Monkeewrench 02 - Der Koeder
einer Waffe, die auf Magozzis Brust zielte.
«Bitte stehen Sie auf, Detective. Und zwar langsam. Dann gehen Sie ins Haus.»
Keine Waffe, keine Waffe, keine Waffe – ein paralysierendes Mantra, das sie nicht losließ, und dann hörte sie Magozzis Antwort: «Tut mir leid, aber daraus wird nichts» –, da ging plötzlich ihr Herz auf, und sie dachte nur noch an Magozzi. Magozzi, der auf ihrem Hinterhof in dem Holzsessel saß, Charlie auf dem Schoß; Magozzis schelmisches Lächeln, als er ihr von seinem langfristig angelegten Verführungsplan erzählte; Magozzi, der ihr vor all den Monaten das Leben gerettet hatte und immer wieder vor ihrer Tür aufgetaucht war, sich geweigert hatte, sie in Ruhe zu lassen, und hartnäckig geblieben war.
Grace MacBride hatte nie wirklich ein Privatleben gehabt, aber sie wusste ganz genau, dass die einzige Chance darauf draußen auf den Verandastufen saß und bereit war, für sie zu sterben.
Sie schnappte sich die beiden Weingläser, die sie auf dem Fußboden abgestellt hatte, stieß mit der Hüfte gegen die Fliegentür, sodass sie gegen die Außenwand knallte, und schwankte auf die Veranda. «He, Liebling, stell dir nur vor… oh. Hallo. Ich wusste ja gar nicht, dass wir Besuch haben.»
Sie stolperte so rasch die Treppe hinunter, dass der Wein in den Gläsern schwappte, und ein leicht angetrunkenes Grinsen verfremdete ein Gesicht, das diesen Ausdruck noch nie angenommen hatte, die unmögliche Vision von Grace MacBride als der einfältigen Hausfrau aus dem Vorort, so unerwartet, dass sie Sekunden herausschinden konnte, wo keine mehr übrig gewesen waren.
Nur für einen kurzen Augenblick sah die Gestalt auf dem Weg Grace verblüfft an, und in diesem Augenblick hechtete Magozzi mit einem Satz von der Veranda, der die Entfernung zwischen Leben und Tod überbrückte, rammte Tim Matson den Kopf gegen die Brust und schleuderte ihn rückwärts auf den harten Beton des Gehsteigs.
KAPITEL 45
Der erste Streifenwagen traf ein, als Tim Matson noch keine fünf Minuten auf dem Weg vor Magozzis Haus am Boden lag. Er zappelte heftig und wehrte sich gegen die meterlangen Streifen Klebeband, die Grace um seine Arme und Beine geschlungen hatte, während Magozzi ihn festhielt. Er gab wütende Töne von sich, die von dem Klebeband, das sie ihm über den Mund geklatscht hatte, gedämpft wurden.
Gino traf ein paar Sekunden später ein und McLaren nur wenig danach. Magozzi saß auf dem Boden neben dem verschnürten Matson. Er war völlig erschöpft und vermutete, dass in Kürze das gesamte Department versammelt sein würde.
Er warf einen Blick hinüber zu Grace, die klein und einsam wirkte, wie sie da auf den Verandastufen saß und nach unten starrte. In dieser Sekunde wusste er, dass sie es niemals schaffen würden. Er war ein Idiot gewesen, wenn er je geglaubt hatte, dass sie eine Chance hätten. Alles, vor dem sich Grace je gefürchtet hatte, gehörte zu der Arbeit, mit der Magozzi seinen Lebensunterhalt verdiente, und manchmal, verdammt, verfolgte einen diese Arbeit bis nach Hause.
Während der nächsten Stunde beantworteten er und Grace Fragen, gaben Aussagen ab, erzählten ihre Geschichte McLaren, den Kriminaltechnikern und den Erste-Hilfe-Sanitätern, während Gino zusammen mit Matson, der inzwischen Handschellen trug, im Streifenwagen saß und weiß Gott was trieb. Nachdem alle anderen fort waren, kam Gino nach drinnen und setzte sich zu Magozzi und Grace an den Küchentisch.
«Seid ihr beide so weit okay?»
Magozzi und Grace sahen einander an, aber keiner von beiden sagte etwas, und Gino konnte auch nicht in ihren Gesichtern lesen. Er wartete ein Weile und fühlte sich von Minute zu Minute unbehaglicher. Es stand eine offene Flasche Wein auf dem Tisch, deren Etikett mit anscheinend französischen Wörtern bedruckt war. McLaren würde es wissen, Gino war es egal. «Leo, schenk mir doch bitte ein Glas ein, ja? Und erzähle mir, was der Junge zu dir gesagt hat und was du noch weißt.»
Magozzi wandte den Blick von Grace ab. Seit es geschehen war, hatte sie kein Wort mehr zu ihm gesagt. Zum letzten Mal hatte er ihre Stimme gehört, als sie McLaren gegenüber ihre Aussagen gemacht hatte. «Er hat gar nichts gesagt, sondern ist nur den Weg raufgekommen und hat mich aufgefordert, ins Haus zu gehen.» Er ging zum Schrank, um ein Glas zu holen, und stellte es Gino hin.
«Aber du hast Grace vorher ins Haus geschickt. Warum hast du das getan?»
Achselzuckend sagte Magozzi: «Ich sah ihn
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