Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden
Kaffee?»
«Ach, komm, sieh nur all die Lichter. Sieht doch hübsch aus. Und ja, ich möchte Kaffee.» Bonar griff nach dem Conoco-Plastikbecher im Halter und sah angestrengt hinein. «Hast du da 'ne Kippe reingeworfen?»
«Nein, ganz bestimmt nicht.»
«Da ist aber was drin.» Er öffnete das Fenster und kippte die Kaffeereste aus. «Möchte nicht wissen, was das war.» Sie kamen an einem Bankgebäude mit einem Thermometer vorbei, das minus sechs Grad anzeigte, aber an der kalten Luft gemessen, die ins Auto blies, hielt Halloran das für reichlich optimistisch. Er hatte mal gehört, dass sämtliche Thermometer in Minnesota um fünf Grad zu hoch geeicht waren, damit die Bevölkerung nicht geschlossen auswanderte. «Machst du bitte das Fenster wieder zu? Man erfriert ja.» Wie ein Hund streckte Bonar seine Nase zum Fenster hinaus und atmete tief ein, bevor er es wieder schloss. «Gibt heute noch Schnee. Kann man riechen.» Er reichte Halloran den gefüllten Kaffeebecher und schenkte sich auch etwas ein. Nicht dass er das Koffein brauchte. Er trank das Zeug eigentlich nur des Geschmacks wegen, doch das war in diesem Fall ein grober Fehler. Nach dem ersten kleinen Schluck musste er sich schon schütteln. «Mein Gott, schmeckt der schauderhaft.»
«Was erwartest du? Er ist von der Tankstelle, nicht von Starbucks.»
«Ich hätte eigentlich gedacht, dass ein Mann mit Knarre besseren Kaffee besorgen könnte, sogar an einer Tankstelle.
Wo sind wir eigentlich? In welcher Straße?»
«Hennepin.»
«Weißt du eigentlich, wohin du willst?»
«Klar. City Hall.»
«Und da findest du auch hin?»
«Ich hab mir gedacht, ich fahr einfach so lange rum, bis ich hingefunden hab.» Bonar kramte in seiner Hemdtasche, zog ein zigmal gefaltetes Stück Papier hervor und strich es auf seinen breiten Oberschenkeln glatt.
«Was ist das denn?»
«Plan vom Zentrum mit Wegweiser zur City Hall. An der nächsten Ampel fährst du rechts.»
«Wo hast du den her?»
«Aus Marjories Computer.» Halloran schaltete die kleine Speziallampe zum Kartenlesen ein und warf einen Blick auf das Stück Papier. Es sah wie eine richtige Karte aus. «Ist ja irre.»
«Ja, irre. Du gibst einfach ein, wo du bist und wohin du willst. Und, Bingo, er druckt dir eine Karte und den kürzesten Weg aus. Echt cool, oder?»
«Ich weiß nicht so recht. Verdirbt einem doch irgendwie den ganzen Spaß.» Sie parkten am Ende einer Reihe von Streifenwagen auf der mittleren Spur einer Seitenstraße, die breiter war als die breiteste Straße in Calumet. Dann gingen sie um das Backsteingebäude herum, das einen ganzen Straßenblock einnahm, und betraten es durch die Vordertür. Ein Uniformierter mit müden Augen zeigte ihnen, welchen Korridor sie zum Morddezernat entlanggehen mussten.
Für diese frühe Stunde waren schon reichlich viele Leute unterwegs, wie Halloran fand, und sie sahen samt und sonders müde aus. Alle, denen sie begegneten, nickten höflich, beäugten aber ganz kurz auch ihre braunen Uniformen mit jenem argwöhnischen Polizistenblick, der besonders ihren Waffen galt.
Als sie den Bereich des Morddezernats betraten, beugte sich Bonar zu Halloran und flüsterte: «Niemand hat uns angehalten. Wenn du dich als Cop verkleidest, kannst du hier reinmarschieren und den ganzen Laden übernehmen.»
«Und was willst du damit?», fragte Halloran und sah sich in dem winzigen, nichts sagenden Empfangsraum um. In einer Wand befand sich ein Fenster mit einer verschiebbaren Glasscheibe. Durch das Glas konnte er einen Blick auf den größeren Raum dahinter werfen, auf die grauen Metallschreibtische, die unschönen Wände und die abgeteilten Nischen eines Großraumbüros, das ausschließlich der anstehenden Arbeit diente.
Eine überaus stämmige schwarze Frau, die sich gerade von einem schweren Wintermantel befreite, erschien auf der anderen Seite der Verglasung und betrachtete sie kurz von oben bis unten, bevor sie die Scheibe zur Seite schob.
«Halloran, richtig?», sagte sie, und der erkannte ihre Stimme vom Telefon.
«Sheriff Mike Halloran und Deputy Bonar Carlson, Kingsford County, Wisconsin.» Sie legten beide ihre Dienstausweise auf die Ablage und öffneten sie, damit man die Fotos sehen konnte. «Und Sie müssen Gloria sein. Sie und ich haben gestern ziemlich häufig miteinander gesprochen, wenn ich mich nicht irre.» Er lächelte sie an.
«Mm-hm. Bin nicht mehr so oft von ein und demselben Mann angerufen worden, seit Terrance Beluda fürchtete, er hätte mich
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