Monkeewrench 02 - Der Koeder
haben zudem eine Menge Gründe, die Auftragskiller-Theorie zu bezweifeln, und nur einen Anhaltspunkt, sie zu untermauern – die Reisen nach Übersee. Diese Dreiergeschichte bereitet mir wirklich Kopfzerbrechen. Drei Killer für einen Mord? So etwas habe ich noch nie gehört.»
Gino warf seinen Bleistift auf die Tischplatte. «Je länger man darüber nachdenkt, desto weniger leuchtet es ein. Wir haben gerade eine halbe Stunde damit verbracht, McLaren und Langer davon zu überzeugen, dass unsere drei Alten Killer waren, und jetzt verbringen wir eine halbe Stunde damit, uns selbst davon zu überzeugen, dass sie es nicht waren.»
Magozzi lächelte. «Ein verteufeltes Karussell, stimmt's?»
«Schätze ich auch.» Gino griff über den Schreibtisch und zog die Akte zum Mord an Arien Fischer zu sich, die Langer ihnen gegeben hatte, bevor er gegangen war. «Das hier macht mich völlig fertig. Klar, jeder will irgendwann mal irgendjemanden umbringen, aber womit hat Arien Fischer einen solchen Tod verdient? In der Gärtnerei einen Blumentopf umgeworfen? Oma Klebers Autotür eine Beule verpasst? Mann, das war doch brutal.» Er warf Magozzi ein Hochglanzfoto über die Schreibtische hinweg entgegen. «Hast du dir diese Fotos angesehen? Sie haben den armen Kerl mit Stacheldraht an die Gleise gebunden, Herrgott noch mal! Wir haben doch von Vorsatz gesprochen, oder? Das Zeug kann man nicht einfach im Laden an der Ecke kaufen. Die haben es sich lange vorher besorgt. Folter war Teil ihres Plans.»
Magozzi richtete das Hochglanzfoto vor sich aus und starrte darauf. Er verbannte alle unnötigen Gedanken aus seinem Kopf, sodass der eine Gedanke, der sich seit dem Frühstück mit Malcherson unterschwellig formiert hatte, langsam ins Bewusstsein vordringen konnte. Möglich, dass dieser Gedanke schon seit Beginn der Ermittlungen vorhanden gewesen war. Sein Verstand hatte abgespeichert, wogegen sich sein Bewusstsein noch sperrte, eine traurige und unschöne Erkenntnis, die im Dunkeln verborgen lag, bis es Zeit wurde, sich zu zeigen.
Und dieser Zeitpunkt war gekommen.
«Mein Gott, Gino. Das ist es.»
Gino stand langsam auf und sah hinüber auf das verkehrt herum liegende Foto, um zu verstehen, was Magozzi sah. «Was? Verdammt noch mal, was denn?»
Magozzi sah ihn so niedergeschlagen an, wie Gino ihn noch nie erlebt hatte. «Stacheldraht. Züge. Konzentrationslager. Sie waren Juden, Gino. Überlebende des Holocaust.»
Gino ließ seinen massigen Körper in Zeitlupe wieder auf den Stuhl sinken und behielt Magozzi im Auge.
«Sie waren keine Auftragskiller», sagte Magozzi traurig. «Ich wette zehn Cent gegen meine Marke, dass Morey, Rose Kleber, Ben Schuler Nazis umgebracht haben, Nazis, die davongekommen waren. Und diesen hier» – er stieß mit einem Finger auf Arien Fischers Foto – «den kannten sie persönlich.»
Gino blickte wieder auf das Foto, drehte seinen Stuhl zur Seite und starrte eine Weile auf die Wand. «Angela hat mich einmal überredet, mir eine Sendung im öffentlichen Fernsehen anzusehen. Jemand machte Interviews mit Juden. Überlebende aus den Konzentrationslagern. Eine Gruppe von alten Männern und Frauen, die von den Nazis redeten, die sie nach dem Krieg gejagt und umgelegt hatten. Keine offiziellen Sachen wie von diesem Simon Wie-heißt-er-noch…»
«Wiesenthal?»
«Ja. Genau der. Aber so etwas war es eben nicht. Dies waren Gruppen im Untergrund, kleine Todesschwadronen, und sie sagten, es gebe viele von ihnen.»
«Hast du ihnen geglaubt?», fragte Magozzi.
«Ich weiß nicht. Zuerst dachte ich, es wäre nur sensationslüsterner Mist, den sie zwischen die Eigenwerbung schalten, um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Aber diese Leute hatten Listen mit den Namen derer, die sie angeblich umgebracht hatten, und sie wussten Einzelheiten über ungelöste Fälle, die von den lokalen Dienststellen zurückgehalten worden waren. Als die Sendung vorbei war, standen mir die Nackenhaare zu Berge.»
KAPITEL 31
Als Langer und McLaren vom Mittagessen zurückkamen, setzten sich Magozzi und Gino mit ihnen zusammen und legten ihnen ihre Überlegungen dar.
Langer merkte, dass er sich schwer tat – vielleicht, weil er Jude war, vielleicht aber auch, weil es so verdammt einleuchtend war, dass er es nicht wegdiskutieren konnte. Die Vorstellung von Morey Gilbert als Auftragskiller hatte genügend Lücken, um in ihm die Hoffnung zu wecken, dass sie nicht wahr wäre. Morey als Nazi-Killer schloss die meisten dieser
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