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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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Wachen und Eunuchen? – schien sich an einem oder zwei Weinschläuchen bedient zu haben. Jedenfalls war er an der bemalten Säule im Eingang hinuntergerutscht und saß mit weit ausgestreckten Beinen, den Helm über die Augen geschoben, da.
    Sanft flackerndes Licht schien unter der Tür zu den Gemächern meiner Mutter hindurch. Ich trat näher, unsicher, was ich nun tun sollte. Licht und eine teilweise geöffnete Tür bedeuteten, dass Katep für mich die Erlaubnis zum Eintreten einholen konnte. Wenn kein Licht schien, bedeutete es, dass Mutter schlief und ich in meine Gemächer zurückkehren musste. Aber hier waren nun Licht und eine geschlossene Tür.
    Ich hörte Mutters klare Stimme auf der anderen Seite. »Warum sollte man ihm Zeit lassen, Vorkehrungen zu treffen? Du solltest Octavian jetzt angreifen, solange er geschwächt ist.«
    Schon wieder dieser Name. Octavian. Wer war das?
    » De eis me audite! «, ertönte eine raue, vertraute Stimme. Tata! »Ein Sieg in Parthien wird Rom daran erinnern, dass ich an der Seite von Julius Caesar gekämpft habe und dass man mir die Macht hätte übertragen sollen anstelle dieses kleinen Würstchens. Dann werden alle mich als den rechtmäßigen Herrscher anerkennen und ihn als das sehen, was er in Wahrheit ist …«
    » … ein kleiner Mann mit einem kleinen Würstchen?«,fragte Mutter und dann lachten sie beiden.
    Auch in meiner Kehle stieg ein Lachen empor. Ich hatte den Sinn ihrer Worte zwar nicht ganz verstanden, aber an ihrem Ton erkannte ich, dass sie etwas Unanständiges gesagt hatte. Ich merkte, wie ich mich immer weiter zu ihrem Lachen hinbeugte, wie eine Nilpalme, die sich über das Wasser neigt. Meine Finger drückten gegen das dunkel bemalte Holz und meine Stirn berührte die kühle Tür.
    Schweigen auf der anderen Seite. Dann wurde ohne Vorwarnung die Tür aufgerissen, sodass das schwere Holz gegen die Marmorwand schlug. Erschrocken schrie ich auf und stolperte zurück. Doch es dauerte weniger als einen Wimpernschlag, bevor ich die kalte Spitze eines Breitschwertes unter meinem Kinn spürte.
    »Wer wagt es, uns zu belauschen?«, brüllte Vater und fletschte die Zähne wie ein Löwe. Er sah furchterregend aus, wie Zeus-Amun in seiner Wut, kurz davor, mich niederzustrecken. Ich stand mit weit ausgebreiteten Armen da, um nicht umzufallen. Das Kinn hoch erhoben über dem kalten Metall atmete ich keuchend. Ich hörte das Geräusch von stolpernden Füßen und klirrender Rüstung, als der Soldat, der im Gang geschlafen hatte, zu uns herübergeeilt kam, dann das unverwechselbare Geräusch eines weiteren Schwertes, das gezogen wurde.
    Das kalte Metall bewegte sich von meinem Gesicht fort. Tata blickte mich mit großen Augen an. »Kleopatra Selene?«
    Mutter stieß einen kehligen Laut aus, den ich nicht zuordnen konnte. Überraschung? Ärger? Vater packte mich am Oberarm und schleppte mich ins Zimmer, als wöge ich nicht mehr als eine Lumpenpuppe. Er ließ mich los und knallte die Tür so fest hinter mir zu, dass die silbernen Weinkelche auf der Elfenbeinplatte des Tisches ins Wackeln gerieten.
    »Kind!«, knurrte er. »Was tust du nur? Ich hätte dich töten können.«
    Ich holte japsend Luft und rieb mir den Arm, wo er mich gepackt hatte. Einen Augenblick lang war ich mir nicht sicher, ob ich mich eingenässt hatte, und ich betete, dass es nicht so war. Ich hätte es nicht ertragen, mich derart vor Mutter zu blamieren. Nicht weinen, nicht weinen. Eine Königin weint nicht.
    »Hier«, sagte Mutter zu Tata und reichte ihm eine Tunika. Tata zog sie sich über den Kopf, und erst da bemerkte ich, dass er unbekleidet war. Mutter fielen die langen Haare über die Schultern, ansonsten trug sie nichts außer ihrem Schlangenarmreif. Sie streckte die Hand nach einem zarten Gewand in der bläulich-grünen Farbe unseres Meeres im Hochsommer aus, schlüpfte hinein und ließ sich dann mit einer einzigen eleganten Bewegung auf dem geschwungenen Sofa nieder wie eine Katze, die sich an einem sonnigen Fleckchen ausstreckt.
    Vater ging hinüber zu dem kleinen Tischchen an der Wand und griff mit zitternder Hand nach einem Weinkelch. Er nahm mehrere große Schlucke.
    »Wo ist Katep?«, fragte Mutter mich.
    Ich gab keine Antwort, da ich es nicht wusste.
    »Wer ist Katep?«, fragte Tata.
    »Ihr königlicher Eunuch und Leibwächter«, sagte Mutter und ließ mich nicht aus den Augen.
    »Ach so«, sagte er. »Ich habe alle eure Wachen entlassen.«
    Mutters Kopf fuhr zu ihm herum. »Du hast

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