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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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noch Trinken, und was ich da zu hören glaubte, war unstofflich und rein geistiger Natur, aber viel zu lärmig im Vergleich zu meinem Herzklopfen, dieses hartnäckige Pochen, das mich noch dazu am Schlafen hinderte. Stöhnend rollte ich mich zusammen, wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Und da krachte etwas ganz in der Nähe, schräg oberhalb von mir. Eine glühende Scheibe flog
mir in die Augen, es war, als ob Nadelstiche meine Netzhaut durchbohrten. Ich wälzte mich auf die andere Seite, schlug beide Hände vors Gesicht. Weg mit diesem Licht, verdammt! Und da kam eine Stimme seitwärts von oben, von dorther, wo es so unerträglich hell war, eine Stimme, die ich kannte, und sie rief meinen Namen.
    »Alessa?«

43. Kapitel
    I ch warf mit zitternder Hand mein verfilztes Haar aus dem Gesicht, richtete mich auf Knie und Ellbogen auf und blinzelte in das Licht, das jetzt durchsichtig wurde wie Schmelzglas. Meine Knie waren weich und nahezu gefühllos. Ich vermochte nicht auf die Beine zu kommen. Kalte Luft strich über mein Gesicht, das ich endlich über die Höhe der Steine hinausbrachte, und da sah ich, dass hinter einer Felswand die Sonne blitzte, dass der Himmel rosa flammte und dass der Weg aus der Hölle offen stand. Man hatte die Bretter auf die Seite geräumt, und vor der Höhle bewegten sich Gestalten, die ihre Umrisse veränderten, sobald ich versuchte, meine Sicht auf sie einzustellen. Ich stemmte mich hoch, kroch vorwärts, auf Händen und Knien, dem Licht entgegen, das hereinstürzte wie ein Wasserfall.
    »Giovanni?«, krächzte ich.
    Ich sah ihn nicht, ich hörte nur seine Stimme.
    »Kannst du gehen?«
    Ich hielt mich an den Steinen fest, zog mich hoch, schleifte die Beine nach.
    »Langsam«, hörte ich ihn sagen. »Tu dir nicht weh.«
    Zitternd, schweißgebadet, kam ich auf die Füße. Torkelnd wie eine Betrunkene kletterte ich über die Steine, stolperte nach draußen. Meine Augen waren verklebt, ich konnte kaum die Lider heben, sah alles wie durch ein Prisma, das Formen und Farben verfälschte. Verschwommen erblickte ich zwei Männer im Gegenlicht. Sie standen einfach da und rührten
sich nicht. Ich wusste nicht, wer sie waren und ob ich sie je gesehen hatte. Erst danach fiel mein Blick auf Giovanni, und ich begriff in einem Atemzug, warum ich alleine aus der Höhle kriechen musste. Giovanni konnte sich keinen Schritt bewegen, denn er hielt mit einem Arm einen Mann umfasst. Das Gesicht des Mannes war von Schnittwunden entstellt, aus seiner Nase tropfte Blut, und ein dicker Blutklumpen hing an seinem Mund. Giovanni stand ganz ruhig da und hielt ihn fest. Und als meine Sicht sich halbwegs klärte, sah ich, dass er dem Verletzten einen Revolver gegen die Schläfe drückte. Im gleichen Augenblick bewegten sich die beiden Männer, die wie unwesentliche Komparsen abseitsstanden. Sie hoben die Hände, versuchten zu sprechen. Giovanni schnitt ihnen das Wort ab. Seine Stimme knallte wie ein Peitschenhieb.
    »Schnauze!«
    Beide schwiegen. Giovannis Stimme wurde wieder ganz sanft.
    »Komm, Alessa, komm zu mir. Langsam!«, wiederholte er. »Du darfst nicht fallen …«
    Ich stolperte ihm entgegen und sah sein Gesicht, zur harten, kupfernen Maske erstarrt. Ich hatte ihn in meinem ganzen Leben nie so gesehen. Es war ein ganz anderer Giovanni. Ich taumelte an den Männern vorbei, ihre Augen wichen den meinen aus, sie traten sogar einen Schritt zurück, damit sie mich nicht berührten. Der Verletzte in Giovannis Arm gab ein Stöhnen von sich, der Blutklumpen rollte langsam aus seinem Mund, über sein T-Shirt. Giovanni glich einer Steinfigur, an der der Verletzte sich stützte. Nur der Revolver in seiner Hand warf ein silbriges Geflimmer.
    »Stell dich hinter mich, Alessa«, hörte ich ihn sagen. »Und bleib ganz ruhig, ja?«
    Meine Beine schmerzten bei jedem Schritt. Ich deutete ein Nicken an, wankte um ihn herum. Giovanni trug nur ein T-Shirt, das klamm vor Schweiß an seiner Haut klebte. Die
Tätowierungen auf seinem muskulösen Rücken hoben und senkten sich bei jedem seiner Atemzüge. Und kaum stand ich hinter ihm, als die Welt in Stücke zerplatzte. Ein Schuss krachte, ohrenbetäubend. Giovanni ließ den Mann, den er in den Armen gehalten hatte, einfach los. Der Mann sank zu Boden, und ich sah, dass er nur noch ein halbes Gesicht hatte, der andere Teil war eine blutige Masse. Alles geschah im Zeitraum einer flüchtigen, düsteren Sekunde. Die beiden anderen Männer wirbelten herum und versuchten zu fliehen.

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