Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
Vom Netzwerk:
Fernsehteams die Karawane der Flüchtenden filmten.
    Doch es waren nicht diese Bilder, die wenig später auf YouTube und Facebook und in fast allen Fernsehsendern auftauchten. Die Aufnahmen, die sich wie ein Lauffeuer verbreiteten, zeigten vier Frauen in Abaya und Kopftuch, die wie aufgescheuchte Hühner schreiend die Straße entlangrannten, während ein Polizist ihnen nachlief und versuchte, sie in die richtige Richtung zu lenken.
    Nachdem die zahlreichen Fußgänger wieder von der Straße verschwunden waren, fuhren die offiziellen Fahrzeuge mit quietschenden Reifen aus der Vier-Straßen-Gefahrenzone heraus. Nur der Einsatzwagen des Sprengkommandos blieb zurück.
    Magozzi steuerte den Cadillac um die hastig errichteten Straßensperren herum und hielt auf die Schnellstraße zu. Auf dem Weg kam ihnen ein weiterer großer, schwerer Sprengstoff-Schutzwagen entgegen. «Die Jungs werden noch Stunden dort zugange sein, wahrscheinlich sogar die ganze Nacht.» Magozzi schaute zu Gino hinüber. «Du weißt, was das bedeutet.»
    Gino zog den Sicherheitsgurt vom Bauch weg und hielt ihn fest, um seine Hände ruhig zu stellen. «Ja, weiß ich. Nach allem, was wir heute schon hinter uns haben, müssen wir jetzt noch einer armen Frau erzählen, dass ihr Mann tot ist.»

KAPITEL 17
    B eth Hardy stand in der Küche und heulte, weil das Hühnchen angebrannt war. Wie albern von ihr! Da hatte sie alle drei von Joes Einsätzen im Irak und in Afghanistan überstanden, sie hatte es überstanden, dass bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde, sie hatte sein Todesurteil hingenommen und bei alledem nicht ein einziges Mal geweint. Sie hatte es sich verkniffen, war fröhlich geblieben, hatte sich den Gefühlen, die sie innerlich zerfraßen, einfach nicht überlassen. Und jetzt heulte sie wie ein Schlosshund wegen diesem blöden verbrannten Hühnchen! Es kam ihr vor, als könnte sie gar nicht mehr aufhören zu weinen. Aber natürlich würde sie wieder aufhören.
    Als draußen Autotüren schlugen, zuckte sie zusammen. O Gott! In all den Jahren, die Joe auf Kriegseinsatz im Ausland verbracht hatte, war ihr jedes Mal, wenn ein Auto vor dem Haus hielt, angst und bange geworden. Das war völlig unsinnig, schließlich kam alle Welt mit dem Auto: Freunde, Verwandte, sogar der Postbote – aber dieses Wissen half überhaupt nicht gegen die Angst. Ständig hatte Beth mit dem unheilvollen Wagen gerechnet, mit den beiden Marines, die in Galauniform ihren Gartenweg heraufkamen, um ihr zu sagen, dass Joe tot war. Und obwohl er schon längst nicht mehr im Ausland war, ging es mit alten Ängsten anscheinend doch genauso wie mit alten Gewohnheiten: Man wurde sie nicht mehr los. Beth holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen, wischte sich die Tränen weg und ging zur Tür.

    Die Hardys bewohnten ein gutgepflegtes, stuckverziertes Haus im Südwesten der Stadt, unweit des Minnehaha Creek. Magozzi hielt am Straßenrand vor dem Haus. Einfahrten blieben Freunden und Verwandten vorbehalten, Leuten, die eingeladen und gern gesehen waren, und Gino und er fielen eindeutig in keine dieser Kategorien.
    Sein Blick wanderte über den winterlich kurz gemähten Rasen, die akkurat gestutzten Sträucher und die Blumenbeete, in denen trotz der späten Jahreszeit noch Blumen blühten. Hier gab sich jemand große Mühe, alles in Schuss zu halten, eine schöne, liebevolle Atmosphäre zu schaffen, und zwar mit Sicherheit nicht der arme ausgemergelte Kerl, den sie auf dem schmutzigen, kaputten Gehsteig in Little Mogadishu gefunden hatten. Er hätte gar nicht die Kraft dazu gehabt.
    «Kein Laub auf dem Rasen, Leo.»
    «Stimmt.»
    «In diesem Haus wohnen Leute, deren Welt zusammenbricht, und trotzdem rechen sie noch den Rasen.»
    «Du machst mich fertig, Gino.»
    «Entschuldige. Ich hasse solche Besuche.»
    Magozzi rückte seine Krawatte zurecht. «Bist du so weit?»
    «Nein.»
    «Dann mal los.»
    Langsam gingen sie den geraden, sorgfältig eingefassten Gartenweg entlang bis zu einer Veranda mit weißem Geländer. Zu beiden Seiten der Eingangsstufen standen lila blühende Topfblumen, Korngarben und Kürbisse. «Schön hier», brummte Gino. «Wirklich schön.»
    Neuerdings war er ganz besessen von Gartengestaltung und jahreszeitlich passender Dekoration. Magozzi hatte keine Ahnung, wo das plötzlich herkam. Wahrscheinlich guckte auch Gino diese teuflischen Haus- und Gartensendungen, in denen man diskriminiert wurde, wenn man seinen Rasen nicht rechte.
    «Erinnert mich an

Weitere Kostenlose Bücher