Monströs (German Edition)
sind auf den von mir gemachten Fotos auf diesem Datenträger zu sehen. Sie sind die Hauptpersonen in einem kriminellen Netzwerk, das seinen Profit aus Drogen, Waffen und jungen Mädchen zieht.
Der folgende Text beschrieb den Weg, auf dem die Drogen und Mädchen ins Land kamen, und wie die Waffen Deutschland meist in Dritte Welt Staaten verließen. Auch der Vertriebsweg, also wie die Kriminellen es schafften, die Waren an den Grenzkontrollen vorbei zu schleusen, war dargestellt. Meist lief es über Bestechung und mit gefälschten Frachtpapieren. In wenigen Fällen nutzten sie auch Lücken im Kontrollsystem aus. Außerdem enthielt Winklers Aufzeichnung sämtliche Kontaktpersonen und eine Liste der Helfer und Mitglieder der Organisation. Die Darstellung schloss mit folgenden Worten:
Ich hoffe, dass das von mir zusammengestellte Material ausreicht, diese Bande von Kriminellen vor Gericht zu stellen. Ich bedaure, dass meine Kollegen und Vorgesetzten beim BKA den Eindruck gewinnen mussten, ich sei ins feindliche Lager übergelaufen, weil ich mich zuletzt zu den vereinbarten Treffen nicht mehr einfand und auch ansonsten in den letzten sechs Monaten keinen Kontakt mehr zu ihnen aufnahm. Doch es wäre zu gefährlich für mich und die Mission gewesen. Erstens, weil ich ständig von den Schergen der Schmerzdame im Auge behalten werde. Ich vermute, dass meine gesamte Kommunikation überwacht wird. Zweitens und das ist schlimmer, glaube ich, dass Teile der Staatsanwaltschaft auf der Gehaltsliste dieser Verbrecher stehen. Ich weiß nicht, wem ich noch vertrauen kann. Am meisten muss ich mich bei meiner Frau entschuldigen, die ich über alles liebe. Dieser Job hat mich verändert. Wer so viel Grauenhaftes sieht, dem haftet das an und es lässt sich nicht mehr abwaschen. Irgendwann muss man sich entscheiden, ob man abbricht oder weitermacht. Aber was wäre, wenn ich aufgehört hätte. All die Morde, die Qualen der jungen Mädchen, die zur Prostitution gezwungen und deshalb mit Drogen vollgepumpt werden. Es würde immer weiter gehen. Also habe ich mich entschieden, weiterzumachen, auch wenn es bedeutet, dass ich mit allem, was ich liebe, brechen muss. Ein Leben, nämlich meins, kann nicht so wichtig sein, wie das Hunderter, dass ich vielleicht retten kann, wenn ich zur Zerschlagung dieser Bande beitrage.
Das Dokument datierte mit dem 26. Mai vor über sieben Jahren. Es trug die Unterschrift Knut Winklers.
Martin schnappte nach Luft. Die Eigentümerin dieses Hotels hieß gar nicht Marianne Seewald und ihr Hausmeister hieß auch nicht Ernst Söder. Es handelte sich um Rita Mattfeld und Dr. Armin Baltes. Die Schmerzdame und Dr. Tod.
Jetzt auf einmal passte Söders Verhalten zu der Person, die der BKA-Mann Knut Winkler hier beschrieben hatte. Auch der Tod des Gangsterpärchens Mattfeld und Baltes war jetzt nicht mehr so erschreckend. Eddie stand mit ihnen in Verbindung und Menschen in diesem Milieu wurden ab und an, Opfer ihrer eigenen Profession. Nur warum jetzt und hier und warum überhaupt? Diese Fragen konnte Martin sich nicht beantworten, er wusste nur eins. Diese Beweise auf dem USB-Stick waren Grund genug zu töten.
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Eine weitere Erkenntnis traf Martin mit Verzögerung, dafür aber um so heftiger. Es war ein Spiel, das hier jemand mit ihnen trieb. Schmerzdame, jetzt fiel ihm wieder ein, warum ihm der Ausdruck so bekannt vorkam. Das Gedicht, das er nach Marianne Seewalds Tod auf diesem Laptop vorgefunden hatte. Und Dr. Tod war Dr. Armin Baltes alias Ernst Söder. Er musste es Selma und Bumann erklären.
Auch das kleine Gedicht, das als Bildschirmschoner auf Zurbriggens PC an ihm vorbeigezogen war, hatte er noch genau im Kopf.
Er öffnete das Textverarbeitungsprogramm auf dem Notebook und begann aus dem Gedächtnis mit dem ersten Reim, den er per E-Mail unter Annas Namen bekommen hatte.
Fünf böse Menschen verdarben das Leben mir.
Ein Schädling erschoss den anderen,
da waren es nur noch vier.
»Was soll denn das?«, fragte Selma, die die Zeilen las, während er sie schrieb.
»Abwarten, ich erkläre es euch gleich.«
Als Nächstes rief Martin das E-Mail-Programm des Notebooks auf und kopierte die Nachricht, die darauf verfasst worden war und ebenfalls von seiner Frau an ihn gerichtet war:
Blut zur Sühne färbte das reine Wasser rot,
Das Leben ging, langsam kam der Tod,
Mit der Schmerzdame ist es nun vorbei,
Übrig bleiben nur noch drei.
»Das ist doch vollkommen
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