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Monkeewrench - 02 - Der Köder

Monkeewrench - 02 - Der Köder

Titel: Monkeewrench - 02 - Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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voraussagbare Kraft, und es sind schon seltsamere Dinge geschehen als ein Zusammenkommen von Grace und Magozzi. Wer weiß? Eines Tages findet vielleicht ein weibliches Wesen sogar dich attraktiv. Das Leben steckt voller Überraschungen.»

 
    KAPITEL 9
     
    «Puff! Komm, Miezmiez! Miez!» Rose' Stimme klang zittrig, und das aus gutem Grund. Es war schrecklich spät, aber das nichtsnutzige Biest stromerte immer noch im Garten umher und tat so, als sei es taub.
    Sie hatte die Dunkelheit immer gehasst, schon als kleines Mädchen, und die Furcht war mit zunehmendem Alter schlimmer geworden. Jetzt, so um die siebzig Jahre später, hatte sie sich in eine irrationale und Kraft raubende Phobie verwandelt, die völlig ungreifbar war. Sie hatte keine Angst vor den banalen Gefahren, welche einer alleinstehenden älteren Frau drohen mochten, zum Beispiel durch Einbrecher oder Mörder oder Vergewaltiger, und sie ängstigte sich auch nicht davor, zu stürzen und sich das Hüftgelenk zu brechen, alles Befürchtungen, die ihre Tochter bei jeder Gelegenheit zur Sprache brachte. Nein, sie hatte Angst vor der Dunkelheit selbst.
    Sie machte noch einen zögernden Schritt hinaus auf die rückwärtige Veranda und sah in der entfernten Ecke des Tulpenbeets ganz kurz etwas Weißes aufblitzen. Puff nahm offenbar an, dass die Schwerstarbeit, die Rose heute in ihrem Garten verrichtet hatte, allein zu seinem Nutzen gedacht war – und ihm das größte Katzenklo der Welt bescherte.
    «Puff, komm jetzt her!»
    Er reagierte mit einem ärgerlichen Zucken des Schwanzes, ließ sie wissen, dass er kommen würde, sobald er es für gut und richtig hielt, aber nicht eine Minute früher. Es ging nicht in sein winziges Katzenhirn, dass er nach Einbruch der Dunkelheit direkt vor ihren Augen von den Hunden aus der Nachbarschaft zerfleischt werden konnte und sie trotzdem nicht in der Lage sein würde, ins Freie zu gehen, um ihn zu retten.
    Gott, wie sie es hasste, so zu sein, wie sie die Tränen der Verzweiflung hasste, die in ihren Augen brannten. Warum konnte dieser verdammte Kater nicht einfach hereinkommen?
    «PUFF, KOMM JETZT HER!»
    Und endlich gehorchte Puff. Er kam zu seinem Frauchen getrottet, als hätte er erst jetzt von ihrer Anwesenheit Kenntnis genommen, und zur Begrüßung stellte er fröhlich den Schwanz auf. Rose bückte sich, nahm ihn auf den Arm und flüsterte ihm liebevolle Verwarnungen zu, während Tränen der Erleichterung sein Fell benetzten. In ihrer hellen, gemütlichen Küche fühlte sie sich sofort wieder sicher, und ihre albernen Tränen versiegten, als sie dem Kater Sahne auf einen Teller goss und sich einen Sherry einschenkte.
    Das Telefon läutete, als sie es sich auf dem Sofa bequem machte, das so alt und knautschig war wie sie. Ihr Schwiegersohn war dran – nicht der hellste Bursche auf diesem Planeten und ein lausiger Zahnarzt dazu. Aber er war ihrer Lorrel ein guter Ehemann, und viel mehr konnte sich eine Mutter nicht wünschen, wie Rose fand.
    «Hallo, Richard. Ja, mir geht es gut. Ich nehme an, Lorrel arbeitet länger? Natürlich denke ich an morgen Abend, noch bin ich ja nicht ganz verkalkt. Fünf Uhr. Gib den Mädchen einen Kuss von mir und sag ihnen, ich kann es gar nicht abwarten, sie zu sehen. Ich habe auch Kekse gebacken.»
    Rose lächelte, als sie den Hörer auflegte, und lächelte noch immer, als sie den Fernseher anschaltete, Puff auf ihren Schoß lockte und langsam eindöste. Ihre Enkelinnen waren vom College auf Besuch zu Hause, und morgen Abend würden sie alle gemeinsam zum Essen ausgehen.
    Rose wachte viel später auf, leicht desorientiert und mit Gliederschmerzen von der anstrengenden Gartenarbeit des vergangenen Tages. Puff hatte ihren Schoß verlassen, aber sie spürte sein Fell, das ihren Nacken kitzelte. Er hatte sich auf seinen Lieblingsplatz zurückgezogen und saß jetzt auf der Rückenlehne des Sofas, von wo aus er zum Fenster hinausschaute. Sie reichte nach hinten, um ihn zu streicheln, aber ihre Hand verharrte in der Luft.
    Puff fauchte.
    Sie tastete nach der Fernbedienung und fand schließlich den Knopf, mit dem man den Ton abstellte. «Was ist denn los, Katerchen?» Nach ein paar Sekunden Stille hörte sie hinter sich ein leises Rascheln, irgendwo draußen in den Büschen.
    Vögel im Lebensbaum, mehr nicht, sagte sie sich. Des Nachts suchten die kleinen Tierchen in dem immergrünen Baum Schutz und flatterten von Ast zu Ast.
    Aber es war nicht das Geräusch von flatternden Flügeln, nicht wirklich.

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