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Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Titel: Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Bassrhythmen, die aus dem Wagen nebenan herüberdröhnten. Das machte Magozzi fast wahnsinnig.
    «Muss das sein?»
    Gino betrachtete seinen Bauch. «Ja. Diese Beckenstütze ist echt bemerkenswert. Wusstest du, dass die einem richtig den Bauch rauswölbt?»
    «Noch mehr?»
    «Mann, Leo, du bist richtig nett.»
    Magozzi hielt an der vierten roten Ampel in Folge, seit sie auf der Washington Avenue waren, und starrte wütend an Gino vorbei auf die vermummte Dumpfbacke rechts von ihnen. «Tut mir leid. Einsätze am Fluss gehen mir einfach an die Nieren. Und das Gewummer von dem jungen Typen da macht mich komplett verrückt.»
    Gino musterte das hochgepimpte Auto, das im Rhythmus der lauten Musik schaukelte, ließ sein Fenster herunter und schwenkte seinen Polizeiausweis. «Lärmschutzkontrolle, Kollege. Sie sind weit überm Limit. Stellen Sie das sofort leiser.»
    Als das Wummern verstummte, atmete Magozzi erleichtert auf. «Danke.»
    «Immer gern. Der kleine Scheißkerl da sieht aus wie ein abgemagerter Eminem, und ich kann Eminem nicht ausstehen. Ich habe Helen mal dabei erwischt, wie sie sich einen dieser gottserbärmlichen Songs angehört hat. Da war sie elf. Hast du mal auf die Texte geachtet?»
    «Nicht bewusst. Aber immerhin hat er es damit aus der Gosse geschafft.»
    «So ein Quatsch. Der hat die Gosse einfach mitgenommen. Und wir müssen uns jetzt ständig Sorgen machen, weil unsere Kinder sich das anhören. Herrgott, als ich klein war, musste meine Mutter sich nur darum sorgen, dass ich nicht vor ein Auto laufe. Heutzutage muss man die Radioprogramme checken, jede Platte anhören, jedes Spiel und jede Fernsehsendung anschauen, und heute früh durfte ich auch noch erfahren, dass im Internet frei zugängliche Snuff-Filmchen laufen. Mannomann. Da würde man doch am liebsten die Erfindung des Stroms wieder rückgängig machen.»
    Die Ampel sprang endlich auf Grün, und wenige Minuten später waren sie in Sichtweite der Hängebrücke an der Hennepin Avenue. Gino kam drei-, viermal im Jahr mit Angela und den Kindern hierher, um sich von der Brücke aus ein Feuerwerk anzusehen; Magozzi hingegen hatte eine Abneigung gegen Brücken, seit er einmal in den Mississippi gesprungen war, um zwei Babys zu retten, die von ihrer Mutter über das Brückengeländer geworfen worden waren. Die beiden waren ertrunken, und Magozzi hatte die Laute, die sie dabei von sich gaben, aus nächster Nähe gehört. Die Mutter war in einem halbherzigen Selbstmordversuch hinterhergesprungen, überstand das Bad im Fluss allerdings prächtig. Das war ein sehr viel größeres Wunder, als man meinen sollte, wenn man bedachte, dass alle Rettungskräfte, die an dem Abend dort im Einsatz waren, sie sehr viel lieber unter Wasser gedrückt hätten, als sie wieder herauszuziehen. Manchmal träumte Magozzi noch heute davon, diese Frau umzubringen; dann wachte er schweißgebadet auf und fragte sich, ob er wohl der Einzige war, der manchmal so nah am Abgrund stand.
    «Es ist grün.» Gino klopfte auf das Armaturenbrett. «Weißt du, was wir machen sollten? Wir sollten zusehen, dass das hier bis mittags dauert, und dann im St. Anthony an der Main Street was essen. Die frittieren den Blumenkohl so, dass sogar ich ihn essen kann.»
    «Lieber Himmel, Gino, wir sind gerade auf dem Weg zu einer Leiche.»
    «Sind doch noch drei Stunden bis zum Mittagessen. Bis dahin haben wir das schon wieder verdaut.»
    Der Mississippi flanierte durch diesen Teil der Innenstadt wie eine elegante Dame, betrachtete die Sehenswürdigkeiten, schwappte am einen Ufer sanft gegen das neuerbaute Guthrie-Theater und am anderen gegen die ehrwürdigen Backsteine der alten Getreidemühlen. Bis heute hatte Gino dieses Viertel von Minneapolis immer am liebsten gemocht.
    «Warum treiben die Wasserleichen eigentlich immer hier an Land? Warum nicht mal zur Abwechslung in St. Paul?»
    Magozzi und er standen oben an einer nicht sonderlich steilen bewaldeten Uferböschung, die sich zum Fluss hin senkte. Die Parkverwaltung gab sich mit den Grünflächen hier besondere Mühe, sie wurden ja auch hauptsächlich von rechtschaffenen Bürgern Minnesotas frequentiert, die mit ihren Familien zum Picknick dorthin kamen und das Gras vermutlich mitaßen. An ein paar Stellen allerdings widersetzte sich die Natur den eifrigen Stutz- und Rodungsbemühungen, und diese Böschung gehörte offensichtlich dazu. Solche Orte wurden nach Einbruch der Dunkelheit von anderen Schichten der Gesellschaft aufgesucht, wohlverborgen

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