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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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daran erinnern.
    »Rufus!«, polterte Vater plötzlich und ich erschrak. »Geleite die Prinzessin zu ihren Gemächern zurück. Und bring auf dem Rückweg mehr Wein mit!«
    Ich folgte dem Soldaten in den düsteren Vorraum hinaus, der Klang seiner genagelten Stiefel hallte in der gespannten Stille hinter mir wider.
    Schon am nächsten Morgen waren Katep und alle anderen Wachen meiner Mutter zurück auf ihren angestammten Plätzen.
~  Kapitel 3  ~
    Im 19. Jahr der Regentschaft meiner Mutter
In meinem 9. Jahr
32 v.d.Z.
    Die Auflösung unserer Welt begann mit diesen sechs Worten: »Hiermit bin ich von dir geschieden.«
    Der König von Ägypten, mein Bruder Caesarion, kam selbst, um uns davon zu berichten. Er fand uns in dem Garten, der den Palast und die große Bibliothek miteinander verband, wo wir uns gerade zum Trigon spielenaufstellten. Ein Mädchen namens Euginia – die Tochter von Mutters Finanzminister – hatte bereits ihre Position als eine der Pilecripi eingenommen, die uns die Bälle zurückbrachten und die Punkte zählten. Euginia war selbst keine schlechte Spielerin, und sie und ich warfen uns den Trigon- Ball oft zu, wenn die Jungen ihrer eigenen Wege gingen. Ich hatte gehofft, Alexandros überreden zu können, sie als dritte Spielerin mitmachen zu lassen.
    Aber wie immer wollte Alexandros nur Iotape dabeihaben. Ich kniff die Augen zusammen und starrte sie über das Spielfeld hinweg an. Die kräftigen Winde vom Meer her wehten ihre Seidenschleier hin und her, sodass sie aussah wie ein exotischer Vogel, der mit den Flügeln flatterte. Wie sollte sie eingehüllt in derartige Stoffmengen spielen können? Ich warf den bemalten Lederball mit einer Hand in die Luft und fing ihn wieder auf, während Alexandros zum wiederholten Male die Regeln mit seiner süßen, aber wie ich befürchtete, nicht sehr geistreichen »Geliebten« durchging.
    » Salvete «, rief Caesarion uns beim Näherkommen zu. Ein ganzer Tross von Beratern und Wachen begleiteten den jungen König. »Ich möchte mit euch beiden sprechen.« Caesarion sprach oft Latein mit uns anstelle des sonst am Hofe üblichen Griechisch. Das hatte er schon immer getan, zu Ehren seines Tata und weil er der Meinung war, dass die Welt nun römisch sei. Und je eher wir die Feinheiten der Sprache lernten, desto besser.
    Caesarion hatte mit seinen fast fünfzehn Jahren die drahtige Gestalt und die wachen, klugen Augen seines Vaters. Ich fand, er sah aus wie eine jüngere Version der Statue, die Mutter von ihrem ersten Ehemann im Caesarium errichtet hatte. Nur mit mehr Haaren.
    »Aber erst musst du mit uns spielen, Bruder!«, rief ich.
    Caesarion hielt inne. »Ich denke, das werde ich. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal gespielt habe«, sagte er und trat auf Alexandros’ Position in dem Dreieck.
    »Und wo soll ich dann spielen?«, rief Alexandros.
    »Sag Iotape, dass sie dir Platz machen soll«, sagte Caesarion. »Du nimmst ihre Position ein.«
    Iotape, die Griechisch lernte und kein Latein, rührte sich beim Befehl des Königs von Ägypten nicht von der Stelle. Alexandros sprach leise mit ihr in einer seltsamen Mischung aus Persisch und Griechisch. Errötend zog sie sich zurück.
    Ich grinste Caesarion zu und warf den Ball, so fest ich konnte. Er fing ihn mit der linken Hand auf und zog angesichts des stechenden Schmerzes in seiner Handfläche die geschminkten Augenbrauen in die Höhe. Schnell ließ er den Ball in seine rechte Hand gleiten.
    »Nun, kleine Schwester«, sagte er. »Ich sehe schon, was hier läuft.«
    Ohne den Blickkontakt zu mir abreißen zu lassen, warf er den Ball Alexandros zu. »Ha!«, murmelte mein Zwillingsbruder und warf ihn fast mit derselben Bewegung weiter zu mir. »Da musst du dir schon etwas Besseres ausdenken!«
    Wir hielten den Ball in dieser Dreiecksbewegung und versuchten uns gegenseitig mit Tricks und Täuschungen zu überlisten, indem wir eine Person ansahen, aber in Richtung einer anderen warfen. Ich hatte schon vor Langem gelernt, auf diese Art Tricks nicht hereinzufallen. Ich achtete nicht auf die Augen oder gar auf die Füße meiner Brüder. Das Einzige, was existierte, war der wirbelnde Ball.
    Ich schleuderte den Ball zu Caesarion hinüber mit größerer Wucht als Achilles, der seinen Speer warf, und der Ball prallte an seinem Handgelenk ab und schlug dumpf auf dem Boden auf.
    »Mein Punkt!«, jubelte ich und tanzte umher. »Ich habe den König von Ägypten geschlagen!«
    »Ein Punkt macht noch kein ganzes Spiel,

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