Monde
»Er lässt mich den Vogel ab und zu hier parken. Irgendwie ist er in den Besitz eines großen, unterirdischen Tanks voll Flugzeugtreibstoff gekommen.«
Der Rancher schlenderte herüber und strich mit der Hand zärtlich über die Hülle des Huey. »Ich kann nicht glauben, dass dieser rostige alte Scheißhaufen immer noch fliegt. Hat Chico das Omniventil ersetzt?«
»Ja«, sagte Dave, »aber du solltest dich mal im Inneren umsehen.«
»Ich öffne das Tor zur Hölle noch früh genug, wenn ich ihn auftanke«, sagte Kink.
Dave grinste. »Bis später.« Er ging Baedecker voraus zur Scheune. Hier im Tal war es kühl. Baedecker trug die Jacke in einer und die Fliegertasche in der anderen Hand. Er blickte auf zu den Hügeln im Osten, die die letzten Strahlen der Abendsonne einfingen. Trockene Pappelblätter zeichneten sich vor dem blauen Himmel ab. In der Nähe der Scheune parkte ein Jeep, dessen Schlüssel im Schloss steckte, und Dave warf seine Sachen ins Heck und stieg ein. Baedecker gesellte sich zu ihm und hielt sich am Überrollbügel fest, als Dave mit Vollgas auf die Schotterstraße fuhr.
»Es ist schön, wenn man seinen eigenen Wartungstrupp hier draußen hat«, sagte Baedecker. »Hast du ihn in Vietnam kennengelernt?«
»Nein. Erst als Di und ich das Haus hier gekauft hatten, 1976.«
»Hat er den Arm im Krieg verloren?«
Dave schüttelte den Kopf. »Da drüben wurde ihm kein Haar gekrümmt. Drei Monate nach seiner Entlassung hat er sich betrunken und seinen Pritschenwagen in den Straßengraben gesetzt.«
Sie fuhren an der zerklüfteten Felsnadel und der geschlossenen Kirche vorbei nach Lonerock. Auf der anderen Seite des Tals war die Straße auszumachen, der sie von Condon gefolgt waren, eine weiße Linie längs der schattigen Felswand. Baedecker bemerkte mehrere leerstehende Häuser inmitten von Unkraut abseits der Straße, erhaschte einen kurzen Blick auf die alte Schule zwischen den Bäumen, und dann bremste Dave vor einem weißen Haus mit Blechdach und einem weißen Lattenzaun. Der Rasen war gepflegt, ging an einer Seite in eine Natursteinveranda über, und vor dem Haus hing ein Kolibrifutternapf an einem Fliederbaum. »Casa Muldorff«, verkündete Dave und nahm Baedeckers Fliegertasche aus dem Jeep.
Das Gästezimmer befand sich im ersten Stock, direkt unter dem Giebel. Baedecker konnte sich das Prasseln oben auf dem Blechdach vorstellen, wenn es regnete. Und er konnte das Ausmaß an Arbeit abschätzen, das in das alte Haus gesteckt worden war. Dave und Diane hatten Wände herausgerissen, Böden verstärkt, einen Kamin im Wohnzimmer und einen Herd in der Küche eingebaut, die Fundamente repariert, neue Stromkabel und Wasserleitungen verlegt, die Küche modernisiert und den flachen Speicher in einen kleinen, aber gemütlichen ersten Stock verwandelt. »Davon abgesehen«, hatte Dave gesagt, »ist das Haus noch weitgehend so, wie wir es vorgefunden haben.« In den Tagen, als noch jeder den »Oregon Trail« kannte, hatte das Haus als Postamt gedient, dann als Büro des Sheriffs, und eine Zeit lang sogar als Leichenhalle, bis es zusammen mit dem Rest der kleinen Stadt Schritt für Schritt verfiel. Jetzt besaß das Gästezimmer saubere weiße Wände, frische weiße Vorhänge, ein hohes Messingbett und eine antike Kommode, auf der eine alte Schüssel samt Krug stand. Baedecker schaute zum Fenster hinaus, zwischen kahlen Zweigen hindurch in den Vorgarten und zur Straße dahinter. Ein paar vorbeirollende Kutschen hätten gut hierhergepasst. Die Überreste eines niedrigen Bohlenwegs zerfielen allmählich im Gras vor dem Lattenzaun.
»Komm«, rief Dave von unten, »ich zeig dir die Stadt, bevor es zu dunkel ist.«
Es dauerte nicht lange, die ganze Stadt zu besichtigen, selbst zu Fuß. Dreißig Meter von Daves Haus entfernt krümmte sich die gestampfte Straße nach Norden und wurde einen Block lang zur Hauptstraße. Die Landstraße zweigte links davon ab, führte über eine Brücke und verlief weiter durch Weizen- und Luzernefelder zur drei Kilometer westlich gelegenen Felswand. Der Bach, den Baedecker aus der Luft bemerkt hatte, führte durch Daves Grundstück und an dem verwitterten Schuppen vorbei, den sein Freund als Garage bezeichnete.
Die Stille war so allumfassend, dass Baedecker das Geräusch ihrer Schritte auf dem Schotter der Hauptstraße fast als störend empfand. Ein paar Häuser wirkten bewohnt, und hinter einem vernagelten Bauwerk parkte ein altes Wohnmobil, aber die meisten Gebäude waren
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