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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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an meiner Gesandtschaft zeigt. Um Namen und Gesichter muss ich mich zwar nicht mehr kümmern, weil Constance das für mich übernimmt, aber ich bin trotzdem froh, als wir endlich zu den Unterkünften geleitet werden. Ich brauche Zeit, mich mit den anderen zu besprechen und über alles nachzudenken.
    Der schwierige Teil kommt erst noch, so viel ist sicher.

3
    Meine Suite ist der reinste Palast, wenn auch ein etwas eigenartiger.
    Farblich ist sie in unterschiedlichen Goldtönen gehalten, weshalb ich mich ein bisschen fühle, als hätte ich mich in einen Juwelierladen verirrt. Gemütlich ist sie nicht gerade; die Sitzflächen der Stühle beispielsweise, sind ein wenig nach vorn geneigt. Aber die luxuriöse Ausstattung beweist, dass die Ithorianer Wert darauf legen, einen guten ersten Eindruck zu machen. Zumindest strengen sie sich an.
    Der Raum ist voll menschlicher Artefakte. In der Ecke steht eine offensichtlich eigens für mich angefertigte Computerkonsole. Ganz besonders gefällt mir die Stehlampe. So etwas bekommt man sonst nur im Museum zu sehen, und ich frage mich, wie alt die Pläne wohl sind, nach denen sie diese Dinge gebaut haben. Vielleicht sind es auch Überbleibsel vom Besuch der ersten menschlichen Delegation vor über zweihundert Umläufen. So wie die Konsole aussieht, könnte das durchaus sein: Es gibt keine Möglichkeit zur Sprachsteuerung, alles muss von Hand eingegeben werden. Wenn ich eine Nachricht absetzen will, muss ich das Programm erst hochfahren. Wenigstens hat die Kiste eine Kamera für Videokonferenzen.
    Was mir ein bisschen Sorgen bereitet, ist das völlige Fehlen von Fenstern. Dient diese Maßnahme meinem Schutz, oder ist das hier ein Gefängnis? Keine der beiden Möglichkeiten klingt verlockend, und beide verheißen nichts Gutes für das Zustandekommen einer Allianz.
    Als Erstes fahre ich das Terminal hoch und setze eine Nachricht an Kanzler Tarn ab, um ihn auf dem Laufenden zu halten. Er soll wissen, dass ich nach wie vor beabsichtige, alles zu tun, damit diese Mission gelingt. Mein erster Bericht fällt natürlich etwas kurz aus, aber ich bin froh, ihm mitteilen zu können, dass die erste Begegnung ohne Zwischenfälle über die Bühne ging. Ich glaube kaum, dass irgendjemand das hätte besser hinkriegen können.
    Vels Zimmer ist im selben Flügel. Constance ist bei ihm, denn er will ihre Datenbank über ithorianische Kultur und Gebräuche vervollständigen. Jael hat gleich neben meiner Suite Quartier bezogen, damit er bestmöglich für meine Sicherheit sorgen kann, wie er felsenfest behauptet. Aber ich bleibe bei meiner ursprünglichen Einschätzung: Er ist der schlechteste Leibwächter aller Zeiten. Im Moment ist er bestimmt schon wieder auf dem Schiff und nimmt bei irgendeinem Glücksspiel unschuldige Klansleute aus, die Lachion zuvor noch nie verlassen haben.
    Marsch lässt sich stumm auf einen der Stühle mit der geneigten Sitzfläche nieder und blickt mich kühl an. Er macht mich nervös. Es muss hart für ihn gewesen sein in der Empfangshalle, umgeben von Aliens. Bestimmt hat er sich bedroht gefühlt, aber er durfte nicht entsprechend reagieren. Nach außen hin kam er mit der Anspannung gut zurecht, aber seine Augen sind noch dunkler als sonst, das Gesicht wirkt hart und abgezehrt.
    »Es ist gut gelaufen«, sagt er schließlich. »Sie sind beeindruckt von dir.«
    Aufrichtig erleichtert, setze ich mich auf den nächstbesten Stuhl und seufze. »Das hoffe ich. Ich kam mir vor, als hätte ich uns durch ein Minenfeld dirigieren müssen.«
    Normalerweise würde ich mich jetzt in seine Arme kuscheln. Aber Marsch kann Berührungen im Moment nicht ertragen. Jeglicher zwischenmenschlicher Kontakt löst Aggressionen bei ihm aus statt Wärme. Irgendetwas ist in seinem Kopf durcheinandergeraten, und jetzt nimmt er jede Annäherung, egal, wie sanft, als Bedrohung wahr. Er kann sich zwar erinnern, wie er einmal für mich gefühlt hat, aber er hat keinen Zugang mehr dazu. Er ist so kühl und weit weg wie ein Sonnenaufgang auf Ielos, sein Wesen durch und durch erfüllt von der gleichen schroffen, gefährlichen Schönheit.
    Ich will ihn so sehr, dass es mir fast das Herz zerreißt, aber ich weiß nicht, ob ich das wiederholen kann, was Mair einst mit ihm gemacht hat, um ihn wieder hinzukriegen. Marsch redet nicht darüber, also kann ich nur raten, wie sie das angestellt hat. Leider hatte Mair Eigenschaften, die ich nicht habe, und eine Ausbildung, die sie zu dieser Aufgabe befähigten. Was mich

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