Monströs (German Edition)
gehenden, kriminellen Organisation gewesen. Hier in dieses Hotel hatten sich die beiden zurückgezogen, vielleicht auch versteckt, wer wusste das schon. In diesem Milieu musste man wahrscheinlich untertauchen, um am Ende nicht Gefahr zu laufen, doch noch der Rache von einem jener zum Opfer zu fallen, deren Leben man zerstört hatte.
Das nächste Bild war in der gleichen Lagerhalle aufgenommen. Diesmal stiegen aus einem Kleintransporter mehrere asiatisch aussehende Mädchen aus. Söder gab dem Fahrer des Wagens ein Bündel Geldscheine.
Martin hätte darauf wetten wollen, dass diese Lagerhalle Marianne Seewald gehörte.
Das letzte Bild, wieder dieselbe Halle. Diesmal standen Marianne Seewald und Ernst Söder neben einer großen, brusthohen Holzkiste. Einige Männer verluden Waffen in die Kiste. Maschinengewehre und Raketenwerfer.
Eins stand fest, dachte Martin, derjenige, der die Tonaufnahmen gemacht und die Fotos geschossen hatte, war ein verdammt hohes Risiko eingegangen. Auf dem Stick waren Beweise, die Seewald und Söder für sehr viele Jahre hinter Gitter gebracht hätten.
»Bis gestern hätte sich die Polizei sehr über diesen USB-Stick gefreut«, konstatierte Bumann. »Aber leider sind nun alle, die dadurch belastet werden tot.«
Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück, streckte die Beine aus und faltete die Hände hinter seinem Kopf. Er machte einen überaus zufriedenen Eindruck.
Kein Wunder, er fühlt sich in Sicherheit, dachte Martin. Bei ihm wich dieses Gefühl aus irgendeinem Grund schon wieder. Er konnte nicht sagen, woran es lag. Es war zu ruhig. Daran lag es. Er hätte erwartet, etwas zu hören, wenn Eddie im Hotel Amok lief, weil er sie nicht finden konnte. Er hatte sogar erwartet, dass Eddie unmittelbar, nachdem Martin in den Panikraum geschlüpft war, von außen an die Tür trommeln würde. Schließlich war Kaltenbach ihm auf den Fersen gewesen. Aber es geschah nichts. Jetzt mit etwas Abstand war Martin auch klar warum. Eddie wusste schließlich nichts von dem Panikraum. Selbst, wenn er in den Kleiderschrank geschaut hätte, ohne die Kleider beiseitezuschieben und genau auf die Rückwand zu achten, wäre ihm nicht aufgefallen, dass es eine Tür gab.
Aber trotzdem spürte er, dass etwas im Gange war. Und er sollte Recht behalten.
40
Raphael beeilte sich nicht besonders, als er die Stufen emporstieg. Plötzlich wurde ihm schwindlig.
»Bleib wo du bist!«, zischte er.
Vor der Tür zur ersten Etage setzte er sich auf eine Treppenstufe und presste seinen Kopf mit beiden Händen zusammen. Doch er konnte es nicht verhindern. Seine Identität löste sich in Luft auf. Eddie kam zurück und das fühlte sich elend an.
Eddie wollte selbst nicht in die Welt der emotionalen Schmerzen zurück, nicht in die Welt, in der er Trauer über den Mord an seiner Frau verspürte. Aber nun war er da. Er betrachtete die Pistole in seiner Hand. Für einen Moment war er verwirrt. Seitdem ihn jemand mit einem Elektroschocker niedergestreckt hatte, war Raphael am Zug gewesen. Er hatte diesen überheblichen Kerl unten im Büro des Direktors umgelegt. Der Mann hatte es so gewollt. Eddie hatte wie Raphael keinen Ahnung, wer der Mann gewesen war, aber der hatte ihn gekannt. Er hatte ihn Bestie genannt. Diesen Namen kannten nur Insider. Verrückt, alles hier war verrückt. Auch er war verrückt. In lichten Momenten wie diesen, war ihm das durchaus bewusst. Aber eines war nicht verrückt, seine Rache. Wenn er die bekam, war ihm egal, was mit ihm geschah. Lebenslange Sicherungsverwahrung oder der finale Todesschuss durch einen übermotivierten Polizeibeamten. Wenn er die Wahl haben würde, würde er die zweite Option bevorzugen. Dann wurde ihm klar, dass Raphael nicht wählen würde. Sein Schicksal war besiegelt, sobald er mit der Polizei konfrontiert sein würde. Raphael war keiner, der über die Konsequenzen nachdachte. Er würde die Waffe nicht auf den Boden legen und die Hände heben, nur weil ein Polizist ihn dazu aufforderte. Raphael würde einfach schießen und versuchen, so viele von den anderen zu erledigen, bevor sie ihn erledigten. Eddie musste schmunzeln, als er es sich vorstellte. Damit würden sie nicht rechnen.
Er stand von der Treppe auf. Waller war nach oben gerannt. Das spürte er. Raphael war ihm dicht auf den Fersen gewesen. Die Fahrstuhltüren hatte er im Erdgeschoss mit einem Blumenständer blockiert. Der einzige Weg nach unten führte über diese Treppe. Er hatte jetzt einfach das bessere Blatt
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