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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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das Haus meiner Großmutter», sagte Magozzi. «Sie hatte stapelweise Notizbücher, in denen sie sich aufschrieb, wann sie wie für welches Fest dekoriert hatte, damit sie auf keinen Fall zwei Mal dasselbe machte.»
    «Im Ernst? Also, meine Großmutter hat an Halloween immer einen Kürbis rausgestellt und an Weihnachten einen Plastik-Weihnachtsmann, damit hatte sich die Sache. Und meistens stand beides im Frühjahr noch da.»
    Sie standen inzwischen vor der Haustür und setzten ihre offiziellen Mienen auf; die der Nervosität geschuldeten Kindheitserinnerungen waren vorläufig verbannt.
    Gleich darauf hörten sie, wie der Riegel zurückschnappte, und die Tür ging auf. Die Frau war nicht mehr so jung wie auf dem Foto in der Brieftasche und sah auch längst nicht mehr so strahlend aus. Das blonde Haar kurz, die blauen Augen verschwollen vom Weinen oder vielleicht auch vom Schlafmangel. Erstaunt und ein wenig erschrocken, musterte sie die beiden Fremden, die da im Anzug vor ihrer Tür standen.
    Gino und Magozzi zeigten ihre Polizeimarken. «Guten Morgen, Ma’am. Ich bin Detective Magozzi, und das ist Detective Rolseth. Sind Sie Mrs. Joseph Hardy?»
    Sie runzelte die Stirn; plötzlich zeigten sich tiefe Falten sorgenvoller Jahre auf ihrem Gesicht, das sonst eigentlich noch recht jugendlich wirkte, zumindest wenn es entspannt war. «Ja, ich bin Beth Hardy.»
    «Können wir kurz mit Ihnen reden?»
    «Sicher.» Freundlich, aber zurückhaltend öffnete sie die Tür ein Stück weiter und winkte sie herein. «Was kann ich denn für Sie tun?»
    «Es tut uns sehr leid, Mrs. Hardy, aber wir haben schlechte Nachrichten für Sie. Gestern Nacht gab es hier in Minneapolis eine Schießerei mit drei Todesopfern. Wir befürchten, dass eines der Opfer Ihr Mann ist.»
    Man konnte nie wissen, wie die Hinterbliebenen reagierten, wenn man ihnen eine solche Nachricht überbrachte. Eigentlich war Magozzi der Ansicht gewesen, im Lauf der Jahre schon das ganze Gefühlsspektrum miterlebt zu haben, doch Beth Hardy reagierte völlig unerwartet. Kein Schreck, keine Trauer, keine Hysterie: Sie sah einfach nur verwirrt drein. «Aber das ist nicht möglich. Das muss ein Irrtum sein. Joe ist gar nicht in der Stadt. Er ist oben im Norden, mit Freunden, bei einem Jagdausflug.»
    «Es tut mir leid, aber er hatte seine Brieftasche dabei.»
    Beth schüttelte nachdrücklich den Kopf. «Nein. Es tut mir wirklich leid um den Betreffenden, aber selbst wenn er Joes Brieftasche hatte, kann es doch keinesfalls Joe sein. Wie gesagt, er ist im Norden. Er hat mich angerufen, nachdem er angekommen war, und dann noch mal, bevor er ins Bett ging. Ich habe mit ihm gesprochen und auch mit seinen Freunden. Sie haben das Telefon sogar laut gestellt, damit ich die Rufe der Eistaucher draußen hören kann.»
    «Das Foto auf dem Führerschein zeigt den Toten, Mrs. Hardy.»
    «Trotzdem, es kann nicht Joe sein. Ich werde ihn gleich anrufen, dann haben wir den Beweis.» Beth nahm das Telefon vom Dielentisch und wählte eine Nummer, lauschte einen Moment schweigend und legte dann wieder auf. «Die Mailbox. Ich versuche es bei seinen Freunden.» Sie wählte eine weitere Nummer und schaltete den Raumton ein.
    Nachdem es ein paar Mal getutet hatte, füllte texanischer Singsang den Raum. «Beth, Süße, bist du das?»
    «Ja, Claude. Kannst du mir mal Joe geben?»
    «Würd ich ja schrecklich gern, aber er ist noch nicht zurück.»
    «Zurück? Von wo denn?»
    «Weiß der Himmel. Als wir aufgestanden sind, war er schon weg. Wahrscheinlich will er uns was zum Frühstück besorgen, bevor wir mit der Jagd loslegen. Er dürfte jeden Moment wieder hier sein. Soll er dich zurückrufen?»
    «Claude, ich habe die Polizei hier. Gestern Nacht hat es in Minneapolis eine Schießerei gegeben, und eines der Opfer hatte Joes Brieftasche bei sich. Sie glauben, er ist es.»
    «Nein, das ist völlig unmöglich. Wir haben Joey gestern kurz nach deinem Anruf ins Bett gesteckt, und der Chief und ich waren danach noch eine ganze Weile auf und haben getrunken, geredet …» Er unterbrach sich unvermittelt, und es wurde still in der Diele. Beth Hardy stand mit ausdrucksloser Miene da, als hätte jemand bei ihr den Pausenknopf gedrückt.
    «Beth?» Die texanische Stimme klang jetzt sanfter, als sie wieder aus dem Lautsprecher drang. «Beth, Joe hat seine Brieftasche gestern Abend noch gehabt. Er hat uns das Foto von dir vor den Minnehaha Falls gezeigt. Großer Gott!»
    Beth schloss die Augen.

    Wie viele Zimmer

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