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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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vorher kannte ich nicht einmal ihren Namen. Da erst wurde mir klar, was ablief und dass derjenige, der vom Speicher aus beobachtet hatte, was wir taten, uns jetzt einen nach dem anderen umlegte.»
    «Was die taten, Jack», verbesserte Gino ihn. «Nicht Sie.»
    «Egal. Ich habe Blut an den Händen, gleichgültig wie man es betrachtet. Wenn ich es Ihnen eher erzählt hätte, wäre es Ihnen vielleicht gelungen, sich alles früh genug zusammenzureimen, und Marty wäre jetzt nicht tot.»
    Magozzi sagte ihm die Wahrheit. «Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht. Jeff hat sich ziemlich gut verborgen gehalten.»
    Er hatte ihm einen kleinen Knochen hingeworfen, aber das würde Jack niemals reichen, und mehr hatte Magozzi nicht anzubieten. Einerseits hätte er Jack am liebsten den Hals umgedreht, denn er musste annehmen, dass Marty tatsächlich nicht hätte sterben müssen, wenn sie bestimmte Dinge früher gewusst hätten –, aber andererseits empfand er großes Mitleid mit dem Mann. Wie musste ein Mensch sich fühlen, wenn der eigene Vater ihn zum Killer machen wollte und ihn enterbte, wenn er sich widersetzte?
    Jack stand auf und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. «Da ist noch etwas anderes. Pop hat gesagt, dass sie das schon seit Jahren machten, dass sie eine Menge Nazis umgebracht hatten. Er sagte, er hätte eine Liste im Computer, aber ich habe nichts gefunden. Kann sein, dass er sie gelöscht hat.»
    «Wir schicken jemanden her, damit der Computer abgeholt wird, und überprüfen das», sagte Magozzi.
    Jack zuckte die Achseln. «Vielleicht ist es ja auch gar nicht wahr.»
    «Es ist leider wahr», sagte Magozzi. «Wir haben es erst heute Nachmittag herausgefunden. Ben Schuler hatte auf der Rückseite von Bildern in seinem Haus ein Verzeichnis derer angelegt, die sie umgebracht haben.»
    Lily richtete sich auf ihrem Stuhl auf. «Wie viele?»
    «Bisher über sechzig.»
    Sie schloss die Augen.
    «Sie hatten keine Ahnung, was Morey all die Jahre getrieben hat?»
    Sie nahm die Brille mit den dicken Gläsern ab, öffnete die Augen und sah ihn an. Es war das erste Mal, dass Magozzi ihre Augen ohne die Brille sah, durch die sie sonst abgeschirmt wurden. Sie waren sehr schön, dachte er, und Tragik lag in ihnen.
    «Ich sage Ihnen, was ich wusste. Er sprach gleich nach dem Krieg davon. Andere Leute, kleine Gruppen brachten diese Männer zur Strecke und ermordeten sie. Er hielt das für gerecht. Für etwas Nobles. Ich habe zu ihm gesagt, wenn er je unser Haus verlassen würde, um ein menschliches Wesen zu töten, brauche er gar nicht erst wiederzukommen, und danach hat er nie wieder darüber gesprochen.»
    «Er hat mindestens zweimal im Jahr ohne Sie diese Reisen unternommen», rief Gino ihr ins Gedächtnis. «Kam Ihnen das nicht seltsam vor?»
    «Sie sind ein misstrauischer Mensch, Detective Rolseth.
    Ihre Frau verreist übers Wochenende mit Freunden, und Sie denken, aha, sie ist unterwegs, um Menschen umzubringen? Morey und Ben sind ab und zu zum Angeln gefahren. War das so schwer zu glauben? Na, jedenfalls war das alles, was ich wusste bis zu jener Nacht, in der Morey erschossen wurde. Ich dachte, er sei im Gewächshaus wie jeden Abend. Doch dann weckte er mich gegen Mitternacht und sagte, er habe das Tier umgebracht.»
    «Ein Tier?», fragte Gino.
    «Das Tier. So nannten wir ihn. Er war ein SS-Mann in Auschwitz.»
    «Heinrich Verlag», sagte Magozzi. «Auch bekannt unter dem Namen Arien Fischer.»
    Jacks Kinnlade fiel vor Entgeisterung herunter. «Fischer? Der Mann, der an die Eisenbahnschienen gebunden wurde? Willst du mir sagen, dass Pop das getan hat? Und dir dann davon erzählt hat?»
    Lily nickte. «Verlag kannte ich. Verlag hatte ich erlebt. Sechzig Jahre lang habe ich mir gewünscht, dass der Mann den Tod findet. Und da kommt Morey zu mir, stolz wie ein Kater, der eine tote Maus nach Hause bringt, und glaubt, ich hätte nichts dagegen, dass er den Mann getötet hat. All diese Jahre, und er hat mich nicht gekannt.»
    «Du hättest es mir sagen sollen, Ma.»
    «Meinst du, ich wollte meinen Sohn wissen lassen, dass sein Vater ein Mörder war?»
    «Aber ich wusste es schon.»
    Lily lächelte ihm traurig zu. «Das sagst du mir jetzt.»
    Magozzi legte seinen Stift zur Seite und rieb sich die Augen. Es waren beinahe zu viele Informationen, um sie zu verarbeiten, und keine von ihnen war positiv für Jack oder Lily.
    «Wir werden alles protokollieren und weiterleiten müssen», sagte Gino und gab damit seinen Gedanken

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