Monströse Welten 2: Hobbs Land
öfteren in die Rolle des Gastgebers. Vor dem Empfang solcher Besucher rief Sam sich immer in Erinnerung, was seine Lehrerin mit einem spöttischen Unterton über Phansure gesagt hatte: zu viele Menschen, wie ein Bienenschwarm. Fast kein Wald, nur wenige Tiere, und die Menschen waren auf engstem Raum zusammengedrängt. Herzlich empfing Sam die Besucher von Phansure, die sich in formvollendeter Manier vorstellten, wie es den Phansuris nun einmal zu eigen war.
Erst nachdem sie die überschwengliche Begrüßungszeremonie in vollem Umfang zelebriert hatten, kamen Theor Close und Betrun Jun auf die Probleme zu sprechen, die Sam in Erwartung ihres Besuchs bereits aufgelistet hatte. Nach einer kurzen Vorbesprechung gingen die drei hinunter in die Scheune; das erste, was ihnen ins Auge fiel, war eine geschwärzte Startrampe.
»Das haben wir aber nicht konstruiert«, sagte Theor Close angewidert.
»Ich weiß«, erwiderte Sam geduldig. »Wenn ihr die Rampe entwickelt hättet, wäre das Problem natürlich nicht aufgetreten.« Die Phansuris waren durch die Bank technische Genies. Das war allgemein bekannt. Deshalb mußten sie es auch nicht besonders betonen.
»Wo liegt nun das Problem?« fragte Theor affektiert.
»Ein Siedler hat Verbrennungen im Gesicht und am Hals erlitten. Durch den Rückstoß wurde das Schutzblech abgerissen, und weil er zu nahe an dem Ding stand, wurde er vom Feuerstrahl erfaßt.«
»Wozu verwendet ihr es denn?« fragte Betrun Jun.
»Mit der Zeit wird der Ackerboden ausgelaugt, so daß wir bestimmte Spurenelemente ersetzen müssen. Die Mengen sind aber so gering, daß es sich nicht einmal rentieren würde, sie dem Dünger beizumischen. Also warten wir darauf, daß der Wind in die richtige Richtung dreht, und dann schießen wir mit diesem Startgerät einen Behälter etwa zwei Meilen hoch in die Luft. Das Gemisch ist so fein, daß es vom Wind über mehrere hundert Quadratmeilen verteilt wird; es dauert Tage, bis alle Teilchen auf den Erdboden gesunken sind. Diese Methode ist zwar primitiv und schmutzig, aber höchst wirkungsvoll.«
»Der Starter braucht eine Resonanzkammer«, stellte Betrun Jun fest. »Einen Torus an der Basis.« Er fertigte eine Skizze an und präsentierte ihnen das Ergebnis. »Mit Absorptionsflächen.«
»Das sieht aber ulkig aus«, sagte Sam schnaubend. »Als ob man eine Makkaroni durch einen Krapfen gebohrt hätte.«
»Nun, wonach auch immer es aussieht, die Druckwelle wird in der ringförmigen Kammer neutralisiert. Dadurch wird jegliche Verletzungsgefahr ausgeschlossen. Die Umrüstung ist schnell erledigt; wir werden uns sofort darum kümmern. Wie viele benötigen Sie?«
»Elf, für jede Siedlung eine. Dazu ein paar Ersatzteile.«
Jun trug die elf Siedlungen in die Liste der Einrichtungen auf Hobbs Land ein, die bereits die Minen, die Düngemittelfabrik und die Zentralverwaltung umfaßte.
»Noch etwas?«
Sam hakte den zweiten Punkt ab. »Die Treibstoffleitung des Kultivators mit der Nummer 1701 ist undicht. Der Fahrer hat eine Gozon-Vergiftung erlitten.«
»Sonst noch jemand verletzt worden?«
»Nur der Fahrer. Er war benommen und gereizt, mehr nicht.«
»Da habt ihr aber Glück gehabt«, sagte Theor Close. »Auf Pedaria hat ein Operator mit einer Gozon-Dröhnung nämlich drei Leute abgemurkst, bis es uns endlich gelang, ihn ruhigzustellen.«
»Ich frage mich nur, weshalb die Chemiker keine ungefährlichere Substanz entwickeln«, sinnierte Sam.
»Haben sie auch schon. Aber sie ist nicht so wirkungsvoll. Wenn man die Sicherheitsvorschriften befolgt, ist der Umgang mit Gozon jedoch unproblematisch.« Theor Close holte eine Schutzmaske aus dem Werkzeugkoffer und setzte sie auf. Dann öffnete er die Luke von 1701 und holte den Behälter heraus. »Wo soll ich ihn hinlegen?«
Sam schaute sich um und wies auf eine leere Werkbank an der Seite.
Theor legte den Behälter darauf ab und ging zur Luke zurück. »Wenn Dämpfe austreten, liegt das Problem wahrscheinlich bei der Ventildichtung. Das war jedenfalls auf Pedaria die Ursache.« Dann zog er sich mit einem schmatzenden Geräusch aus der Luke und wandte sich an Bertrun Jun: »Willst du dir das mal ansehen? Der Dichtring muß einen Riß haben, aber ich sehe ihn nicht.«
Ein Siedler fuhr auf einem Vielzweck-Schlepper mit einer angehängten Sprüh-Einheit in die Scheune.
Bertrun schlängelte sich durch die Luke. »Kein Wunder, daß du den Riß nicht gefunden hast«, rief er nach einiger Zeit, »weil es nämlich gar keinen
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