Monströse Welten 2: Hobbs Land
Hand zwischen den Welten wandern.« Die Stimme Mugals steigerte sich zu einem schrillen Diskant, wie das Quengeln eines hungrigen Kindes.
»So wird es auch kommen«, wiederholte Preu Flandry und gestikulierte herum, als ob er den anderen beschwichtigen wollte.
Mugal verlieh seinen Ausführungen mit einem Schlag auf den Tisch Gewicht. »Nach der Eschatologie sind wir Weltengänger, mit dem Schwert in der einen und der Peitsche in der anderen Hand. Wir werden die Welten unterwerfen. Die Ungläubigen werden wehklagen, und die Heiden werden vor Furcht mit den Zähnen klappern, wenn der Allmächtige Gott wie ein Wirbelsturm über sie kommt.« Er hatte die Augen aufgerissen und schaute Preu starr an. In der dunklen Kammer schien das Licht zu flackern, als ob eine unheilvolle, unsichtbare Gegenwart in die Flamme gegriffen hätte und einen Schatten über ihre brennenden Herzen legte. Mugal stimmte ein Lied an: »Eschatos / wenn die Flüsse rot gefärbt werden vom Blut / wenn die Leichen der Apostaten das Land bedecken / wenn der Raum zwischen den Welten durchdrungen ist vom Gestank des Todes!«
»So soll es sein«, bekräftigte der alte Mann, mitgerissen von den Phantasmen des betrunkenen Mugal. Er nickte und stimmte in den Gesang ein, wobei die Lautstärke des Duetts sich noch verstärkte: »Sie wissen nicht, daß sie alle des Todes sind. Sie wissen nicht, daß wir ihnen den Tod bringen werden. Ja, das werden wir.«
Preu Flandry schluckte und stieß einen leisen orgiastischen Laut aus, ein lustvolles Grunzen, als ob etwas ihn im Innersten berührt hätte. Als er noch ein Junge gewesen war, hatte die Erwähnung der Apokalypse ihn so ergriffen, daß dieses Wort ihm fortan immer ein Lustempfinden verursachte. Er geiferte und betastete fahrig das Kinn.
Draußen auf dem Flur hörte der Gharm-Sklave, der die Treppe geputzt hatte, das Gegröle und schmiegte sich ängstlich an die Wand. Unter diesen Umständen hielt er es für ratsam, nicht die Aufmerksamkeit der Menschen zu erregen. Er senkte den Kopf und dachte an eine Schlange.
Oft assoziierten die Gharm Voorstod mit einer Schlange. Wie eine Schlange war auch Voorstod manchmal nicht das, wonach es aussah. Wie eine Schlange sonderte es ein Gift ab, für das es kein Gegenmittel gab. Wie eine Schlange suchte Voorstod sich seine Opfer wahllos aus und tötete sie, bevor die Beute noch wußte, wie ihr geschah.
Der Raum, in dem die Männer saßen, pulsierte wie ein von einer Faust umschlossenes Herz. Allmählich wurde der Gesang leiser. Die Männer verloren den ekstatischen Glanz in den Augen und kehrten in die Realität zurück.
»Wenn die Apokalypse ohnehin bald eintritt, wozu brauchen wir dann noch Söhne?« fragte Mugal Pye.
»Es hat sich eine Verzögerung ergeben«, keuchte der ältere Mann und schnappte nach Luft.
»Was für eine Verzögerung?«
»Auf Enforcement ist etwas vorgefallen. Etwas Unvorhergesehenes. Es heißt, unsere Agenten hätten versagt. Der Prophet kochte vor Wut, und als er sich halbwegs wieder beruhigt hatte, sagte er, daß wir den Plan eventuell um eine Generation aufschieben müßten. Falls das Ende bald naht, haben wir noch genug Leute, aber wenn es länger dauert…« Preu Flandry verstummte. Man merkte ihm an, daß er ungehalten war.
»Aber das Ende sollte doch bald kommen!« quengelte Mugal. »Ich habe gehört, es hätte praktisch morgen schon soweit sein sollen. Das Ende war bereits zum Greifen nahe! Darauf hatte ich mich schon gefreut, seit ich ein Junge war, Flandry.«
»Ja, ich auch, aber aus irgendeinem Grund ist nun einmal eine Verzögerung eingetreten. Und wenn es länger dauert als geplant, brauchen wir auf jeden Fall eine Nachfolgegeneration.«
»Und was soll dann der Unsinn mit Sam Girats Frau? Wir müssen das System vernichten, und dann reden wir hier über eine blöde Frau!«
Preu Flandry seufzte und wischte sich wieder das Kinn ab. »Ich habe dir erst die Hälfte erzählt. Weil es in Voorstod kaum noch Frauen gibt, toben die Kerle sich draußen in Ahabar aus, bei den Abolitionisten in Jeramish. Sie nehmen sich die Frauen mit Gewalt. Und wenn das so weitergeht, wird es nicht mehr lange dauern, bis Ahabar mobilmacht.«
Mugal Pye zuckte die Achseln. »Na und? Das heißt noch gar nichts. Die Regierung wird ihnen nicht erlauben, die Armee einzusetzen.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Wir haben mit unseren Bestechungsgeldern zwar dafür gesorgt, daß das Konzil sich nicht zur Sklavenproblematik äußert, aber Vergewaltigungen
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