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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Einschätzungsvermögen, was Leute angeht. Kann aber auch sein, dass es ihm schlichtweg egal war, was mit der Corvette passiert, weil sie ihn sowieso nicht mehr interessiert hat.«
    »Einfach so? Er lässt sein Auto einfach zurück? Und warum soll die Corvette ihn auf einmal nicht mehr interessieren?«
    »Weil heute Nacht für ihn ein neues Leben beginnt«, sagte ich. »Und Geld ist sowieso nicht sein Ding, war es noch nie. Sobald er welches hat, rieselt es ihm durch die Finger. Der Kerl klaut sich seine ganze Filmausrüstung zusammen, da ist es ja wohl kein großes Problem, irgendein neues Auto aufzutreiben. Der Jeep ist unter keinem seiner uns bekannten Namen zugelassen, sodass wir also schon davon ausgehen müssen, dass er irgendwo eine ganze Flotte von Autos stehen hat.«
    »Der Superverbrecher. Der Tollkühne Rächer.«
    »Sehen wir den Tatsachen doch mal ins Auge, Milo. Man muss kein Genie sein, um in L.A. bei einem Schwerverbrechen ungestraft davonzukommen.«
    Er stieß ein Knurren aus und raste zum Sunset, wo er rechts abbog. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Ich wusste genau, wo er hinfuhr. Kurz darauf spürte ich, wie sich der Wagen in die Kurve legte, öffnete meine Augen und sah ein Hinweisschild auf den Freeway. Der 101 Richtung Norden. Um diese späte Uhrzeit herrschte kaum Verkehr, also brauchten wir nur wenige Minuten bis zur Auffahrt der 1-5. Milo trat aufs Gas. Hundertvierzig Stundenkilometer. Hundertsechzig.
    »Susanna Galvez«, sagte er. »Die Hatzler hat dir doch erzählt, Derrick und sein Bruder hätten eine Vorliebe für mexikanische Mädels gehabt.«
    »Nostalgie«, sagte ich. »Haargenau. Die ganze Sache dreht sich nur darum, die guten alten Zeiten wieder aufleben zu lassen.«

38
    Die Stelle, an der Heidi Ott hingerichtet worden war, war nicht schwer auszumachen.
    Der rosafarbene Widerschein der Magnesiumfackeln der Highway Patrol war schon aus einer halben Meile Entfernung am Horizont zu sehen.
    In unmittelbarer Nähe des Tatorts war die rechte Spur durch eine Reihe von roten Pylonen abgesperrt. Milo fuhr zwischen zweien hindurch, parkte und zeigte einem der uniformierten Beamten seine Polizeimarke. Der Beamte betrachtete die Marke. Auf der Abfahrt standen zwei Streifenwagen, ein Polizeimotorrad und eine schnittige Harley-Davidson-Spezialausführung.
    Der Beamte sagte: »Okay.«
    »Mike Whitworth?«
    »Da drüben.« Er deutete mit dem Daumen auf einen geradezu riesigen Mann Mitte dreißig, der neben der Böschung stand. Mehrere Scheinwerfer beleuchteten eine mit Plastikband abgesperrte Zone. Die weiße Umrisszeichnung befand sich am äußeren Straßenrand, kurz bevor der Asphalt auf die sandige Böschung stieß.
    Whitworth stand neben der Absperrung. Obwohl er jung und durchtrainiert aussah, wirkte er müde. Hätte er nicht einen schmalen blonden Schnurrbart getragen, hätte sein Gesicht wie das eines kleinen Jungen ausgesehen. Seine Haare waren so kurz geschoren, dass man die Farbe kaum ausmachen konnte. Er trug eine erdnussgelbe Lederjacke, ein weißes Hemd mit dunkler Krawatte, graue Hosen und schwarze Stiefel. Unter dem Arm hielt er einen Sturzhelm. Milo stellte sich vor.
    Whitworth schüttelte zuerst ihm und dann mir die Hand. Er deutete auf den Boden. Mehrere tiefrote Flecken, der größte davon mit einem Durchmesser von über dreißig Zentimetern. »Wir haben auch Knochensplitter und Knorpelstücke gefunden. Vermutlich Teile der Nase. Wir sind ja einiges gewöhnt, bei uns geht’s nun mal ziemlich blutig zu, da kommen die Leichenteile schon mal säckeweise, aber so was wie das da …« Er schüttelte den Kopf.
    Milo sagte: »Ich glaube, dass die Typen, die sie auf dem Gewissen haben, drauf und dran sind, dasselbe noch mal abzuziehen.« Er lieferte Whitworth eine Kurzfassung von Derrick Crimmins’ Lebenslauf, Peakes Flucht sowie Heidis möglicher Verwicklung in die ganze Sache und endete mit dem, was Christopher Soames uns erzählt hatte: wie Crimmins sich Suzy Galvez geangelt hatte.
    »Und jetzt ist er in den Tehachapis?«, sagte Whitworth.
    »Ich nehme es an. Das Kaff, in dem er aufgewachsen ist, liegt genau am Fuß der Tehachapis. Heißt mittlerweile Fairway Ranch. Kennen Sie es?«
    »Nie davon gehört«, sagte Whitworth. »Ich wohne in Altadena, und was die Arbeit angeht, habe ich meistens in der Nähe der Stadt zu tun. Liegt das noch vor Grapevine oder erst dahinter?«
    »Genau da«, sagte ich.
    »Crimmins ist möglicherweise ein ganz guter Kletterer«, sagte Milo.

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