Mondglanz
längst tot, und sie ist die Letzte aus der königlichen Linie.
Zuerst konnten wir uns nicht leiden. Dina gab mir die Schuld am Tod ihrer Geliebten, Edaine. Dabei konnte ich gar nichts dafür. Wir hatten nicht gerade viele Optionen, nachdem sie mich aus der Raumstation Perlas befreit hatten, also machte Edaine einen letzten Sprung, um mich und alle anderen zu retten. Das ist nun mal das Los von uns Navigatorinnen.
Außer man ist wie ich. Ich habe so viele Sprünge hinter mir, dass ich bezweifle, ob ich eines Tages wirklich ausbrennen werde wie alle anderen. Irgendetwas holt mich immer wieder zurück, wenn ich kurz davorstehe.
Oder jemand. Jemand wie Marsch.
Ich sehe ihn kurz an, aber er reagiert nicht und schaut auch nicht in meine Richtung. Seine Augen funkeln wie bernsteinfarbenes Eis. Er steht uns allen viel näher, als gut für uns ist. Marsch war mal mein Pilot und mein Liebhaber, und vielleicht wird er das eines Tages auch wieder sein. Daran halte ich mich zumindest fest, denn sonst wäre alles andere bedeutungslos.
Nun, fast alles. Wenn ich Marsch verlieren sollte wegen dem, was er auf Lachion getan hat, bleibt mir immer noch Vel. Der ithorianische Kopfgeldjäger hat mich einst quer durch die Galaxie verfolgt und entführt, doch jetzt könnte ich mir keinen besseren Freund wünschen als ihn. Er ist unsere Geheimwaffe, wenn auch für jedermann als solche zu erkennen. Im Gegensatz zu allen Delegationen, die vor uns kamen, haben wir einen Ithorianer im Team, der uns anleiten und davon abhalten wird, katastrophale Fehler zu begehen. Sollten wir Erfolg haben, dann einzig und allein wegen Vel.
Während ich meine Leute einen nach dem anderen mustere, schauen sie munter zurück. Einige grinsen beim Anblick der festlichen Robe, die ich eigentlich nie tragen wollte. Ich presse die Kiefer aufeinander.
Dina räuspert sich. »Können wir jetzt los?«
Ich drücke auf das Panel neben der Rampe. »Bringen wir’s hinter uns.«
Am Ende der Rampe wartet eine ithorianische Eskorte auf uns. Sie sehen martialisch aus, aber nicht feindselig. Vel spricht kurz mit ihnen, dann geleiten sie uns zur Empfangshalle.
Die Zeit, die bis dahin verstreicht, nutze ich, um mir alle nur erdenklichen Sorgen zu machen. Ich habe ein Gefühl, als hätte ich Schmetterlinge im Bauch, hüte mich aber, das laut auszusprechen. Bei meinem Glück verstehen die Ithorianer zwar den Inhalt, aber nicht die Bedeutung der Worte, und kommen zu dem Schluss, ich hätte eine hier streng geschützte Tierart verspeist. Dann wäre diese Mission zu Ende, bevor sie überhaupt angefangen hat. Aber ich sollte nicht einfach solche Sachen behaupten. Vel ist mein Übersetzer, und ein solcher Fehler würde ihm niemals passieren. Ich habe nur einen Höllenschiss, irgendetwas könnte schieflaufen. Verstohlen wische ich meine feuchten Handflächen an der bescheuerten goldenen Robe ab. So weit, so gut.
Trotzdem – noch nie hatte ich so viel Verantwortung auf den Schultern, und ich bin so nervös, wie es schlimmer nicht sein könnte.
Dina, Hammer, Jael und Marsch schreiten hinter mir her wie eine Ehrengarde. Doc ist mit Rose an Bord der Triumph geblieben, um die Daten auszuwerten, die Keri von Lachion geschickt hat. Vel steht zu meiner Rechten, links von mir Constance, die ein wenig steif aussieht in ihrem schwarzen Anzug. Ich hoffe nur, ich tappe nicht gleich ins erste Fettnäpfchen.
Die Empfangshalle wirft alles über den Haufen, was ich bisher über Geschmack und Ästhetik außerirdischer Spezies zu wissen glaubte. Möbel und Teppiche sind nicht aus irgendeinem exotischen Material hergestellt, sondern scheinen … nun ja, lebendig zu sein. Die Stühle bestehen aus einer Art feinsäuberlich zugeschnittener Hecken, deren Blätter weich wie Samt sind. Als ich mit den Fingerspitzen über die Lehne streiche, durchfährt mich ein wohlig-sinnliches Schaudern.
Noch nie hatte ich bei einem Gebäude das Gefühl, es wäre ein lebendiges Wesen, aber hier drinnen scheint alles um mich herum zu pulsieren, beinahe wie ein Herzschlag. So viel Grün mit roten, azurblauen, creme- und apricotfarbenen Spritzern dazwischen. Es ist absolut faszinierend.
Mit einiger Anstrengung gelingt es mir, meine Aufmerksamkeit auf das Ratsmitglied vor uns zu richten. Die Brust sieht anders aus als bei Vel, sie ist farbig und zeigt ein komplexes Muster: eine Art Gitter aus gelben und orangefarbenen Streifen. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Genauso wenig weiß ich, ob sie natürlich sind oder
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