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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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abgelenkt werden, und das Spiel ist ihnen gelungen. Ich fragte Diego: ›Wo sind die anderen?‹ Er sagte: ›Ach, die haben etwas zu erledigen und kommen bald.‹ Ich wurde zunehmend nervöser. Irgendetwas war faul an der Sache. Und dann kamen die
drei Halunken zurück, strotzend vor Selbstzufriedenheit. Sie sagten, so, jetzt wird klar geredet. Und sie zeigten mir dein Handy, mit dem sie deine Entführung gefilmt hatten. Hier ist es …«
    Giovanni zog das Handy aus seiner Tasche.
    »Willst du die Bilder sehen?« Ich schüttelte wortlos den Kopf, und er fuhr fort: »Dann sagten sie: ›Willst du diese Frau wiedersehen, musst du Papiere unterschreiben.‹ Sie schoben mir Dokumente über den Tisch, in denen ich mich bereiterklärte, auf meinen Erbanteil zu verzichten. Was blieb mir anderes übrig? Ich unterschrieb diese Papiere.«
    Ich starrte ihn an, aufgewühlt und fassungslos. Er lächelte ein wenig betreten; in seinen Augen stand ein winziger Funken Schalk.
    »Was hätte ich, deiner Meinung nach, tun sollen?«
    Ich sagte rau:
    »Kannst du auf das Geld verzichten, Giovanni?«
    Er nickte finster.
    »Wenn es um dich geht, kann ich auf alles verzichten. Die Kerle sind … waren zu allem fähig, verstehst du?«
    Ich konnte nur wortlos nicken. Er rieb sich die nasse Stirn. Er war plötzlich sehr blass geworden. »Aber das ist nicht alles.«
    Er holte gepresst Luft. Ich spürte, wie ihm das Reden zunehmend schwerfiel.
    »Als ich unterschrieben hatte, sagte ich: ›Los jetzt! Wo ist sie?‹ Doch sie antworteten: ›Du musst noch etwas für uns tun. Du hast immer nein gesagt, aber sagst du es noch einmal, sieht es für die Frau schlecht aus.‹ Und sie erklärten mir, was sie von mir erwarteten. Es ging darum, dass die Regierung die Gesetze, die ihnen nicht ins Geschäft passten, zurücknahm. Wenn nicht, hatten sie der Verwaltung angedroht, würden sie Hagar Qim in die Luft jagen. Von Sprengstoff hatten sie keine Ahnung. Aber sie wussten, dass ich mich auskenne. Ich sagte: ›Ihr seid bewaffnet, ich habe nur ein Messer zum Brotschneiden
dabei. Und ohne Dynamit kann ich nichts in die Luft sprengen.‹ Da grinsten sie wie Schakale. ›Wir haben mit einem Freund Folgendes abgemacht: Du hast vierundzwanzig Stunden, hört er bis dahin keine Explosion, erledigt er die Frau.‹ Ich sagte: ›Wo lagert ihr den Sprengstoff?‹ Oben an der Küste, sagten sie, in der Nähe von Ghadira. Das war ein ganzes Stück Weg. Ich dachte, sie haben ihr Revier ausgedehnt, diese Halunken. Wir holten also das Zeug, die Fahrt dauerte ein paar Stunden. Dann machte ich mich an die Arbeit. Am nächsten Abend gegen elf, als ich sicher war, dass sich niemand mehr im Tempel aufhielt, befestigte ich die Sprengkörper und zündete die Lunte.«
    Ich packte seinen Arm.
    »Giovanni … ich habe die Explosion gehört. Hast du wirklich …« Ich schluckte würgend. »… Hagar Qim beschädigt?«
    Er fuhr mit dem Handrücken über die Stirn.
    »Nur zwei Pfeiler. Mir war nicht wohl bei der Sache, ich hatte die Sprengkörper so angebracht, dass der Schaden gering blieb. Aber die Schweine hatten mich wieder reingelegt. Nachts ist da keiner, haben sie gesagt. Und das stimmte eben nicht. Der Tempelbezirk wird bewacht, jede Stunde macht der Wächter eine Runde. Das ist so, seitdem die Verwaltung die Drohbriefe erhalten hat. Aber davon wusste ich nichts.«
    Ich schwieg. Ich krallte mich an seiner Schulter fest.
    »Wurde der Wächter verletzt?«
    »Er ist tot«, sagte Giovanni dumpf. »Und was noch schlimmer ist, sein vierzehnjähriger Sohn hatte ihn an diesem Abend begleitet. Er kommt mit dem Leben davon, aber man musste ihm ein Bein amputieren.«
    Plötzlich überfiel ihn ein krampfhaftes Zittern. Seine Haut war grau geworden. Mich packte eine solche Qual, dass ich beide Arme um ihn warf, meine eigene Schwäche vergaß, ihn verzweifelt an mich drückte. Ein paar Atemzüge lang sagte keiner von uns ein Wort. Nach einer Weile hob er sein Gesicht,
das er an meine Schulter gedrückt hatte, und ich sah seine Augen nass schimmern. Er holte gepresst Atem und sprach weiter:
    »Den Ausgang dieser Sache, den hatten sie nicht so geplant. Ich wartete, bis Diego gegangen war. Mit drei Männern wurde ich zur Not noch fertig, vier waren einfach zu viel. Als wir wieder unter uns waren, nutzte ich die erstbeste Gelegenheit, packte Mimmo, der ein Weichling ist, und machte ein wenig Hokuspokus mit dem Messer. Dann schnappte ich mir seinen Revolver und sagte zu den anderen: ›Bleibt mir

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