Monströse Welten 2: Hobbs Land
Wesen.
»Düster«, wiederholte der Pensionär Emun Theckles, als er die Geschichte beendet hatte. Er wünschte sich, er könnte das alles vergessen, wo er nun an einem besseren Ort lebte. »Oh, Topman, wie düster das war.«
* * *
In jener Nacht klopfte Topman Samasnier Girat in der Siedlung ungeduldig mit dem Hammer auf den Tisch; als das nicht die gewünschte Wirkung zeigte, raunzte er die Menge, die sich im Foyer der Gemeindehalle unterhielt, an: »Können wir jetzt vielleicht anfangen, Leute?«
Allmählich wurde es ruhig. Draußen in der Dämmerung ertönte Kindergeschrei. Auf einem Fensterbrett putzte eine orangefarbene Katze sich im rosigen Licht des Sonnenuntergangs, während ihr grauer Artgenosse schnüffelnd an den Häuserwänden entlangstrich, gefolgt von einer Reihe halbentwöhnter Kätzchen. Die dreihundert Personen fassende Halle war bis auf den letzten Platz besetzt, wobei im hinteren Bereich noch Platz für Kinder und Jugendliche frei war, die sich für Kommunalpolitik interessierten.
»In Ordnung«, sagte Sam. »Ich will es kurz machen. Wie wir alle wissen, ist die letzte Ernte schlecht ausgefallen. Ich habe einen Bericht an die Zentralverwaltung geschickt, und sie hat mich zu einer Besprechung gebeten, die in einigen Tagen stattfinden soll. Außerdem will sie ein paar Leute vorbeischicken, die Tests durchführen, obwohl ich nicht weiß, welche Tests die durchführen könnten, die wir nicht schon durchgeführt hätten. Ihr wißt alle, daß unsere Produktion trotz der schlechten Erträge noch im Rahmen der Projekt-Parameter liegt; es besteht also keine Gefahr für die Siedlung. Schlimmstenfalls wird unsere Produktionsbilanz etwas schlechter ausfallen.« Wenn die Produktion über neunzig Prozent der von der Zentralverwaltung festgesetzten Quote betrug, hatten die Siedler ein Anrecht auf zusätzliche Landzuteilung. Und die Siedlung Eins hatte schon lange eine beneidenswerte Produktionsbilanz vorzuweisen…
»Bei der heutigen Versammlung geht es darum, die Konflikte zu erörtern, die unter den Produktionsteams aufgetreten sind…«
Sofort lief ein Stöhnen durch den Saal, und die Leute wurden laut, wobei sie andere Gruppen oder Einzelpersonen für irgendwelche Mißgeschicke verantwortlich machten. Sam rief die Versammlung zur Ordnung, doch kurz darauf ließ die Disziplin wieder nach. Wie ein Buschfeuer, sagte er sich. Wenn man es an einem Ort gelöscht hatte, wurde es vom Wind an einer anderen Stelle wieder entfacht. Die Diskussion wurde zunehmend hitziger, ohne daß indes irgendwelche Resultate zu verzeichnen gewesen wären. Schließlich drohte die Versammlung in einen Tumult umzuschlagen. Sam befahl den Leuten, den Mund zu halten. Es gelang ihm, die Gemüter zu beruhigen, und dann vertagte er die Veranstaltung, ehe das Theater wieder losging.
Africa Wilm, die an der Tür gestanden und nur mit Mühe einen Kommentar unterdrückt hatte, trat in die Dunkelheit hinaus. China folgte ihr auf dem Fuße. Trotz ihrer Schnelligkeit gelang es Sam jedoch, sie noch an der Tür abzufangen.
»Nacht, Sam«, sagte sie hektisch und schritt schneller aus, als er versuchte, sie festzuhalten.
Als Sam ins Freie trat, schienen die Kinder verschwunden zu sein. Es ertönte kein Geschrei mehr. Sam stand in der stillen Nacht und knurrte unzufrieden. Alle benahmen sie sich… sie benahmen sich, als ob sie nicht sie selbst wären. Bis auf China. China blieb immer China.
Verärgert verließ Sam die Siedlung und marschierte nach Norden, in Richtung der Tempel. Er machte nur einmal halt, um den Schwertgürtel und den Helm aus dem Bruderhaus zu holen. Theseus hatte nämlich schon beanstandet, daß er die Ausrüstung nicht angelegt hatte.
»Das beweist, daß es dir nicht ernst damit ist«, hatte er ihn getadelt. »Du hast nicht die richtige Einstellung.«
»Ich habe wohl die richtige Einstellung«, hatte Sam knurrend erwidert. »Ich habe nur das Warten satt, das ist alles.« Diese Beschwerde brachte er nun erneut vor, als er sich in der Nähe des alten Tempels auf dem Hügel niederließ.
»Du bist nervös«, sagte Theseus vorwurfsvoll.
»Wir sind alle nervös. Es gibt jede Menge Ärger. Daran sind wir nicht gewöhnt.«
»Worüber ärgerst du dich denn?«
»Ich?« Sam dachte nach. Worüber ärgerte er sich überhaupt? »Ich weiß nicht. Es ist nichts Bestimmtes.«
»Hängt es vielleicht mit deiner Vergangenheit zusammen?«
»Ich glaube, ich habe es nie verwunden, daß mein Vater mich derart im Stich gelassen hat. Er
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