Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu
schon lange nicht mehr gemacht», sagte er beschwichtigend.
Das Haus überraschte: Es gehörte zu den größten einer noch recht neuen Siedlung auf alt getrimmter Häuser, die man auf Kredit kaufte, um den Nachbarn zu zeigen, wie viel Geld man angeblich besaß. Magozzi wusste gleich, was sie drinnen erwarten würde: jede Menge Elektronik, jede Menge Granit und ultramoderne Geräte in einer Küche, die nie benutzt wurde, und jede Menge unbezahlte Rechnungen, die irgendwo versteckt in einer Schublade lagen. Wenn man wirklich Geld hatte, kaufte man sich kein solches Haus; es hatte etwas leicht Halbseidenes an sich, das unter der luxuriösen Fassade hindurchschimmerte wie ein billiges T-Shirt unter einem Kaschmirpullover.
Die Türklingel spielte eine Melodie – hatte heutzutage eigentlich überhaupt noch jemand eine ganz normale Türklingel? –, und wer immer sich drinnen befand, ließ sich Zeit mit dem Aufmachen. Magozzi stand wie immer ganz vorn, Gino hielt sich ein wenig abseits, und John Smith blieb ein Stück hinter ihnen stehen und überließ den Polizisten, die mit solchen Dingen mehr Erfahrung hatten als er, die Führung.
Der Mann, der ihnen schließlich öffnete, war genau so gekleidet, wie das alte Hollywoodfilme für vermögende Männer abends daheim vorschrieben. Aus dem Augenwinkel sah Magozzi, wie Gino sich rasch die Hand vor den Mund hielt, und konnte es ihm nicht mal verdenken. Dieser Trottel trug allen Ernstes eine alberne, seidig glänzende Hausjacke über Anzughose und weißem Hemd. «Guten Abend, Sir», sagte Magozzi in respektvollem Ton und hielt seine Polizeimarke hoch. «Sie sind doch Mr Zellickson?»
«Ja, Officer. Was kann ich denn für Sie tun?»
«Detective Magozzi vom MPD. Das ist mein Partner, Detective Rolseth, und das hier ist Special Agent John Smith vom FBI. Ist Ihr Sohn Kyle im Haus?»
Mr Zellickson sah äußerst verwirrt drein. «Ja … FBI, sagten Sie?»
«So ist es, Sir.»
«Aber was in aller Welt wollen Sie denn von meinem Sohn?»
Magozzi lächelte knapp. «Nur ein paar Fragen, Sir. Wir glauben, dass er und sein Freund zufällig etwas beobachtet haben könnten, was für eine unserer Ermittlungen von Belang ist. Wir würden uns freuen, wenn er bereit wäre, uns mit ein paar Informationen auszuhelfen.»
«So. Nun, natürlich wird er Ihnen gern weiterhelfen, soweit er das kann …» Der Mann presste die Lippen zusammen und musterte John Smith stirnrunzelnd. «Ich begreife nur nicht, was das FBI damit zu tun hat. Geht es etwa um diese Kartons, die heute überall gefunden wurden?»
Verdammt, dachte Magozzi. Der Kerl war längst nicht so blöd wie seine Türklingel. «Ja, genau.»
«Großer Gott! Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Kyle da etwas beobachtet und es nicht erwähnt haben soll … Das ist eine ganz furchtbare Angelegenheit, und wenn ich ehrlich sein soll, glaube ich, es hat ihm ein wenig Angst gemacht.»
Magozzi nickte. «Davon bin ich überzeugt. Es ist allerdings so, dass Zeugen oft Dinge beobachten, ohne zu begreifen, was sie da gerade sehen. Deshalb erwähnen sie es oft erst, wenn jemand die richtigen Fragen stellt.»
«Aha.» Mr Zellickson kaute an der Unterlippe und zupfte an seiner Hose herum, was Magozzi als schlechtes Zeichen wertete. Wie ein Stier, der noch einmal alles Wichtige ordnet, bevor er zum Angriff übergeht. Um die Sache noch zu verschlimmern, hatte Mr Seidenjacke bisher auch keine Anstalten gemacht, die Tür ganz zu öffnen und sie hereinzubitten. «Ich möchte Sie wirklich gern unterstützen, Detectives. Verstehen Sie das bitte nicht falsch. Aber Kyle ist mein Sohn, und mir ist ausgesprochen unwohl dabei, dass Sie um diese Uhrzeit zu dritt hier auftauchen und ihm Fragen über die heutigen Ereignisse stellen wollen. Ich denke, ich sollte unseren Anwalt hinzuziehen.»
Magozzi nickte erneut. «Dann sollten Sie das wohl tun, Sir. Vor allem, falls Sie Grund zu der Annahme haben, Ihr Sohn könnte etwas mit diesen Kartons zu tun haben, die überall in der Stadt platziert wurden …»
«Großer Gott, nein! Das ist es gar nicht. Ich meine nur … Das ist doch völlig lächerlich. Kyle wird bei der Abschlussfeier seines Jahrgangs die Abschiedsrede halten. Seit er auf der Highschool ist, hat er immer nur die besten Noten. Er wurde zum beliebtesten Schüler mit den größten Erfolgschancen im weiteren Leben gewählt …»
Gino verzog kopfschüttelnd das Gesicht. «Herrje, Mann, ist das Ihr Ernst? Ihr Sohn hat einen guten Notenschnitt? Meine
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