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Monkeewrench - 02 - Der Köder

Monkeewrench - 02 - Der Köder

Titel: Monkeewrench - 02 - Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Erde in seinen Händen und unter seinen Fingernägeln zu spüren, den Morgentau in einer Tulpenblüte zu sehen und zu beobachten, wie an den Black-Mountain-Fichten, die er mit seinem eigenen Messer sauber zurückgeschnitten hatte, neue Triebe sprossen. Wenn ihm nach getaner Arbeit ein Wunsch gewährt worden wäre, hätte er sich entschieden, für immer in dieser Gärtnerei zu arbeiten, von Mrs. Gilbert zu lernen und sich eventuell in das Geschäft einzukaufen, wenn er etwas Geld aufbringen konnte.
    Komisch, wie die Dinge sich fügten, wie das Entsetzen und der Schock über den Tod seiner Eltern ihn unwissentlich an den Ort und zu dem Leben geführt hatten, für das er bestimmt war.
    Die Straßen um die Gärtnerei waren jetzt absolut leer. Die Leute in der Nachbarschaft saßen wahrscheinlich wie gebannt vor ihren Fernsehern, warteten auf Tornados und darauf, dass die aufgeregten Meteorologen ihnen sagten, wann sie Schutz suchen sollten. Alle außer ihm natürlich. Er konnte es sich nicht leisten, vor dem bisschen schlechten Wetter Reißaus zu nehmen, denn er befand sich auf einer Mission, und manchmal waren Missionen sehr gefährlich.
    Er hatte den Block um die Gärtnerei bereits dreimal umrundet und alles so vorgefunden, wie es sein sollte. Keine bewaffneten Gestalten, die in den Büschen kauerten, der einzelne Streifenwagen, der am Nachmittag vorgefahren war, weiterhin auf seinem ursprünglichen Parkplatz und, am allerwichtigsten, Mrs. Gilbert noch immer sicher im Haus.
    Ein fernes Donnergrollen ließ ihn leicht zusammenzucken, und er verbarg ein nervöses Kichern hinter vorgehaltener Hand. Der Himmel wurde von Minute zu Minute schwärzer, und im Westen zuckten Blitzgespinste von Wolke zu Wolke, gefolgt von bedrohlichem Donnern, und luden die Luft mit elektrischer Spannung auf. Mein Gott, was für ein Spaß. Der sanftmütige und stille Jeff Montgomery schlich umher, obwohl es fast dunkel war, spähte um sich und durchbohrte mit seinen Blicken noch die finstersten Schatten, genoss den Kitzel möglicher Gefahr.
    Als er die Hecke der Gärtnerei erreicht hatte, drückte er sich an das Blattwerk und bewegte sich langsam und verstohlen, Zentimeter für Zentimeter, an dem natürlichen Schutzschirm entlang. Er wandte den Kopf in alle Richtungen, hielt mit wachsamem Auge Ausschau nach Verdächtigem und blieb in Deckung. Er konnte es sich nicht erlauben, gesehen zu werden – wenn Mr. Pullman oder der Officer ihn entdeckten, wäre alles vorbei, und sie würden ihn nach Hause schicken. Es konnte auch passieren, dass sie ihn aus Versehen erschossen. Er musste sehr, sehr vorsichtig sein.
    In diesem Augenblick kam es ihm ganz und gar nicht abwegig vor, an all das zu denken, was die Gilberts für ihn getan hatten – sie hatten ihm das Doppelte dessen gezahlt, was andere Gärtnereien ihren Hilfskräften zahlten, waren für die Kurse an der Uni aufgekommen, ja, hatten ihm sogar bei der Miete ausgeholfen, wenn er am Ersten des Monats mal knapp bei Kasse gewesen war. Er wusste, dass sie es nicht erwartete, aber irgendwann würde er Mrs. Gilbert alles bis auf den letzten Penny zurückzahlen. Es war das Mindeste, was er tun konnte.
    Er spürte eine heimliche Freude, als ihm bewusst wurde, dass er sich jetzt auf dem Gelände der Gärtnerei befand und ihn, bis jetzt jedenfalls, niemand entdeckt hatte – ausgemacht hatte, wie er sich korrigierte. Teufel, er war ja richtig gut. Vielleicht sollte er zu studieren aufhören und zur CIA gehen.
     
    Als Marty Pullman sich das letzte Mal so gefühlt hatte – als hätte jemand einen Schalter umgelegt und sein Gehirn abgestellt –, hatte er auf dem kalten Beton der Auffahrt zum Parkplatz gesessen und auf seine tote Frau geschaut.
    Die Gefühle, die ihn an jenem Abend überwältigt hatten, kämpften wieder um ihren Platz in der Reihe – Fassungslosigkeit, Empörung, Schock und schließlich eine unendliche Traurigkeit. Jack hatte Recht mit diesem blöden Elvis-Vergleich, denn seine Welt war in ihren Grundfesten erschüttert und auf den Kopf gestellt. Wie kommt man darüber hinweg, dass jemand, den man verehrt, ja, vergöttert hat, weil er so viel besser war, als man jemals hoffen konnte, selbst zu sein, dass dieser Mann genauso viele Fehler gehabt hatte wie man selbst. Im Zweifel sogar ein paar mehr, dachte er, wenn man es rein zahlenmäßig betrachtete. Wie um sich von dem Schock abzulenken, hatte er den albernen Versuch unternommen, zu schätzen, wie viele Menschen Morey wohl in all den Jahren

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