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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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zu. Während er die Stufen empor sprintete, traf ihn eine andere Erkenntnis mit Schrecken. Abrupt blieb er stehen, lauschte nach auffälligen Geräuschen und drückte sich mit dem Rücken an die Wand des Treppenhauses. Doch er hörte nur seinen schnellen Atem.
    Was, wenn Eddie es ihnen gleich getan hatte? Er könnte den Aufzug leer nach unten geschickt haben, um dann über die Treppe zu kommen. Eddie konnte sich theoretisch bereits hinter der nächsten Treppenbiegung befinden. Was sollte er tun? Es gab keine Option. Auf keinen Fall konnte er umdrehen. Langsam schritt er weiter nach oben. Dann kam ihm ein Gedankenblitz, der ihn ein wenig beruhigte. Warum sollte Eddie annehmen, dass jemand hinauf wollte? Eddie wusste nicht, dass sich in Marianne Seewalds Wohnung ein verborgener Panikraum befand. Dann war es doch wesentlich logischer, wenn sie vorgehabt hätten, das Hotel zu verlassen und Eddie vom Haupteingang weglocken wollten. Dann wiederum hätte Eddie keine Veranlassung, die Treppen zu benutzen. Er würde den Fahrstuhl nehmen und nach Spuren im Schnee vor dem Eingang Ausschau halten, die bewiesen, dass jemand vor kurzem das Hotel verlassen hatte. Andererseits war logisches Denken nicht gerade eine Eigenschaft, die man Eddie Kaltenbach zuschreiben würde.
    Ein flaues Gefühl blieb, während Martin Stufe für Stufe weiter nach oben ging. Jetzt war er im zweiten Stock angelangt und stand vor der Etagentür.
    Was, wenn Eddie gar nicht nach unten gefahren war, sondern einfach abwartete, was geschah? Was, wenn er von dem Panikraum wusste und nach oben gegangen war? Die Gedanken in Martins vor Schmerzen hämmerndem Kopf wollten sich nicht verdrängen lassen. Die Tabletten, die er vor einer halben Stunde dagegen genommen hatte, zeigten nicht die Spur einer Wirkung.
     

38
     
    Raphael dachte nicht logisch. Er tat das Naheliegenste. Als die Türen des Lifts in der zweiten Etage zur Seite schwangen und die Kabine leer war, trat er ein und drückte die Taste für das Erdgeschoss. Unten angekommen ging er zu der Glastür des Haupteingangs. Er spähte hinaus in den Schnee. Keine Spuren. Dann lachte Raphael laut auf. Es war ein hysterisches helles Lachen und es schallte durch die Eingangshalle. Er ist schlau, dachte er. Er tut das Gegenteil von dem, was man erwartet. Aber damit käme Waller nur noch dieses eine Mal durch. Er würde ihn kriegen und er wusste auch schon genau, wie er das anstellen würde.
    Er griff einen Blumenständer in der Nähe des Aufzugs und stellte ihn als Hindernis zwischen die Schiebetüren der Kabine. Schluss mit dem Katz-und-Maus-Spiel. Dann ging er zu den Treppen und stimmte den Refrain von einem seiner Lieblingssongs der Bloodhound Gang an.
     
    ***
     
    Martins Herz wollte fast zerspringen vor Aufregung, als er die Tür zur zweiten Etage öffnete.
    Er tat es schnell, wartete jedoch einen Moment, bevor er in den Flur trat. Alles leer. Er sprintete los. Ein Schauer durchzuckte seinen Körper, als er den Gesang aus dem Treppenhaus hörte. Eddie war ihm auf den Fersen.
    Vor der Tür zu der schmalen Treppe, die in die dritte Etage führte, wartete Martin nicht. Er zog sie schnell auf und trat in den kleinen Raum, an dessen rechter Seite die einläufige Treppe nach oben führte. Fünf Sekunden später war er in Marianne Seewalds Wohnung. Die Tür war nur angelehnt gewesen. So, wie er sie gelassen hatte, als er die Wohnung verlassen hatte.
    Er stürmte ins Arbeitszimmer, griff sich das Notebook und lief dann ins Schlafzimmer. Von Selma und Bumann keine Spur.
    Er gönnte sich nicht den Funken Zeit, sich auszumalen, was wäre, wenn Eddie sie erwischt hätte oder wenn sich in diesem Schrank keine Tür zu einem Panikraum befand. Er zog an der verspiegelten Tür des Kleiderschrankes, schob die dicht gedrängten Kleider, die an Bügeln an der Stange hingen zur Seite und sah die Tür. Sie war in dergleichen Farbe wie die Rückwand des Schrankes gestrichen. Wenn man nicht wusste, dass sie da war, konnte man sie kaum finden. Für einen Moment hielt Martin inne. Er hatte sich bisher nicht gestattet, über Alternativen zu diesem Raum nachzudenken. Es gab auch keine. Allerdings bedeutete dieser Raum, ein verschlossener, vermutlich kleiner Raum für Martin nicht nur die Rettung. Für ihn konnte es auch der Untergang sein. Denn er war hier in diesem Hotel auch aus therapeutischen Gründen. Er sollte sich seiner Angst vor dem Schnee stellen. Doch diese Angst war nur Ausfluss des eigentlichen Problems und das hieß

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