Monkeewrench - 03 - Mortifer
zu blinzeln.
Colonel Hemmer lächelte unmerklich. Acker war ein guter Soldat. All seine Männer waren gute Soldaten. Doch dann verschwand Hemmers Lächeln. Wenn sie alle so gottverdammt gute Soldaten waren, wie zur Hölle hatten die drei Frauen überhaupt so weit kommen können? Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und marschierte auf einem drei Meter breiten Uferstreifen auf und ab. Seine Kampfstiefel erzeugten quietschende Geräusche im weichen Schlamm. »Besteht die Möglichkeit, dass sie von hier entkommen konnten? Über den See beispielsweise?«, fragte er.
»Absolut nicht, Sir. Wir haben den See abgesperrt.« Hemmer hatte die Antwort gekannt, bevor er die Frage gestellt hatte. Die Frage war im Grunde genommen nicht nötig gewesen. Er wusste, dass die Frauen noch da waren. Er konnte es spüren, wie man eine beginnende Erkältung spürt, tief unten im Hals. Diese dummen, weichen Frauen, die das Konzept, für das Vaterland zu sterben oder zu töten, nicht zu begreifen vermochten, die so kurzsichtig waren, dass sie ein Begriff wie »akzeptable Verluste« entsetzte. Genau die Sorte Leute, die mit ihrem Zaudern Schuld war daran, dass die Welt zu einem so gefährlichen Ort geworden war. »Um zehn null null Uhr werden diese beiden Trucks hochgehen, eintausend Menschen werden sterben, und die Welt wird anfangen, sich zu verändern. Es sei denn, diese Frauen können entkommen.«
»Das wird nicht geschehen, Sir.«
Colonel Hemmer unterbrach sein Auf und Ab und blickte zu den Silhouetten am Kamm des flachen Hangs. Ein Dutzend Soldaten starrte zu ihm herab. Gütiger Gott. Sie sahen aus wie einem Western entnommen – gottverdammte Indianer, die an den Rändern eines Canyons auftauchten und mit endloser, fremdartiger, unverständlicher Geduld auf den geeigneten Moment zum Angriff warteten. »Was gibt es, Soldat?«
»Sie sind verschwunden, Colonel, Sir«, rief einer der Soldaten nach unten. »Wir haben die Gebäude durchsucht, jeden Quadratmeter der Farm und das Ufer des Sees. Sollen wir noch einmal von vorn anfangen, Sir?«
»Nein.« Colonel Hemmers Augen blitzten. »Es macht keinen Sinn, in der Dunkelheit weiterzusuchen. Aber sie sind noch hier, und wir sollten gottverdammt noch mal besser dafür sorgen, dass es auch so bleibt! Ich will jeden Mann draußen beim Kordon! Jeden einzelnen Mann! Und wir werden uns um die Absperrung herum positionieren, bis es hell wird, und dann werden wir die Schlinge zuziehen und vorrücken.«
Die Soldaten oben am Kamm salutierten wie ein Mann, dann machten sie kehrt und entfernten sich im Laufschritt.
Acker wartete, bis ihre Schritte verklungen waren, dann sagte er zögernd: »Glauben Sie nicht, dass es zu riskant ist, Sir? Diese Stadt bis zum Einbruch der Morgendämmerung eingeschlossen zu halten?«
Hemmer wandte sich langsam zu Acker um. Als er antwortete, geschah es mit bemerkenswerter Selbstbeherrschtheit. »Ja, Acker, ich halte es für riskant. Ich halte es sogar für sehr riskant – doch es ist noch viel riskanter, nicht für eine lückenlose Absperrung des fraglichen Gebietes zu sorgen, wenn unsere Männer durch die Dunkelheit stolpern auf der Suche nach diesen Frauen. Wenn es ihnen gelingt zu entkommen, werden andere herkommen, und wenn die diese Ortschaft sehen, werden sie ganz schnell herausfinden, was passiert ist. Dann wird die ganze Nation innerhalb weniger Stunden nach den beiden anderen Milchlastern suchen. Wir müssten sie aufgeben, bevor sie hochgehen. Wir würden das Gas verlieren. Wir würden den Vorteil der Überraschung verlieren. Operation Mortifer würde fehlschlagen. Wir würden den Krieg verlieren, Acker.«
Acker schloss die Augen und senkte verlegen den Kopf. »Jawohl, Sir. Bitte entschuldigen Sie meine Frage, Sir.«
Die Entschuldigung weckte in dem Colonel eine großzügige, beinahe väterliche Gefühlsregung. »Schon gut, Acker. Keiner von uns hat erwartet, dass unsere Pflicht zu tun uns so viel abverlangen würde. Wir stehen ganz allein hier draußen.«
»Was ist mit den stündlichen Patrouillen, Sir?«, fragte Acker schüchtern.
»Streichen Sie die Patrouillen. Alle. Sollen die Frauen dieses gottverdammte Kaff ruhig für sich allein haben, wenn sie wollen. Zumindest für die nächsten paar Stunden. Was können sie schon anrichten?«
KAPITEL 17
Deputy Douglas Lee richtete sich in seinem Sitz auf und streckte sich. Er verzog das Gesicht, als ein scharfer Schmerz durch seinen Rücken fuhr. Kein Wunder, dachte er. Er hatte an diesem Abend
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