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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Granatsplitter, die er abgekriegt hatte, als er Grover aus der Schusslinie schleppte, hinüber zum Helikopter. «Nun komm schon her, du texanischer Angsthase. Ich beiße nicht.»
    Claude hatte es nicht so mit der Gleichgültigkeit. Für einen großen, starken Texaner gehörte sich das zwar eigentlich anders, aber wenn es um Joe ging, war dieses Wissen ungefähr so brauchbar wie ein ungedeckter Scheck. Immer schon. Langsam ging er auf ihn zu und fürchtete sich fast vor dem Moment, wenn er ihn erreicht hatte. Aber dann fühlte es sich ehrlich und echt an, dieses Gerippe aus Haut und Knochen zu umarmen, das von dem Jungen, den er zuletzt vor ein paar Monaten gesehen hatte und den er liebte wie einen Sohn, noch übrig geblieben war. «Kannst du mit diesen Stecken von Armen überhaupt noch ein Gewehr halten?»
    «Worauf du deinen fetten Arsch verwetten kannst. Ich hab trainiert.»
    Ein Teil von Joe hätte den beiden am liebsten erzählt, was er getan hatte: das düstere kleine Haus, die beiden leblosen Menschen, die auf dem Boden verbluteten. Die Versuchung war groß, fast unwiderstehlich. Irgendein verdrehtes Bedürfnis nach Rechtfertigung wahrscheinlich. Aber das ging nicht. Sie würden es nicht verstehen.
    «Weißt du, was dein Problem ist, Joe?» Claude gab sich Mühe, den dunklen Moment und seine eigenen Gefühle niederzukämpfen, so wie der Chief das auch immer machte. «Du hast im falschen Krieg gekämpft. Wenn du dasselbe durchgemacht hättest wie wir damals in Vietnam, dann wärst du ein bisschen abgehärteter. Und hättest es deiner läppischen kleinen Krankheit schon längst mal richtig gezeigt.»
    Joe grinste. «Leck mich doch! Von wegen falscher Krieg. Ihr zwei habt Moskitos erledigt. Wahnsinn. Aber übersteht ihr erst mal einen Sandsturm bei fast fünfzig Grad. Nach so einem Tag scheißt ihr am nächsten Morgen doch die Fensterscheiben voll.» Er lachte über seine eigene Bemerkung, dann wurde er wieder ernst. «Ich denke immer noch an Grover, Claude. Jeden Tag.»
    Claude nickte und schlug ihm auf die Schulter. Das würde einen ordentlichen blauen Fleck geben. «Ich auch, Junge. Ich auch.»
    Joe musterte den Kiesbelag zu seinen Füßen und musste daran denken, wie sich der Tod angefühlt hatte, damals im Rettungshubschrauber, hoch über den Bergen von Kandahar. Er hatte Grovers Hand gehalten und gar nicht wahrgenommen, dass ihm selbst Blut aus der Schulter rann, bemerkte auch die Ärzte nicht, die sich hektisch um sie beide bemühten.
    Es wird alles gut, Grov. Halt durch, wir sind gleich da.
    Wo?
    Am Stützpunkt. Und wenn sie uns erst mal richtig verpflastert haben, dann spielen wir eine Runde Billard, abgemacht?
    Wo sind wir jetzt, Joey?
    Auf dem Rückflug aus den Bergen. Es dauert nur noch ein paar Minuten.
    Da hatte Grover gelächelt.
Näher am Himmel
, murmelte er, und dann spürte Joe, wie sein Freund erzitterte, wie seine Hand starr wurde, so als hätte jemand ein Ventil zugedreht und alle Säfte, die einen Menschen ausmachten, wären mit einem Mal versiegt. Joe hatte sofort Bescheid gewusst.
    Jetzt hob er den Kopf wieder, schnupperte in die Luft und atmete tief den Fichtenduft ein, der ihm über die Jahre, seit Claude und der Chief ihn bei sich aufgenommen hatten, so sehr ans Herz gewachsen war. «Also, wird hier heute noch geschossen, oder was?»

KAPITEL 10
    S eit zwei Jahren schon hatte das Team von Monkeewrench seine Büroräume in Harley Davidsons historischem Anwesen an der Summit Avenue, nachdem sie das Loft im Zentrum von Minneapolis aufgegeben hatten. Ihr letzter Tag dort war eine blutige Angelegenheit gewesen, die Toten nur allzu real, und hinterher wollte keiner von ihnen mehr dorthin zurück.
    Harleys Haus war ein altes, ehrfurchtgebietendes Gebäude, erbaut mit dem roten Backstein der Gegend und umgeben von einem schmiedeeisernen Zaun mit hundsgemein scharfen Spitzen. Selbst im Hochsommer, wenn die unermüdlichen Blumen die Beete in ein Meer aus Farben verwandelten und der Springbrunnen fröhlich plätscherte, hatte es noch etwas Bedrohliches an sich.
    Jetzt allerdings, kurz vor Halloween, hatte die Bedrohlichkeit dank übereifriger Ausstattungskünste eine ganz neue Dimension erreicht. Die alten französischen Wasserspeier, die Harley unlängst hatte anbringen lassen, trugen schon einiges dazu bei, aber die überdimensionale Halloween-Dekoration, der er gerade den letzten Schliff gab, übertraf alles bisher Dagewesene.
    Vor dem Haus stand ein altes Shelby-Mustang-Cabrio mit zwei

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