Monk - 03
sehe nicht mal die Hälfte davon.«
»Das ist schon okay, Sir«, meldete sich Disher zu Wort. »Ich nicht mal ein Viertel.«
»Jetzt geht es mir gleich besser.« Stottlemeyer warf ihm einen langen Blick zu.
Disher lächelte ihn an. »Ich bin froh, wenn ich Sie unterstützen kann.«
Was mich an Monk immer wieder wundert, sind die Dinge, die er weiß. Wie kann jemand alles über osteuropäischen Zahnersatz oder den unterschiedlichen Kupfergehalt verschiedener Goldarten wissen, aber nicht erklären, was ein Big Mac ist? Mir ist nicht klar, nach welchem Prinzip er entscheidet, was er sich merken will und was nicht. Ich meine, er wird doch eher eine Big-Mac-Verpackung zu sehen bekommen als die Flagge von Georgien.
Monk ließ Schultern und Kopf kreisen, als versuche er, verspannte Muskeln zu lockern, doch ich wusste, damit hatte es nichts zu tun. Vielmehr irritierte ihn ein Detail, eine Kleinigkeit, die sich nicht dort befand, wo sie hingehörte. Stottlemeyer war das Verhalten ebenfalls aufgefallen.
»Was ist los, Monk?«
»Sie ist brünett und Anfang zwanzig«, sagte Monk. »Und gut eins achtzig groß.«
»Das sieht jeder«, gab der Captain zurück. »Sogar ich.«
»Sie ist durchtrainiert«, fuhr Monk fort.
»Stimmt.«
»Das erste Opfer war blond, Anfang dreißig und außerdem ein bisschen schlaff«, erklärte Monk. »Das zweite Opfer war eine kleine Asiatin, noch keine zwanzig Jahre alt.«
»Alle waren Joggerinnen, die erwürgt wurden und denen man den linken Schuh entwendet hat«, sagte Stottlemeyer. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich finde, wir sollten dem Killer den Namen Fußfreak geben«, warf Disher aus heiterem Himmel ein. Wir alle sahen ihn an. »Weil er ihnen immer nur den linken Schuh auszieht.«
»Nein«, widersprach der Captain.
»Wie wär's mit Fußwürger ?«
»Man kann einen Fuß nicht erwürgen«, gab ich zu bedenken.
»Fußphantom«, versuchte es Disher erneut.
»Nein«, sagte Stottlemeyer nachdrücklich.
»Wir müssen ihm doch irgendeinen Namen geben, Captain.«
»Wie wär's mit Täter ?«, schlug ich vor.
»Wie wär's mit Fußteufel ?«
»Wie wär's, wenn Sie endlich ruhig sind, Disher?«, gab Stottlemeyer zurück und sah wieder zu Monk. »Also, worauf wollten Sie hinaus?«
»Warum diese Frauen?«
Der Captain zuckte mit den Schultern. »Diese Frauen waren hier unterwegs, als sich niemand sonst in der Nähe aufhielt. Sie waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.«
Monk schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Er hat diese drei Frauen aus einem bestimmten Grund ausgewählt, den wir noch nicht gefunden haben.«
»Ich habe die ersten beiden Opfer gründlich durchleuchtet«, sagte Disher. »Die eine Frau war verheiratet, die andere ledig. Sie kannten sich nicht, sie lebten in verschiedenen Stadtteilen, hatten unterschiedliche Berufe, und sie trugen auch nicht die gleiche Marke Joggingschuhe.«
»Es muss ein Muster dahinterstecken«, beharrte Monk.
»Nicht alles im Leben verläuft nach Muster«, meinte Stottlemeyer. »Manchmal ist das Leben ziemlich chaotisch.«
»Das sollte es nicht sein«, sagte Monk.
»Das ist es aber.«
»Dann sollten wir das abstellen«, meinte Monk. »Das ist doch unser Job, oder nicht?«
»So könnte man es wohl ausdrücken«, gab der Captain zurück.
Es war auf jeden Fall Monks Job. Er strebt nach Ordnung, und für ihn gibt es nichts Chaotischeres als einen Mord. Meine Theorie ist ja die, dass die Aufklärung eines Mordes für ihn einfach nur darin besteht, die Tatsachen zu ordnen, bis alles an seinem richtigen Platz ist. Mit anderen Worten: Er löst eigentlich gar keine Mordfälle, sondern er räumt nur auf. Und damit wird er vermutlich so lange nicht aufhören, bis er das größte Chaos in seinem Leben aufgeräumt hat – den ungeklärten Mord an seiner Frau Trudy.
Stottlemeyer wandte sich an Disher. »Nehmen Sie sich ein paar Leute und sehen Sie sich in der Umgebung um. Fragen Sie, ob jemand eine junge Georgierin kennt. Fragen Sie auch bei der Einwanderungsbehörde nach, und überprüfen Sie, ob eine Frau vermisst wird, auf die ihre Beschreibung passt.«
»Wird gemacht«, antwortete der Lieutenant.
»An den Schuhen des Mörders dürften sich rote Erde und Hunde…« Monk stockte, da er es nicht fertigbrachte, den Rest des Worts auszusprechen.
»…dreck«, half ich ihm weiter.
»… befinden«, fuhr er rasch fort. »Sie sollten eine Suchmeldung herausgeben.«
»Und wie soll die aussehen?«, fragte Disher. »Halten Sie Ausschau
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