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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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und Entführungen sind dann doch eine andere Sache!«
    »Sie würden das wohl nicht als religiöses Problem betrachten, was?«
    Diese schnoddrige Äußerung mißfiel Preu. »Wohl kaum. Und mit der Armee von Ahabar ist nicht gut Kirschen essen. Auch wenn die Königin uns die Sklavenhaltung durchgehen läßt, halten die Propheten es für wahrscheinlich, daß sie uns die paar hundert Vergewaltigungen in Jeramish nicht durchgehen läßt. Und das letzte, was die Propheten so kurz vor der Vollendung brauchen, wäre eine Besatzungsarmee!«
    Mugal ging zum Schrank, holte eine Flasche und zwei Gläser heraus und setzte sich wieder an den Tisch. Er schenkte sich ein, nahm einen ordentlichen Schluck und ließ sich Preus Äußerungen durch den Kopf gehen.
    »Aber du hast mir noch immer nicht gesagt, weshalb sie wollen, daß Maire Manone zurückkommt! Sie ist doch schon eine alte Frau! Sie kann keine Kinder mehr bekommen. Und ihr werdet sie doch kaum damit beauftragen wollen, den Männern Abstinenz zu predigen.«
    Der weißhaarige Mann schnaufte. »Mugal Pye, ich hätte dir mehr Phantasie zugetraut! Wir brauchen sie für Propagandazwecke! Wir müssen etwas unternehmen, damit die restlichen Frauen hierbleiben und möglichst viele zurückholen. Dazu brauchen wir ein Sprachrohr. Und welche Frau hatte in Voorstod mehr Zuhörer gehabt als Maire Manone?«
    »Propaganda, sagst du? Mehr nicht?«
    »Die Propheten sagen, sie sei ein Symbol. Selbst wenn ich zehnmal recht habe und die Leute es auch wissen: Es geht darum, die Sache glaubhaft zu vermitteln! Die Propheten sagen, wir bräuchten ein Symbol. Jemanden, dessen Stimme überall gehört wird, eine Frau, die für unser Anliegen wirbt. Wie wurde sie gleich noch genannt? Die Stimme von Voorstod? Die Nachtigall von Scaery?«
    »Reine Propaganda!«
    »Es muß zumindest so aussehen, daß sie freiwillig gekommen ist, auch wenn wir wahrscheinlich etwas nachhelfen werden. Im Notfall werden wir einfach in Abrede stellen, daß eine Entführung vorliegt. Wir werden behaupten, daß Maire Manone aus eigenem Willen hergekommen sei und gesungen habe.«
    Mugal Pye schüttelte den Kopf. Mit einer Entführung war der Sache der Apokalypse nun wirklich nicht gedient. Wie trivial. Wie unbedeutend und unwürdig. Er spitzte den Mund, als ob er ausspucken wollte, besann sich dann aber eines anderen. Die wahren Gläubigen folgten bedingungslos den Befehlen der Propheten, und wenn es nun einmal so befohlen war…
    »Deshalb wollten wir auch wissen, welche Meinung Phaed diesbezüglich vertritt«, sagte Preu. »Schließlich ist er noch immer ihr Mann.«
    »Aber ihr werdet ihm nichts davon sagen.«
    »Noch nicht. Dazu ist es noch zu früh.«
    »Und wie wollt ihr sie zurückholen?«
    »Wir werden ihr einen guten Grund liefern.«
    »Willst du damit etwa sagen, daß Phaed sie holen soll?«
    »Darüber sind wir uns noch nicht ganz schlüssig, Mugal Pye. Sie muß freiwillig kommen, und wir müssen dafür sorgen, daß sie das auch tut.«
    »Wenn ihr mit Phaed darüber sprecht, müßt ihr mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen. Schließlich ist sie nach wie vor seine Frau. Er hegt vielleicht noch Gefühle für sie.«
    »Natürlich«, murmelte Preu Flandry. »Deshalb solltest du ihn auch aushorchen, Pye. Wir müssen wissen, wo er steht. Jeder von uns muß ein Opfer bringen für die Sache.«
    »O ja, wir alle«, bekräftigte Mugal Pye. »Denn wir werden reichlich belohnt werden. Nichts und niemand wird uns aufhalten. Keine Macht des Universums wird uns widerstehen.« Dann setzte er wieder sein verkniffenes Lächeln auf, das vom Totenschädel in der Nische erwidert wurde. Der Gharm-Sklave indes entfernte sich kriechend, wobei er sich fragte, an welchen Ort die Gharm wohl fliehen sollten, wenn Voorstod seinen Vernichtungsfeldzug startete. Und er fragte sich, ob es irgendwo irgend jemanden gab, der in der Lage war, diese schreckliche Entwicklung aufzuhalten.
    * * *
    Neben der Tempelruine im Norden der Siedlung Eins lag Birribat Shum unter der Erde. Verscharrt lag er da, die Augen mit Humus bedeckt, Sand zwischen den Zehen, und die unterirdischen Lebewesen krochen über die verwesende Hand. Birribat Shum lag verscharrt unter der Erde, mit dem von der Sonne erwärmten Erdreich auf dem Bauch und den kalten Schichten unter dem Rücken, deren Feuchtigkeit an ihm abfloß und in ihn eindrang. Gase stiegen im lockeren Erdreich auf, in einem Kreislauf, der vom Stand der Sonne bestimmt wurde. Birribat lag auch noch unter der Erde, als

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