Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden
hätte absolut nicht darauf anspielen sollen, und jetzt würde sie ihn dafür abstrafen.
«Niemand wird es herausfinden, Mitch.» Er seufzte und entschloss sich gegen alle Ausflüchte. «Was herausfinden?»
«Das mit den Tanga-Badehosen.»
«Großer Gott, Grace, das hier hat damit nichts zu tun.»
«Komm schon, Mitch. Du bist doch beinahe in Ohnmacht gefallen, als du es in der Textdatei gelesen hast.»
«Ich war überrascht, das ist alles. Ich hatte seit Jahren nicht mehr daran gedacht.» Er schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf «Meine Güte. Ich kann nicht fassen, dass du's da eingearbeitet hast.» Grace zuckte gut gelaunt mit den Achseln. «Ich brauchte einen Hint.»
«Aha. Und der einzige Hint, der dir eingefallen ist, war eben eine Halskette mit einem Anhänger, auf den ‹Tanga› graviert ist.»
«Du warst doch begeistert von der Halskette. Das Ganze sah doch genau aus wie eine Hundemarke, was ja auch perfekt zu deinen Grunge-Klamotten aus dem Army-Surplus passte, wenn ich das mal hinzufügen darf. Du hast gelacht, bis dir die Tränen kamen, als du es geöffnet hast, und dann hast du sie immer getragen.»
«Unter meiner Kleidung, wenn ich dich erinnern darf, damit niemand sie sah. Und da sie ein Geschenk war, musste ich sie ja tragen. Ich wollte dich nicht kränken. Wusstest du eigentlich, dass das verdammte Ding mir die Brust grün gefärbt hat?» Seine Brust war tatsächlich grün geworden, und trotzdem wollte er die Halskette nicht abnehmen, denn sie war ja ein Geschenk von ihr. «Ich dachte, es würde dir Spaß machen, sie im Spiel wieder zu entdecken.»
«Ach, wirklich? Schlimmer bin ich nie gedemütigt worden, und du dachtest, es würde mir Spaß machen, daran erinnert zu werden?» Grace wirkte ausgesprochen fröhlich. «He, du warst ein absolutes Schnuckelchen. Hast du die Bilder noch?»
«Nein, ich habe die Bilder nicht mehr, und würdest du bitte nicht so schreien? Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie die Meute da draußen über mich herfallen würde, wenn herauskäme, dass …»
«Dass du Tangas vorgeführt hast?»
«Das war eine einmalige Sache. Ich brauchte das Geld. Und es waren keine Tangas.»
«Sie waren aber winzig. Echt winzig.» Sie grinste und wartete nur darauf, dass die Schamröte seinen Hals hinaufkroch, dass seine Augen zu blinzeln begannen, und zwar so schnell, wie sie es immer taten, wenn sie ihn wegen irgendetwas verspottete. Aber er überraschte sie.
«Du wärmst das alles wieder auf, Grace», sagte er todernst.
«Ich hätte niemals gedacht, dass dir je danach zumute sein würde.» Und da war es an Grace zu blinzeln.
Kapitel 7
An diesem Abend sah Grace vom Herd aus zu, wie Charlie langsam auf den Küchenstuhl kletterte und dabei seine wuchtigen Pfoten ganz vorsichtig aufsetzte, damit der Stuhl nicht umkippte. Es hatte viel Zeit gekostet und ihm so manchen Sturz rücklings aufs Linoleum beschert, bei dem seine Pfoten arg gelitten hatten, bis er sich diesen Trick selbst beigebracht hatte. Mit Hundemaßstäben gemessen, fand Grace, war Charlie wahrscheinlich ein Genie.
Nachdem er alle viere auf der glatten hölzernen Sitzfläche platziert hatte, drehte er sich Zentimeter für Zentimeter um, bis sein Stummelschwanz die Rückenlehne streifte, und ließ sich dann mit einem hörbaren Seufzer nieder.
«Du bist ein geniales Tier.» Grace lächelte ihm zu. Charlie lächelte zurück und ließ dabei die Zunge aus dem Maul hängen.
Sie hatte keine Ahnung, warum dieser Hund darauf bestand, auf Stühlen zu sitzen, aber sie konnte Panik durchaus nachvollziehen, wenn sie deren Symptome sah, und gleich am ersten Abend, als sie Charlie aus der Seitengasse, in der sie ihn gefunden hatte, mit zu sich nach Hause gebracht hatte, war der Hund in Panik verfallen, als sie versucht hatte, ihn daran zu hindern, auf ihre Möbel zu klettern. Aber er hatte sich nicht flach auf den Boden gelegt, den Kopf zwischen den Vorderpfoten, und herzerweichend gewinselt. Nein, er hatte auf den Hinterbeinen regelrecht getanzt und so schrecklich geheult, als wimmelte es auf dem Boden von Untieren und sein Heil sei allein in einer gewissen Höhe zu finden. Er war bereits ausgewachsen gewesen, aber offenbar von Hunger so geschwächt, dass sie ihm auf einen Stuhl hatte hinaufhelfen müssen. Dabei hatte sie instinktiv gehandelt und war erst später auf den Gedanken gekommen, dass der fremde Hund sie mit gefletschten Zähnen hätte angreifen können.
Aber das hatte Charlie nicht getan. Als er
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