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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Dave?«
    Muldorff lachte und warf Baedecker die Checkliste für das Cockpit zu. »Klar«, sagte er. »Goldwater hatte seine Freiflüge mit der F-18. Ich hab meinen Huey. Natürlich ist es nützlich, dass ich hier draußen immer noch in aktiver Reserve bin.« Er reichte Baedecker eine Baseballmütze mit dem Abzeichen »AIR FORCE 1 V2«. Baedecker setzte sie auf und zog den Kopfhörer des Funkgeräts darüber. »Außerdem, Richard«, fuhr Dave fort, »wird es dich als besorgten Steuerzahler vielleicht beruhigen, dass dieser spezielle Schrotthaufen in Vietnam Dienst getan und zehn Jahre lang Wochenendkämpfer durch die Gegend geflogen hat. Inzwischen steht er offiziell auf der Ersatzteilliste. Chico und die Jungs halten ihn bereit, falls jemand mal schnell nach Portland muss, um Zigaretten zu holen oder so.«
    »Ja«, sagte Baedecker. »Toll.« Er schnallte sich auf dem linken Sitz an, während Dave probeweise den Steuerknüppel bewegte und mit der linken Hand nach unten griff, um den Starter an der Kollektivsteuerung zu drücken. Es war das konstante Hin und Her zwischen den Steuersystemen gewesen – Steuerknüppel, Rotorblattverstellung, Ruderpedale und Schubdrosselung –, das Baedecker in den Wahnsinn getrieben hatte, als er vor zwanzig Jahren gezwungen gewesen war, diese perversen Maschinen zu fliegen. Im Vergleich mit den Helikoptern des Militärs war die Apollo- Mondlandefähre einfach zu bedienen gewesen.
    Die Gasturbine heulte auf, der Hochgeschwindigkeits - Startermotor surrte, die beiden fünfzehn Meter langen Rotorblätter begannen sich zu drehen. »Los geht ’ s!«, rief Dave über Bordfunk. Verschiedene Skalen zeigten die passenden Werte an, während das Wupp-wupp-wupp der Hauptrotoren den Punkt fast körperlich spürbaren Drucks erreichte. Dave zog an der Rotorblattverstellung, worauf sich drei Tonnen in Ehren ergrauter Maschinerie von den Kufen erhoben und eineinhalb Meter über dem Asphalt schwebten.
    »Bist du bereit für meine Abkürzung?« Über Kopfhörer klang Daves Stimme tonlos und metallisch.
    »Zeig sie mir«, sagte Baedecker.
    Dave grinste, sagte leise etwas ins Mikrofon und neigte die Maschine selbstbewusst nach vorn, während sie ihren Aufstieg Richtung Osten begannen.  
    San Francisco war an den zwei Tagen, die Baedecker und Maggie Brown dort verbrachten, regnerisch und kalt. Auf Maggies Vorschlag hin nahmen sie sich ein Zimmer in einem renovierten Hotel am Union Square. Die Flure waren spärlich beleuchtet und rochen nach Farbe, die Duschen waren auf gewaltige Badewannen mit Löwenfüßen montiert, und überall hingen die freiliegenden Leitungen des gebäudeinternen Löschsystems herum. Baedecker und Maggie duschten nacheinander, um den S chmutz der achtundvierzigstündi gen Zugfahrt abzuwaschen, legten sich hin, um ein Nickerchen zu machen, schliefen stattdessen miteinander, duschten noch einmal und traten in den Abend hinaus.
    »Ich bin noch nie hier gewesen«, sagte Maggie mit einem breiten Grinsen. »Herrlich!« Auf den Straßen drängten sich Theaterbesucher und Paare – viele davon männlich –, die Hand in Hand unter Neonreklamen dahinschlenderten, welche Wonnen wie »oben ohne« und »unten ohne« anpriesen. Der Wind roch nach Meer und Autoabgasen. Das Straßenbahnsystem der Cable Cars war wegen Reparaturen stillgelegt, und sämtliche Taxis waren entweder besetzt oder außer Rufweite. Baedecker und Maggie fuhren mit dem Bus zum Fisherman ’ s Wharf, wo sie schweigend spazieren gingen, bis ein kalter Nieselregen und Baedeckers verletzter Knöchel sie dazu zwangen, sich in ein Lokal zu flüchten.
    »Die Preise sind hoch«, sagte Maggie, als der Hauptgang serviert worden war, »aber die Scampi sind köstlich.«
    »Ja«, sagte Baedecker.
    »Na gut, Richard«, sagte Maggie und griff nach seiner Hand. »Was ist los?«
    Baedecker schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    Maggie wartete stumm.
    »Ich hab mich nur gefragt, wie du die Vorlesungen dieser Woche nachholen willst«, sagte er und schenkte ihnen beiden mehr Wein ein.
    »Nein, hast du nicht«, sagte Maggie. Im Kerzenlicht wirkten ihre grünen Augen beinahe türkis. Ihre Wangen waren selbst unter der Bräune von der Sonne verbrannt. »Sag es mir.«
    Baedecker sah sie lange an. »Ich habe darüber nachgedacht, wie Tom Gavins Sohn seine dumme Show auf dem Berg abzog«, sagte er.
    Maggie lächelte. »Du meinst, während eines Gewitters nackt auf einem Felsen zu tanzen? Mit einer Zeltstange in der Hand? Die dumme Show?«
    Baedecker

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