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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Stellplatz, bestückte ihn und ging den Hauptgang hinunter. Dann ging man die Nebengänge ab, kontrollierte Bildschirme, klopfte gegen Skalengläser, überprüfte Signallampen, las Bänder, legte neue Bänder ein, ersetzte Leuchtdioden und ließ Testreihen laufen. Der auf Moosgummireifen laufende Wagen folgte summend, wie ein treuer Hund. Der Wagen war mit einer Toilette und einer kleinen Küche bestückt, die sich dreimal pro Schicht öffnete und ihn mit Getränken und einem Imbiß versorgte. Nach der Hälfte der Schicht hatte man ein Zehntel des ersten Gangs abgeschritten, und nun lud der Wagen zu einer Ruhepause ein. Man nahm auf einem bequemen Stuhl an einem kleinen Tisch Platz und bekam eine warme Mahlzeit serviert.
    »Gut organisiert«, merkte Sam lobend an.
    Allerdings war das gut organisiert. Beim Essen hörte man Musik oder schaute sich auf dem eingebauten Monitor einen Film an. Der Nachmittag verlief dann nach demselben Muster. Ersetzen. Reparieren. Überprüfen. Überwachen. Manchmal mußte wirklich ein Fehler behoben werden! Dann würde man die Werkzeuge hervorholen, eine Verkleidung abmontieren und die Einheit reparieren. Das war eine willkommene Unterbrechung der monotonen Tätigkeit. Bei Feierabend rollte der Wagen zum Stellplatz im Hauptgang zurück, und man wartete auf das Sammeltaxi, das sich mit einem Klingelzeichen ankündigte. Dann brachte das bereits mit fünf Mann besetzte Fahrzeug ihn zur Sektion BB5601 zurück. Man wußte, daß die Arbeiter müde waren. Deshalb ersparten sie einem das Laufen.
    Nach fünfzehn bis zwanzig Tagen war der Törn beendet. Dann gab es eine Freischicht: Man konnte etwas trinken, tanzen, ein Spielchen machen, sich ausschlafen, ein Buch lesen, ins Bordell gehen oder den Gottesdienst besuchen. Und dann hieß es wieder Sektion BB5617, Sektion BB5618, Sektion BB5619.
    »Vielleicht etwas langweilig«, sagte Sam und bekam eine Gänsehaut.
    Manchmal schon, aber nicht immer. Zuweilen trat eine gravierende Störung auf. Dann lief ein hektisches Flimmern über die Monitore. Cyberfleisch verwest, Cyberhirne versagen oder sonst eine Fehlfunktion.
    »Und dann wußte man plötzlich, wie gefährlich es war«, sagte Emun. »Dann brauchte man keine Leuchtdioden und Monitore mehr. Man spürte, daß etwas nicht stimmte, als ob ein großes Tier nach einem griffe, das einen abgrundtief haßte und vernichten wollte.«
    Weiterhin brachte er zum Ausdruck, daß er eine dumpfe Bösartigkeit gespürt hatte, auch wenn er sich nicht exakt dieser Worte bediente. Sam half ihm aus. Kaum gezügelte Mordlust.
    »Man hat solche Angst, daß man kaum imstande ist, das Funkgerät zu bedienen«, sagte Emun. »Das Herz schlägt einem bis zum Hals, und dann sagt man: ›Techniker Theckles meldet möglichen Störfall.‹
    Und er fragt: ›Was gibt es, Techniker Theckles?‹«
    »Wer ist ›er‹?« erkundigte Sam sich.
    »Oh, das war Faros, den wir immer Frost-Faros genannt haben. Er hatte nicht mehr Emotionen als ein Amperemeter. Nur wenn er von seiner Frau sprach, zeigte er plötzlich Gefühle. Der alte Frost-Faros war damals aber nur ein Subalterner.«
    »Was hast du ihm also geantwortet?« fragte Sam.
    »Nun, ich sagte: ›Gehirnstörung, Subalterner Faros. Ich rate zu sofortiger Stromabschaltung.‹
    Und er sagte: ›Tu das, Techniker.‹
    Woraufhin ich den Stecker zog und in der ganzen Sektion der Strom ausfiel. Und die ganze Zeit betete ich, daß die Cyborgs mich in Ruhe ließen.«
    Es hatte schon Fälle gegeben, wo die Soldaten nicht vom Netz gehen wollten und die Techniker im wahrsten Sinne des Wortes zu Hackfleisch verarbeitet hatten.
    Dann kam der junge Leutnant Halibar Ornil mit einem Scooter angebraust und amüsierte sich köstlich. »Haben wir den Schuft erwischt, was?« fragte er ungerührt. »Haben wir den Schuft?«
    Ein Schurke, sagte Emun. Ein Teufel. Ein Killer, der auf unerbittliches Töten programmiert war. Eine dreifach mannshohe Entität auf einem Kettenfahrgestell mit einer Steigfähigkeit von fünfzig Prozent, bewehrt mit Paralysatoren und Desintegratoren. Und ohne einen Hauch von Emotionen. Eine Entität, die ohne mit der Wimper zu zucken einen ganzen Kindergarten ausgelöscht hätte. Zuweilen verglich Emun diese Entität mit einem Voorstoder, nur daß sie größer war.
    Sam blinzelte schockiert und verdrängte diese Vorstellung.
    Und die Gedanken an die blinden Augen. Durch die Reflexe der Leuchtdioden hatte es den Anschein gehabt, als ob sie funkelten wie bei einem lebendigen

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