Mondschein, Kuesse Und Amore
könnest dir etwas im Internet bestellen und die Sachen zu Hause anprobieren. Dann musst du nicht extra in die Stadt.“
„Aber ich müsste auf den Paketboten warten“, murrte sie.
„Lass es ins Hotel liefern, und ich bitte meine Sekretärin, die Sachen zurückzuschicken, die dir nicht gefallen.“ Er dachte nach. „Oder sag mir, was dir gefällt, dann bitte ich sie, ein paar Designer anzurufen und eine Auswahl an Kleidern zu schicken.“
„Eine private kleine Modenschau, meinst du?“ Sie schüttelte den Kopf. „Lieb von dir, aber du weißt ja, was ich von Designerklamotten halte. Sie sind überteuert und nur für einen bestimmten Figurtyp gemacht. Der ich nicht bin.“
„Zufällig gefällt mir dein Figurtyp, also komm bloß nicht auf die Idee, etwas daran zu ändern. Oder zu einer dieser langweiligen Frauen zu werden, die jede Kalorie und die verzehrten Kohlenhydrate zählen.“
Als er das sagte, musste sie lächeln. „Bei meinem Beruf eher unwahrscheinlich.“
Er streichelte ihr Gesicht. „Erlaubst du mir, dir ein Kleid zu kaufen, bellezza ?“
Sie verschränkte die Arme. „Danke für das Angebot, aber ich kann mir meine Kleider selbst kaufen.“
„Das weiß ich doch, bellezza . Ich möchte dir nur etwas Gutes tun.“ Er lächelte betrübt. „Schließlich ist es meine Schuld, dass du keine Zeit hast, shoppen zu gehen, also versuche ich, den Zeitaufwand für dich so gering wie möglich zu halten.“
Sie lehnte ihre Stirn an seine. „Und ich bin ein undankbares Miststück. Tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.“
„Schon gut. Du hast eben im Moment viel zu tun. Aber ich will dich auf der Party dabeihaben.“
„Ich werde da sein. Kommt deine Familie zur Eröffnung?“, wollte sie wissen.
„Nein. Meine Großeltern sind zu gebrechlich, um zu reisen.“
Wieder erwähnte er mit keinem Wort seine Eltern, fiel Ella auf. Und sie war neugierig – warum war er mit ihnen zerstritten? Bis jetzt hatte sie ihn nicht dazu bewegen können, ihr von seiner Familie zu erzählen, obwohl sie selbst ihm ihre schwierige Vorgeschichte längst anvertraut hatte.
Bevor sie weiter darauf eingehen konnte, wechselte er das Thema.
Schließlich kam der Tag der Eröffnung, und das ganze Hotel bereitete sich darauf vor, wobei versucht wurde, die Beeinträchtigung für die Gäste so gering wie möglich zu halten. Tagsüber hatte Rico kaum Gelegenheit, mit Ella zu sprechen, abgesehen von einem Begrüßungskuss, als er ihr den Schlüssel für seine Suite gab, damit sie sich dort für die Party umziehen konnte, und ihr auftrug, sich an den Chefkoch zu wenden, wenn sie etwas aus der Küche brauchte.
Die Torte bekam er erst zu sehen, als Ella ihr den letzten Schliff verlieh. Es war eine Pyramide aus Cupcakes, abwechselnd mit weißer und dunkler Schokoladencreme. Obendrauf befand sich eine weiße Schokoladentorte mit einem Zuckergussbrunnen und Wassertropfen an fast unsichtbaren Drähten.
Als die Party im Gange war, musste Rico Interviews geben und die Journalisten und Fotografen herumführen. Ihm fiel auf, wie viele der Journalisten von der Tortenkonstruktion beeindruckt waren. Es war eine gute Werbung für Ella. Und das verdiente sie – sie hatte hart dafür gearbeitet, dass heute Abend alles perfekt war.
Nach den Journalisten kamen die einflussreichen Geschäftskunden, Leute, die sich für Konferenz- und Eventräumlichkeiten interessierten, und Rico bewies sein Verkaufstalent.
Doch der schönste Moment kam, als alle nach Hause gegangen waren. Alle außer Ella in einem ganz schlichten schwarzen Kleid und High Heels, die Haare elegant hochgesteckt und um den Hals den Glitzerstern, den er ihr in Wien gekauft hatte. Verlangen wallte in ihm auf. Nie hatte sie schöner ausgesehen.
„Ich hatte heute noch gar keine Gelegenheit, mit dir zu tanzen“, sagte er.
Sie lächelte. „Ist nicht so schlimm.“
„Doch, ist es. Und ich habe dich den ganzen Abend vernachlässigt.“
„Weil du gearbeitet hast und mit all diesen Leuten reden musstest.“ Sie streichelte sein Gesicht. „Es ist wirklich nicht schlimm, Rico. Ich verstehe das.“
Von seinen früheren Freundinnen war er ständige Nörgeleien so gewohnt, dass Ellas Gelassenheit ihn förmlich umhaute.
„Alle fanden die Torte klasse. Vielleicht kommt sie sogar in die Zeitung – und ins Internet“, sagte er.
„Schön. Sorge nur dafür, dass ein Foto auf die Internetseite des Hotels kommt, mit einem Link zu meiner Bäckerei“, meinte sie
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