Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu
Englisch. ENG.»
«Genau. Er heißt Clinton Huttinger. Ich brauche ein Foto von ihm und fünf weiteren Männern, die ihm ähnlich sehen, für eine Art Fotogegenüberstellung. Erzählen Sie niemandem, was Sie da machen. Stellen Sie mir einfach nur die Bilder zusammen und kommen Sie damit so schnell wie möglich ins Krankenhaus.»
Frost wartete unten in der Eingangshalle, die große Glastür fest im Blick, doch er hörte Theo schon lange, bevor er ihn sah. Wenn man so spindeldürr war, konnte man den Gürtel eng ziehen und festzurren, wie man wollte, das gottverdammte Ding schlackerte trotzdem um die knochigen Hüften, und die Handschellen, die Taschenlampe und was sonst noch daran hing, klapperten bei jedem Schritt. Als er bei ihm war, setzte Theo sich neben seinen Chef und zog das Blatt mit den Fotos aus einem großen Umschlag.
«Schnelle Arbeit, Theo, und gut noch dazu. Welcher ist es?»
Theo zeigte auf den Mann.
«Ach du Schande. Der sieht ja aus wie ein Messdiener.»
«War er auch mal. Außerdem wurde er die letzten drei Jahre in Folge zum Lehrer des Jahres und zum Lieblingslehrer der Schüler gewählt.»
«Ist er aktenkundig?»
Theo schnaubte verächtlich. «Kann man so sagen. Er ist mal in das brennende Haus seiner alten Nachbarin gestürzt, um deren Katze zu retten. Der Kollege vor Ort hat ihn wegen Behinderung der Feuerwehr verwarnt.»
«Na, prima. Ich habe einen Helden in Verdacht.»
«Ach was. Ted Bundy hielten doch anfangs auch alle für einen tollen Hecht.»
«Ja, wahrscheinlich haben Sie recht. Wenn wir Marian die Fotos zeigen, will ich eine Krankenschwester, einen Arzt, Alissa und Sie als Zeugen dabeihaben. Wird ziemlich eng werden da drin, aber ich muss das absolut hieb- und stichfest absichern, für den Fall, dass wir Glück haben. Alles genau nach Vorschrift. Auf geht’s.»
Es war sogar mehr als eng, als sie schließlich in Marians Zimmerchen standen, weil sich alle fünf um das Kopfende des Bettes drängen mussten, um die stumme Identifizierung auch sehen zu können, falls sie denn stattfand.
Marian sah Frost an, dann schaute sie auf das Fotoblatt und dann wieder auf Frost. Als er sah, wie sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel löste, rutschte ihm das Herz in die Hose. Er war plötzlich überzeugt, dass er mit seinem Gedankensprung völlig danebenlag. Er hatte sie enttäuscht und fragte sich, ob er das jemals verwinden würde.
Dann bemerkte er ihren Zeigefinger. Er war jetzt kräftiger als vorher bei ihrem Kampf mit Stift und Block, zitterte aber immer noch, während er langsam, aber zielsicher auf das Foto von Clinton Huttinger deutete.
Kapitel 23
Grace hatte das große Problem, dass ihr Gehirn offenbar vom genetischen Fließband gefallen war, bevor der Aus-Schalter eingebaut werden konnte. Annie, Roadrunner und Harley hatten alle irgendwelche sinnlosen Tätigkeiten, bei denen sie tatsächlich abschalten und ihr Hirn in eine seltsame lebendige Totenstarre versetzen konnten, damit es sich von den wilden geistigen Verrenkungen erholte, die zum Programmieren nötig waren. Graces Gehirn dagegen trommelte einfach immer weiter, wie das Häschen aus der Batteriewerbung, und sie konnte die sich endlos wiederholenden Strings der Programmiersprachen nur ausschalten, indem sie ihre laserstrahlartige Konzentration auf etwas anderes richtete, das sie mit ebenso viel Leidenschaft erfüllte.
Etwas Simples. Existenzielles. Man brauchte sich die Artischocken nur anzuschauen. Man begutachtete das Grün, sah die dunkleren Verfärbungen am Ende der Blätter, die laut und deutlich verkündeten: Nein, noch nicht perfekt, weiter. So lange, bis man schließlich auf die Goldader stieß, die taufrische Wagenladung, deren feste Blätter an den Spitzen von der guten kalifornischen Sonne gebleicht waren und Tröpfchen flüssigen Kristalls absonderten, wenn man den Daumennagel in ihr Fleisch bohrte. Pure Perfektion.
Grace war meilenweit von ihrem Computer entfernt, ganz und gar darauf konzentriert, italienische Petersilie und Riesenknoblauch zu beschnuppern und wie eine jüdische Mama vor dem Sabbat die Arme über den Rispentomaten zu schwenken, bis der Duft ihr in die Nase drang.
Sie hatte den Supermarkt mit schlechter Laune betreten, weil sie die paar Straßen hatte fahren müssen anstatt zu laufen. Es war ein wenig kühler als am Tag zuvor, ein Wetter wie gemacht für einen kleinen Spaziergang, doch bei näherem Nachdenken erwies sich das als wenig praktikabel. So angenehm es auch gewesen wäre, an einem
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