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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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    Mein Gott! Wie blöd konnte man sein? Da quoll das Internet über von Fotos und Lebensläufen der beiden Opfer, wobei nur der Himmel wusste, wo die herkamen, und das MPD und das FBI erklärten übereinstimmend, sie könnten nicht bestätigen, was für alle Welt offensichtlich war. Das machte Magozzi fuchsteufelswild.
    Und noch viel wilder machte es ihn, dass ein Haus voller Sprengstoff den Mord an einer fünfzehnjährigen Indianerin und die Rettung von vier weiteren jungen Entführungsopfern vollständig aus den Nachrichten verdrängte. Das war die Topstory gewesen, so wie sich das auch gehörte, bis ein paar Ganoven, die auf einer Wagenladung Waffen saßen, ein bisschen zu früh vor ihren Schöpfer traten. Die Bösen waren tot, und die Indianermädchen nur noch ein ferner Spuk aus den Tiefen der topaktuellen Vergangenheit.
    Angeekelt schaltete Magozzi den Fernseher ab, spülte seine Müslischüssel aus und machte sich auf den Weg. Es war kühl an diesem Morgen, der Tau hatte alles, vom Gras bis zu den Autos, die am Straßenrand parkten, mit einer Schellackschicht aus Feuchtigkeit überzogen. Es roch ganz schwach nach Holzfeuer, und darunter mischte sich der pflanzliche Geruch von nassem Laub und etwas unbestimmt Fruchtigem, das Magozzi direkt an seinen ersten Kindergartentag zurückversetzte.
    Damals hatte ihm Earl, der Nachbar, erlaubt, sich einen duftenden, reifen Apfel aus seinem Garten zu pflücken, den er der Kindergärtnerin mitbringen wollte, und sein Vater hatte ihn die zwei Straßen bis zum Kindergarten begleitet und seinen Butterbrotbeutel getragen. Mit dem Apfel hatte er bei der Kindergärtnerin schwer gepunktet, sie hatte ihn in der Frühstückspause gleich gegessen. Heutzutage würde keine Kindergärtnerin mehr etwas essen, was ein Kind ihr mitbrachte; es könnte ja mit Rattengift versetzt sein. Langsam gehörte Magozzi zum alten Eisen.

    Außer Johnny McLaren war kein Mensch im Büro, als Magozzi und Gino eintrafen. McLaren hatte den Familienstreit mit den fünf Toten abbekommen. Die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, saß er da und fuhr sich mit beiden Händen durch das rote Haar, bis er aussah wie Bozo, der Clown.
    «Und, Johnny, hast du deinen Fall schon gelöst?», fragte Magozzi.
    McLaren hob den Kopf und zeigte seine geröteten Augen und den Zweitagebart. «Der wird das Gericht noch monatelang beschäftigen. Normalerweise hat so ein Arschloch, das seine Exfreundin und deren halbe Familie abmurkst, doch zumindest den Anstand, sich anschließend selbst eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Nur der hier nicht. Der bleibt einfach mit der Knarre in der Hand stehen, bis die Polizei da ist, und schaut sich die Schweinerei an, die er veranstaltet hat. Dafür kriegt er jetzt eine schöne, lange Verhandlung mit dreißig, vierzig Berufungen, und anschließend muss er vielleicht ein paar Jahre absitzen, bis irgendein gutgläubiger Bewährungsausschuss entscheidet, dass er rehabilitiert ist und eine zweite Chance verdient. Mann!» Vergeblich versuchte er, seine Haare wieder in Ordnung zu bringen. «Und ich hab ja sogar noch Glück mit dem Fall. Ihr Jungs habt gestern in Little Mogadishu ja wirklich in den Scheißhaufen gestochen. Ich habe einige Berichte gesehen. Rolseth, dein Hintern füllt einen ganzen Fernsehbildschirm.»
    «Ach, leck mich doch, McLaren.»
    «Aber super Material, vor allem der Bulle, der sich das Kleinkind schnappt.»
    «Die Jungs vor Ort haben das auch wirklich gut gemacht.»
    «Nur al-Dschasira sieht das leider anders.»
    «Du schaust al-Dschasira?», fragte Magozzi.
    «Klar. Ich muss doch an meinem Arabisch arbeiten. Jedenfalls zeigen die da in Endlosschleife die vier Frauen, die schreiend weglaufen, während der Polizist versucht, sie in die andere Richtung zu treiben. Die Schlagzeile dazu lautete: ‹Ungläubige amerikanische Polizei jagt und tötet unsere Frauen›.»
    «Na bravo!» Gino ging an seinen Schreibtisch, sah den Poststapel durch, der sich dort seit gestern angesammelt hatte, und überflog den Abschlussbericht der ballistischen Untersuchung. «Mist. Die Geschosse, die der Gerichtsmediziner aus unseren Kidnappern rausgefischt hat, passen zu keiner der registrierten Waffen. Kein Verdächtiger, keine Mordwaffe. Da müssen wir wohl warten, bis der Schütze noch wen abknallt, sonst geht das zu den ungelösten Fällen.»
    «Aber …» Magozzi hielt ein Blatt hoch, das er auf seinem Schreibtisch gefunden

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