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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Jimmy. Irgendwas muss doch hier sein: Pässe, Ausweise, Führerscheine. Nicht mal ein Handy sehe ich.»
    Jimmy zog ein Notizbuch aus der Tasche und warf ein paar Wörter aufs Papier, in einer großen, geschwungenen Handschrift, wie man sie in diesen Zeiten der Smileys und lustigen Abkürzungen kaum noch sah. «Wird gemacht. Und Fingerabdrücke nehmen wir auch gleich.»
    «Danke, Jimmy.» Magozzi spürte, wie sich die Strapazen des Tages allmählich auf schmerzhafte Weise in seinem Rücken festsetzten. «Wir machen Tommy Espinoza Dampf, er soll herkommen und sich mit dem Rechner befassen. Was immer darauf gespeichert ist, klärt vielleicht nicht nur unseren Mord, sondern hilft uns auch, einen richtig fiesen Mädchenhändler-Ring auszuheben.»

    Eine Stunde später saßen Magozzi und Gino auf einer Bank in einem städtischen Park, nicht allzu weit von den beiden Tatorten in Little Mogadishu entfernt, atmosphärisch aber in einer völlig anderen Welt. Am Ufer eines malerischen Teichs, auf dem Enten und Gänse anmutig dahintrieben, mampften sie zufrieden ihre gummiartigen Hot Dogs. Am anderen Ufer stand ein älteres Paar und mästete die Wasservögel mit dicken Brotstücken.
    «Mensch, wär das ein Leben», meinte Gino sehnsüchtig. «Den ganzen Tag mit Angela im Park sitzen und Enten füttern. Gibt es was Besseres?»
    Einen Moment lang stellte Magozzi sich das Szenario vor. «Na, das will ich doch hoffen.»
    Gino rang sich ein kurzes Lachen ab – eine durchaus bemerkenswerte Leistung, so, wie der Tag bisher verlaufen war. «Stimmt, vielleicht lege ich die Latte ein bisschen niedrig. Spätestens nach zwei Wochen würde ich wahrscheinlich was total Verrücktes tun, Makramee lernen oder so.»
    Magozzi betrachtete seinen zweiten, halbgegessenen Hot Dog, der mit seiner neongrünen Soße und den rohen Zwiebeln so scharf war, dass er als Samuraischwert getaugt hätte. «Das ist aber kein Chicago-Hot-Dog. Das Würstchen hat ja nicht mal eine gescheite Haut. Sieht aus wie eins von diesen traurigen, schlaffen Dingern, die sie einem an der Tankstelle aus dem Dampfkochtopf fischen.»
    «Ganz meine Meinung, Kumpel, aber immerhin ist es Nahrung, und ich bin halb verhungert.» Gino schob sich die zweite Hälfte seines zweiten Hot Dogs auf einmal in den Mund. «Und die Soße ist zumindest in Ordnung.»
    Sein Handy stieß einen gellenden Schrei aus – im wahrsten Sinne des Wortes. Auf Magozzis fragenden Blick hin zuckte Gino nur die Achseln. «Ist eben bald Halloween.» Er meldete sich und lauschte ein paar Minuten lang schweigend, dann sagte er: «In Ordnung. Danke, Jimmy.»
    «Was gibt’s?»
    «Keinerlei Ausweise im Haus. Immerhin haben die Fingerabdrücke was ergeben, allerdings nicht hier, sondern in Kanada. Sie sind mit somalischen Pässen nach Toronto eingereist und haben das mit der Grenze nicht so genau genommen.»
    «Dann sind sie also illegal.»
    «Genau. Tommy hat den Rechner mitgenommen und versucht gerade, einen Übersetzer zu finden.»
    Magozzi stand auf und warf den Rest seines Hot Dogs in den Abfalleimer. Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen.

KAPITEL 9
    C laude Gerlock sah ganz und gar nach Texas aus, zumindest so, wie man Texaner aus Hollywood kannte: groß, breitschultrig und sehnig, mit einem wiegenden Gang und immer leicht zusammengekniffenen Augen. Als er noch jung war, hatten ihm etliche kurzsichtige Damen erklärt, er erinnere sie an Gary Cooper, was natürlich Blödsinn war und schon deswegen nicht stimmen konnte, weil der Kerl einfach viel zu hübsch war. Mit den Jahren verglichen ihn die Leute dann immer häufiger mit Robert Duvall aus der Serie
Ruf des Adlers
; das fand er im Prinzip gar nicht so übel, außer dass er den Schauspieler um fast einen ganzen Kopf überragte und der noch lange kein Texaner war, nur weil er im Fernsehen einen spielte.
    Texas beschränkte sich nicht aufs Aussehen und die lässige Ausdrucksweise, es war eine innere Haltung. Und Claude Gerlock war ein waschechter Texaner, von den Ölquellen über die Rinderherden bis hin zur heimischen Waffenkammer, die ihm half, die zweitausend Hektar seiner Ranch von Ungeziefer jeglicher Art frei zu halten, auch von der Spezies Homo sapiens, falls sich einmal ein solches Exemplar mit unlauteren Absichten zu ihm verirrte. Er hatte die Hölle des Krieges überstanden, sich bei der Wildschweinjagd fast aufspießen lassen und einmal sogar einen Monat allein in der Chihuahua-Wüste verbracht und von Kaktusfleisch und Klapperschlangenblut gelebt,

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