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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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besiedelten Vororts steuerte. Erst als Baedecker ein Jahr vor dem Apollo - Sojus- Testprojekt die Sowjetunion als Mitglied einer Regierungsabordnung besuchte, erfuhr er von einem sowjetischen Piloten, dass Gagarin in einem entlegenen Waldgebiet abgestürzt und als Ursache des Absturzes »Pilotenfehler« zu den Akten genommen worden war. Es gab Gerüchte über Alkohol.
    Stimmau f zeichnungen existierten gar nicht. Trotzdem hatte sich der Ausdruck »Gagarinmäßig« unter den Testpiloten von Baedeckers und Tuckers Generation als Synonym für einen absolut kühlen Kopf in einer Gefahrensituation gehalten.
    »Ich kapier ’ s einfach nicht«, sagt Tucker mit Zorn in der Stimme. »Diese Scheiß-T-38 ist das sicherste Scheißflugzeug in der gesamten Air Force.«
    Baedecker schweigt.
    »Ein Durchschnitt von zwei Unfällen pro hunderttausend Stunden in der Luft«, sagt Tucker. »Nenn mir ein anderes Ultraschallflugzeug mit solchen Zahlen, Dick.«
    Baedecker tritt zum Fenster und schaut hinaus. Es regnet immer noch.
    »Und es spielt überhaupt keine Rolle, oder?«, sagt Tucker. Er schenkt sich einen dritten Drink ein. »Niemals, oder?«
    »Nein«, sagte Baedecker. »Niemals.«
    Es klopft, und Katie Wilson lugt herein. Tuckers Frau mit dem zerzausten blonden Haar und den eckigen Zügen könnte man auf den ersten Blick für eine hirnlose alternde Cocktailkellnerin halten – bevor man die kühne Intelligenz und die aufmerksame Feinfühligkeit unter dem dicken Make-up und dem Südstaatenbrabbeln entdeckt. »Richard«, sagt sie, »ich bin froh, dass du wieder da bist.«
    »Tut mir leid, dass es so spät geworden ist«, sagt er.
    »Diane möchte mit dir reden«, sagt Katie. »Ich hab ihr zugeredet, sich fürs Bett fertig zu machen, weil ich wusste, andernfalls würde sie die ganze Nacht aufbleiben und die perfekte Gastgeberin spielen. Sie ist seit achtundvierzig Stunden auf den Beinen, und in einer Woche ist es bei ihr so weit, Herrgott nochmal.«
    »Ich halte sie nicht lange auf, Katie«, sagt Baedecker und geht die Treppe hinauf.
    Diane Muldorff trägt einen Morgenmantel, sitzt auf einem blauen Sofa und liest eine Zeitschrift. Sie sieht in der Tat hochschwanger aus. Sie winkt ihn herein.
    »Ich bin froh, dass du hier bist, Richard.«
    »Tut mir leid, dass es so spät geworden ist, Di«, entschuldigt er sich auch bei ihr. »Ich bin mit Bill Munsen und Stephen Fields zum McChord gefahren.«
    Diane nickt und legt die Zeitschrift weg. »Mach bitte die Tür zu, ja?«
    Er gehorcht und setzt sich dann auf den niedrigen Hocker vor ihrem Frisiertisch. Er mustert sie. Dianes dunkles Haar ist frisch gebürstet, ihre Wangen wirken rosig, aber ihre Augen können die Müdigkeit und Trauer der vergangenen Tage nicht verbergen.
    »Tust du mir einen Gefallen, Richard?«
    »Jeden«, antwortete Baedecker wahrheitsgemäß.
    »Oberst Fields, Bob … die anderen … sie haben versprochen, mich über die Ermittlungen der Absturzursache auf dem Laufenden zu halten … « Sie verstummt.
    Baedecker wartet.
    »Richard, kannst du dich persönlich darum kümmern? Ich meine, nicht einfach nur dem offiziellen Vorgehen folgen, sondern die Sache selbst untersuchen und mir alles erzählen, was du rausfindest?«
    Baedecker zögert einen Moment verwirrt, dann ergreift er ihre Hand. »Selbstverständlich werde ich das, Di. Wenn du es möchtest. Aber ich bezweifle, dass ich mehr zutage fördern kann als die Untersuchungskommission.«
    Diane nickt, doch ihr Griff ist kühl und beharrlich. »Aber du wirst es versuchen ? «
    »Ja«, sagt Baedecker.
    Diane streicht sich über die Wange und senkt den Kopf, als wäre ihr plötzlich schwindlig. »Es gibt so viele Kleinigkeiten«, sagt sie.
    »Was meinst du damit?«, fragt Baedecker.
    »Dinge, die ich nicht verstehe«, sagt sie. »David ist mit dem Helikopter nach Lonerock geflogen, hast du das gewusst?«
    »Nein.«
    »Das Wetter wurde schlechter, darum ist er mit dem Auto zurückgefahren, das wir dort stehen haben«, sagt sie. »Aber warum ist er überhaupt hingeflogen?«
    »Ich dachte, er würde da draußen an seinem Buch arbeiten«, sagt Baedecker.
    »Er sollte einen Tag nach der Spendensammlung in Portland nach Salem kommen«, sagte Diane. »Stattdessen flog er nach Lonerock, obwohl das Haus gottverlassen war. Wir wollten erst Wochen nach der Geburt des Babys wieder dorthin zurück.«
    Baedecker legt ihr sanft die Hand auf den Arm.
    »Richard«, sagt sie, »hast du gewusst, dass Davids Krebs wieder angefangen hatte? Ich

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