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Monkeewrench - 02 - Der Köder

Monkeewrench - 02 - Der Köder

Titel: Monkeewrench - 02 - Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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kommen, war der Regen fast so schnell vorüber gewesen, wie er begonnen hatte.
    Er schloss die Tür, ging an den Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl. Mit einem Kopfschütteln reagierte er auf das Glas, das Jack ihm entgegenstreckte und dabei so schräg hielt, dass der kostbare Scotch auf den Boden schwappte. «Nein, danke.»
    Jack zuckte die Achseln und trank dann selbst davon, obwohl er sein eigenes Glas in der anderen Hand hielt.
    «Hast du Becky angerufen, um ihr zu sagen, wo du bist?»
    «Becky, meine Frau?»
    «Eben die meine ich.»
    «Mensch, Marty, da könnte ich auch gleich Mr. Filcher von der Schlachterei anrufen und ihm sagen, wo ich bin. Der würde auch nur antworten, dass es ihn einen Scheiß interessiert. Aber wenn du wirklich möchtest, dass ich jemanden anrufe, um mir das anzuhören, dann nehme ich den Schlachter.»
    «Du redest ziemlichen Unsinn.»
    «Kann schon sein. Eine halbe Flasche Scotch bewirkt das zuweilen. So wie ich es sehe, bin ich in ungefähr zehn Minuten an Alkoholvergiftung krepiert, und es wird überflüssig sein, mich zu erschießen.»
    «Das ist nicht komisch.»
    «Und wie es das ist. Sei kein Trauerkloß. Die Sache ist doch, Becky hat mich schon gestern Abend mit erhobenem Mittelfinger verabschiedet – und das war vor der Schießerei. Sayonara, verpiss dich, ich sehe dich vor Gericht. Wollte mich noch nicht mal mehr ins Haus lassen. Also habe im Poolhaus geschlafen und mich mit dem Gartenschlauch abgeduscht.»
    Marty atmete laut aus und griff nach einem der halb gefüllten Gläser, mit denen Jack jonglierte. «Tut mir leid.»
    «Kein Problem. Ich habe das Haus sowieso gehasst. Beckys schwuler Innenarchitekt hat das große Bad mit Froschmotiven ausgestattet. Kannst du dir das vorstellen? Es ist so, als ob du versuchst, mitten in einer Budweiser-Werbung zu scheißen.» Er leerte sein Glas und füllte wieder nach. «Soll ich dir auch nachschenken?»
    «Nein. Ich möchte, dass du mir sagst, warum Morey nach London geflogen ist.»
    Jack sah ihn an. «Wie bitte?»
    «Oder nach Prag. Oder Mailand. Oder Paris.» Er warf ihm Moreys Reisepass zu, und Jack fuhr hoch, als das Dokument auf seinem Schoß landete.
    «Was zum Teufel ist das?»
    «Das ist Moreys Pass. Ich habe ihn in einer Anglerkiste in einem Wandschrank gefunden.»
    «Dad hatte einen Reisepass?» Jack schlug ihn auf und kniff die Augen zusammen. «Mein Gott, ist das klein gedruckt… Heißt das hier Paris oder Prag? Die verdammten Franzmänner können nicht mal einen Stempel benutzen, ohne alles zu verschmieren…»
    «Es heißt Paris. Er war einen Tag lang dort. Und an allen anderen Orten auch nicht viel länger. Seit wann war Morey ein Weltreisender?»
    Jack trank weiter, während er im Pass blätterte. «Mann, er war in Johannesburg?»
    «Willst du mir sagen, dass du von diesen Reisen nichts gewusst hast?»
    «Von diesen hier?» Jack warf den Pass auf das Kissen neben Marty. «Nichts. Habe ich nichts von gewusst. War's das? Können wir jetzt hier raus? Bei geschlossener Tür ist es höllisch heiß hier drinnen.»
    «Warum sollte Morey seinen Pass in einer Anglerkiste verstecken? Warum sollte er einen Haufen Reisen nach Übersee machen, aber gleich am nächsten Tag wieder zurückfliegen? Scheiße, was hat er an all den Orten getrieben, Jack?»
    «Ich wusste es. Ich wusste, dass es passieren würde. Man kann den Mann vom Polizisten trennen, aber niemals den Polizisten vom Mann, und jetzt kommst du mit all dieser Detective-Scheiße. Also, was jetzt, Marty? Spielen wir wieder Verhör? Möchtest du rüber in den Geräteschuppen gehen? Da hängt eine Glühbirne von der Decke. Die könntest du hin und her schaukeln lassen, so richtig wie im Kino…»
    Marty schloss die Augen und trank spontan einen Schluck.
    «Ich habe gedacht, wir könnten uns das ganze Theater sparen, und du sagst mir einfach die Wahrheit, Jack. Ich weiß, dass es in dieser Familie nicht üblich ist – vielleicht in keiner Familie –, aber neulich Abend habe ich's bei Lily versucht, und es ging ganz gut.»
    Jack kicherte. «Oh ja? Welche Wahrheit hast du ihr denn gestanden?»
    Marty sah ihm in die Augen. «Dass ich daran gedacht habe, mich umzubringen.»
    Jacks Glas erreichte nicht seine Lippen. «Mein Gott, Marty. Wegen Hannah?»
    «Nicht nur.»
    Das schien Jack mehr zu überraschen als alles andere. «Warum denn sonst, um Himmels willen?»
    Marty nahm noch einen Schluck, stellte das Glas auf dem Schreibtisch ab und schob es mit einem Finger zur Seite.

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