeigt seinen Ausweis vom Luftwaffenstützpunkt McChord. »Ich bin hier wegen der Untersuchung.«
    Der Trooper nickt und bleibt wenige Meter von Baedecker entfernt stehen. Er hakt die Daumen in den Gürtel, während er nach Luft ringt. »Riesenschlamassel, was?«
    Baedecker schaut zu den Wolken auf, als es gerade wieder anfängt zu schneien. Der Mount St. Helens versteckt sich hinter den Wolken. Es riecht nach verbranntem Gummi, obwohl Baedecker weiß, dass sich abgesehen von den Reifen kaum Gummi an Bord befunden hat.
    »Gehören Sie zum Untersuchungsteam?«, fragt der Trooper.
    »Nein«, sagte Baedecker. »Ich kannte den Piloten.«
    »Oh.« Der State Trooper tritt von einem Fuß auf den anderen und schielt wieder bergab zur Straße.
    »Ich bin überrascht, dass sie das Wrack noch nicht abtransportiert haben«, sagt Baedecker. »Normalerweise versuchen sie immer, es so schnell wie möglich in einen Hangar zu schaffen.«
    »Probleme mit dem Transport«, sagt der Trooper. »Oberst Fields und die Jungs von der Regierung sind heute Nachmittag drüben in Camp Withycombe in Portland und versuchen, die Situation mit den Lastwagen zu klären. Und dann ist da noch die Frage der Zuständigkeit. Selbst das Forstamt hat man eingeschaltet.«
    Baedecker nickt. Er bückt sich erneut, um das tote Tier zu mustern, wird aber plötzlich von einem Stück orangefarbenem Stoff abgelenkt, der von einem Zweig in der Nähe herunterflattert. Von einem Rückentornister, denkt er. Oder einem Fliegeranzug.
    »Ich war einer der Ersten, die nach der Bruchlandung hier waren«, erklärt der State Trooper. »Jamie und ich kriegten den Anruf rein, als wir gerade von Yale Richtung Westen fuhren. Der einzige Typ vor uns war dieser Geologe, der seine Blockhütte drüben am Goat Mountain hat.«
    Baedecker richtet sich auf. »War das Feuer groß?«
    »Als wir herkamen, nicht mehr. Der Regen muss es gelöscht haben. Hier oben gab es auch nicht viel zum Verbrennen. Außer dem Flugzeug natürlich.«
    »Hat es vor dem Absturz stark geregnet?«
    »Scheiße, ja. Wir konnten keine fünfzehn Meter weit sehen, als wir die Straße hochgefahren kamen. Und dazu ein ziemlich starker Wind. Wie ich mir immer einen Hurrikan vorgestellt habe. Haben Sie je einen Hurrikan erlebt?«
    »Nein«, sagt Baedecker, aber dann fällt ihm der Hurrikan im Pazifik ein, den er, Dave und Tom vor dem Zünden der Triebwerke auf der Mondrückseite aus einer Höhe von dreihundertzwanzig Kilometern beobachtet hatte. »Es war also schon dunkel und hat stark geregnet?«, fragt er.
    »Ja.« Der Tonfall des Troopers verrät, dass er allmählich das Interesse verliert. »Sagen Sie mir mal eines. Der Mann von der Air Force – Oberst Fields – scheint der Meinung zu sein, dass Ihr Freund über dieses Gelände geflogen ist, weil er wusste, dass das Flugzeug runterkommen würde.«
    Baedecker sieht den State Trooper an.
    Der Mann räuspert sich und spuckt aus. Es hat aufgehört zu schneien, und der Boden kommt Baedecker im schwindenden Abendlicht noch grauer vor. »Aber wenn

Weitere Kostenlose Bücher