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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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los.
    In der Auffahrt stand eine zitronengelbe Corvette.
    Wir rannten an der Ficushecke vorbei. Etwa zwanzig Meter vor uns ging ein Mann die Straße entlang in nördlicher Richtung. Beziehungsweise er schlenderte gemütlich dahin.
    Ein großer Mann. Dürr. Mit einem Kopf, der zu groß war für den Körper - viel zu groß. Musste irgendein Hut sein.
    Milo rannte ihm nach, bis er knapp hinter ihm war. Er brüllte:
    »Polizeistehenbleibenkeinefalschebewegungpolizeistehenbleiben!« Der Mann blieb stehen.
    »Bleiben Sie genau da stehen! Hände hinter den Kopf!« Der Mann gehorchte.
    »Auf den Boden legen, mit dem Gesicht zum Gehsteig - die Hände wieder nach oben - höher, höher. Hinter den Kopf!«
    Der Mann gehorchte aufs Wort. Als er sich hinlegte, fiel sein Hut herunter.
    Augenblicklich zückte Milo seine Handschellen und bog dem Mann die Arme auf den Rücken. Ein Kinderspiel.
    Es war ja auch an der Zeit, dass mal jemand anders Glück hatte.
    »Wo ist Peake?«, wollte Milo wissen. »Wer?«, fragte eine hohe, gepresste Stimme. »Peake, und versuch bloß nicht, mich zu verarschen, Crimmins -«
    »Wer -«
    Die Pistole immer noch auf den Rücken des Mannes gerichtet, zog Milo seine Taschenlampe heraus und warf sie zu mir herüber. »Leuchte ihm ins Gesicht - hoch mit dem Gesicht!«
    Bevor der Mann reagieren konnte, packte Milo ihn an den Haaren und beschleunigte das Ganze. Der Mann stöhnte vor Schmerz auf. Ich ging um ihn herum und richtete den Lichtstrahl auf sein Gesicht.
    Ein schmales Gesicht. Eingerahmt von langen blonden Haaren. Sein großer Kopf war nichts weiter gewesen als die Uniformmütze, die einen Meter weiter auf dem Gehsteig lag.
    In einigen der Nachbarhäuser ging Licht an, doch die Straße blieb ruhig.
    Milo hielt das Kinn des Mannes, während ich den Lichtkegel über ein Paar verängstigte blasse Augen wandern ließ. Ein fliehendes Kinn mit Bartflaum.
    Pickel.
    Jugendakne.
    Der Kerl war noch ein halbes Kind.

37
    Sein Name war Christopher Paul Soames, und er hatte Papiere dabei, die dies belegten.
    Da war zunächst eine California Identification Card, eine Art Ausweis, der aber offensichtlich getürkt war, und dann hatte er noch einen drei Jahre alten Schülerausweis von der Bellflower High School. Er war damals in der zehnten Klasse gewesen, seine Haare kürzer und seine Haut gesünder. Im darauf folgenden Sommer hatte er die Schule abgebrochen, »weil sie hat mich voll angestunken, und außerdem hatte ich ‘nen Job.«
    »Wo?«, sagte Milo, der den Jungen hinter die Ficushecke auf den Rasen gezerrt und seine Taschen ausgeleert hatte.
    »Bei Lucky’s.«
    »Und was hast du da gemacht?«
    »Tische abräumen, spülen.«
    »Wie lange hast du da gearbeitet?«
    »Zwei Monate.«
    »Und danach?«
    Soames versuchte die Achseln zu zucken, doch die Handschellen behinderten seine Bewegungen.
    Er hatte einen Zwanzigdollarschein in seiner Tasche, einen nicht ganz aufgerauchten Joint, eine teilweise zerdrückte Tüte M&M’s mit Erdnüssen, aber keinen Führerschein. »Aber ich kann fahren, mein Bruder hat’s mir beigebracht, bevor er zu den Marines gegangen ist.«
    Milo deutete auf die Corvette. »Schöne Karre.«
    »Allerdings - können Sie die jetzt endlich abmachen, Mann?«
    »Erzähl mir vorher noch einmal deine Geschichte, Chris.«
    »Kann ich wenigstens vom Rasen aufstehen? Mein ganzer Arsch wird nass.«
    Milo hob ihn an einer Gürtelschlaufe in die Höhe und hievte ihn zur Veranda des Hauses. Das Verhör dauerte mittlerweile schon zehn Minuten, und immer noch kein Anzeichen von einem Wagen des Sheriffs.
    Soames ließ seine Schultern kreisen. »Die Dinger tun weh, Mann. Machen Sie mich los. Ich hab doch nichts verbrochen.«
    »Nicht vielleicht den Wagen geklaut?«
    »Nee, das hab ich aber doch schon erklärt.«
    »Du hast nicht zufällig die Adresse von hier im Auto gefunden und bist mal kurz vorbei, um das Haus auszuräumen?«
    »Nee, nie im Leben.«
    »Woher hast du die Schlüssel?«
    »So ‘n Typ hat sie mir gegeben, das hab ich Ihnen doch schon erklärt.«
    »Aber den Namen von dem Typen weißt du nicht.«
    »Genau.«
    »Der Typ drückt dir also einfach so die Schlüssel zu seiner Corvette in die Hand.«
    »Genau«, schniefte Soames. Eines seiner knochigen Knie begann zu zittern.
    »Und wo hat sich dieses Märchen aus Tausendundeiner Nacht abgespielt?«, fragte Milo.
    »Ivar und Lexington, genau wie ich’s Ihnen erzählt hab.«
    Seitenstraßen von Hollywood. Ungesunde Gegend. Das hohlwangige Gesicht

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