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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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und Angehörigen, die Spalier standen und zuschauten, brauchten es. Als sie schließlich ihre Geräte zusammenpackten, aufstanden und zurücktraten, weinte einer von ihnen ganz ungeniert. Er hatte vor einer Million Jahren bei den Minnesota-Meisterschaften gegen Marty Pullman gerungen und gelacht, als er verlor, denn der Versuch, Martys Monsterschultern zu Boden zu pressen, glich dem Versuch, einen Gorilla aufs Kreuz zu legen.
    Jack hatte sich weit genug entfernt, um den Sanitätern Ellbogenfreiheit für ihre Arbeit zu geben, aber auch nicht weiter. Kaum waren sie gegangen, kniete er wieder an Martys Seite, denn er sah so traurig aus, wie er ganz allein dort lag.
    Die Polizisten kamen einer nach dem anderen zur Tür herein und sahen in stummer Reverenz auf einen der ihren hinunter, bevor sie wieder hinausgingen und im prasselnden Regen verschwanden. Als sie die Türöffnung nicht mehr abschirmten, wurde der Regen vom Sturm auf Martys Leiche getrieben und wusch das Blut von seiner Brust.
    Gino, Magozzi und Lily standen nahe der Türöffnung, und irgendwie hatte Lilys Hand sich in die Magozzis gestohlen. Sie fühlte sich winzig an und zerbrechlich und traurig. Es würden einige Augenblicke relativer Ruhe folgen, bevor die Kriminaltechniker über den Tatort herfielen, um den Tod zur Wissenschaft zu machen. Zu viele Augenblicke, um Jack Gilbert ganz allein dort sitzen zu lassen, dachte Gino. Er bemühte sich, mürrisch zu sein, weil er Jack Gilbert nicht leiden konnte, stemmte sich aber nichtsdestoweniger von der Wand ab, um hinüberzugehen und sich neben Jack zu stellen.
    Nachdem das viele Blut weggewaschen war, bemerkte Gino die lange gezackte Narbe auf Martys regloser Brust. «Großer Gott», murmelte er. «Woher hat er die Narbe?»
    «Sein Vater», sagte Jack. Seine Stimme war so leblos wie der Mann neben ihm.
    «Was?»
    «Sein Vater hat ihm die Schnittwunde beigebracht, als Marty noch ein Junge war.»
    «Verdammt.» Gino schloss kurz die Augen und dachte daran, wie viel Lebensgeschichte einen Menschen letztlich ausmachte, dass man nie alles über jemanden wusste und dass es überall Ungeheuer gab.
    Er drehte sich um, als der Regen von einer besonders starken Bö zur Türöffnung hineingepeitscht wurde und mit einem widerwärtig schmatzenden Geräusch auf Martys bloße Haut traf. Ginos Gedanken eilten zurück zum Beginn dieses Falls, zu Lily Gilbert, die die Leiche ihres Mannes aus dem Regen nach drinnen geschafft und dadurch seinen so geschätzten Tatort kontaminiert hatte. Als er zu ihr schaute, wie sie da neben Magozzi stand, blickte auch sie gerade durch ihre dicken Brillengläser zu ihm herüber. Sie weinte nicht, sie sagte nichts, sie sah ihn nur an.
    Gino blickte wieder hinunter auf Martys Gesicht, auf das der Regen fiel, und verstand ein paar Dinge.
    Magozzi zog eine Augenbraue in die Höhe, als er sah, wie Gino in die Hocke ging, mit den Armen unter Marty Pullmans Schultern und Knie griff, den Toten aufhob und aus dem Regen zum Sofa trug, wo er ihn sanft ablegte.
    Als Gino sich umdrehte, sah Lily ihn noch immer an. Sie nickte einmal und ging dann hinüber, um sich hinter Jack zu stellen. Sie legte ihm die Hände auf die bebenden Schultern, beugte sich vor, um ihn auf den Scheitel zu küssen, und flüsterte: «Komm, kümmere dich um deine Mutter. Ihr bricht das Herz.»
    Chief Malcherson war innerhalb einer halben Stunde nach der Schießerei eingetroffen, um mit den Ermittlungen zu beginnen. Er nahm die Aussagen von Magozzi und Gino auf, ließ sich Magozzis Waffe geben und leitete sämtliche Maßnahmen ein, die ergriffen werden mussten, wenn ein Officer im Dienst tödliche Gewalt angewendet hatte. Formal war Magozzi suspendiert, bis die Dienstaufsicht die Umstände des Todes von Jeff Montgomery geklärt hatte – Gino musste alle Berichte unterschreiben, die bis dahin abgefasst wurden –, aber Malcherson dachte keine Sekunde daran, ihn nach Hause zu schicken. Erstens hätte Magozzi sich dem widersetzt, was zu einer unschönen und untragbaren Situation geführt hätte, denn sie wären beide gezwungen gewesen, auf ihren Positionen zu beharren, was der Untersuchung nur schaden konnte. Zum anderen kannten und vertrauten die Gilberts ihm, und wenn es einen Schlüssel gab, diesen Fall abzuschließen, dann besaßen ihn die Gilberts. Manchmal befolgte man die Vorschriften buchstabengetreu, und manchmal tat man es nicht. Malcherson blieb, während Jimmy Grimm und sein Team die Spuren am Tatort sicherten, und entließ

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