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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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nicht mehr brauchen. Darüber kommt dann eine Schicht aus Lehm und Stroh. Und wenn das Gemisch getrocknet ist, wird das Dach mit Bänderweiden gedeckt.«
    Willum R. Quillow, der zwischen den diversen Sportveranstaltungen so viel Zeit wie möglich in der Horizontalen verbrachte, richtete die Grassoden aus, die ihm als Kissen dienten, und fragte: »Was ist mit dem Mittelteil? Wo der Gott war. Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht. Dafür werden wir längere Balken brauchen. Die Zedern hängen auf dieser Länge aber durch.«
    »Ein Gitter«, sagten Samstag und Jep wie aus einem Munde. Beide hatten dasselbe Bild vor Augen – dreieckige Strukturen, die aus kurzen Balken bestanden, leicht zu transportieren waren und zu einem pyramidenförmigen Dach zusammengefügt werden konnten. Die Häuser der Siedlung bestanden aus Fertigbauteilen; weder Samstag noch Jeopardy hatten jemals eine Gitterstruktur gesehen. Und dennoch stand das Bild klar vor ihrem geistigen Auge.
    Darüber fiel niemandem auf, daß Gotoits erste Frage überhaupt nicht beantwortet worden war.
    In den nächsten Tagen sägten die Kinder die Wolfszedernstämme zurecht, hievten sie in die Höhe und fügten die Balken unter Verwendung von Leim und Stricken zu einem konischen Dach für das Zentrum des Tempels zusammen. Und in den darauffolgenden Monaten deckten sie das Dach dann mit Stroh. Weil sie es allein nicht schafften, das sorgfältig zusammengebaute Dach über der ›Arena‹ anzubringen, sprangen ein paar neugierige Erwachsene ein, ohne weiter über den Sinn dieser Aktion nachzudenken. Africa hatte zwar mit China über das Projekt der Kinder gesprochen, aber wie alle anderen auch gab sie sich ziemlich desinteressiert.
    Als das Dach endlich fertig war, vervollständigten die Kinder noch den Mosaikboden, schrubbten die Innen- und Außenmauern ab und kehrten dann zur Siedlung zurück, um ihren eigentlichen Freizeitaktivitäten nachzugehen. Das renovierte Gebäude erstrahlte derweil in neuer Pracht, und bis auf den fehlenden Verputz und die Gittertür glich es wieder dem Tempel des Bondru Dharm, bevor der Gott gestorben war.
    * * *
    Die Zentralverwaltung schickte Experten, die zunächst die von China Wilm vorgenommenen Tests wiederholten und die Ergebnisse anschließend miteinander verglichen. Auch sie fanden keine Erklärung für den Produktionsrückgang, und niemand hatte eine Idee, wie man den Trend wieder umkehren konnte. Nachdem die Siedlung Eins in den mehr als dreißig Jahren ihres Bestehens kontinuierlich über dem Durchschnitt liegende Ernteerträge und unter dem Durchschnitt liegende soziale Konflikte bilanziert hatte, schien sie nun das Schicksal der Siedlungen Zwei bis Elf zu teilen: schnöden Durchschnitt.
    * * *
    Alle zehn Tage beraumte Dern Blass in seinem Büro eine Personalversammlung an, wobei den Mitarbeitern ein schmackhaftes Mittagessen serviert wurde. Dern Blass war der Ansicht, daß Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhielt, was in Anbetracht der langweiligen Sitzungen einen um so höheren Stellenwert hatte. Es stand nämlich von vornherein fest, daß Jamice Bend Horgy Endure wegen einer Personalentscheidung kritisieren würde, egal, aus welchem Anlaß die Besprechung angesetzt wurde. Horgy würde ihr dann entgegenhalten, daß eigentlich er für den Einsatz der Feldarbeiter verantwortlich sei. Spiggy Fettle würde darauf hinweisen – wobei er sich je nach momentaner Befindlichkeit betont gleichgültig oder überaus engagiert gab –, daß die Organisationsstruktur der Zentralverwaltung von Hobbs Transystem vorgegeben sei und daß man deshalb eh nichts daran ändern könne; und dann würde Zilia Makepeace noch mit zorniger Stimme eine skurrile Beschwerde wegen der Übergriffe gegen die Eingeborenen äußern, die indes alle tot und ausgestorben waren und somit kein Opfer von Übergriffen mehr werden konnten.
    Diesmal war auch Sam Girat zur Besprechung in der Zentralverwaltung geladen worden; also würden die anderen sich vielleicht benehmen, auch wenn Dern die Hand dafür nicht ins Feuer legen wollte. Dern fragte sich gerade, wie man ihr Verhalten langfristig ändern könne, als er plötzlich durch die Ankunft von Tandle Wobster aus seinen Überlegungen gerissen wurde. Sie schaute ihn wissend an, was er mit einem verschämten Blick quittierte. So lief das immer zwischen ihnen. Tandle war die perfekte Sekretärin. Markierte die Unschuld vom Lande und war in Wirklichkeit ein durchtriebenes Luder.
    »Womit befassen wir uns

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