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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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hat nicht einmal versucht, Mam daran zu hindern, mich mitzunehmen. Er hat mich einfach gehen lassen.«
    »Das liegt doch schon sehr lange zurück.«
    »Je länger es zurückliegt, desto schlimmer wird es aber. Wenn neue Probleme auftreten, schreit man sich den Frust einfach von der Seele. Das lernt man aber erst im Lauf der Zeit. Schreien und vergessen. Als Kind hat man nämlich Angst zu schreien. Schließlich wäre es möglich, daß man wegen seiner Gefühle bestraft wird, und deshalb frißt man alles in sich hinein. Ich vergleiche alten Ärger immer mit Geschwüren. Man spürt richtig, wie sie in einem aufbrechen.«
    »Also haßt du ihn, weil er dich nicht bei sich behalten hat?«
    »Ich hasse ihn, weil er es nicht einmal versucht hat.«
    »Ich habe meinen Vater auch gehaßt. Er hätte ruhig jemanden nach Troezan schicken können, um sich nach mir zu erkundigen. Aber das hat er nie getan. Bevor ich in Athen erschien, wußte er nicht einmal, daß er einen Sohn hatte.«
    »Weshalb bist du dann gegangen, wenn du ihn gehaßt hast?«
    »Weshalb gehst du?«
    »Noch bin ich nicht weg.«
    »Aber du wirst gehen. Genauso wie ich gegangen bin.«
    Sam ließ sich das durch den Kopf gehen. »Ich bin wahrscheinlich neugierig. Ich möchte ihm Fragen stellen. Ich möchte ihm viele Fragen stellen.«
    »Glaube mir, Väter geben einem nicht immer zufriedenstellende Antworten. Aufgrund meiner Erfahrung weiß ich, daß sie wohl mit einem reden, aber deshalb muß die Unterhaltung noch lange nichts fruchten. Sie versuchen es zwar zu erklären, aber diese Erklärung ist nicht immer überzeugend, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Nun, wenn du deinen Vater zum Beispiel fragst, weshalb er nicht da war, als du geboren wurdest. Und er erzählt dir, er hätte gerade im Krieg gegen Attika gestanden oder so. Das ist zwar ein stichhaltiger Grund, aber eigentlich glaubst du, er hätte doch für dich da sein müssen.«
    »Du willst also sagen, für manche Dinge gäbe es einfach keine Entschuldigung.«
    »Du bist doch auch dieser Meinung, oder?«
    Sam schaute zum Himmel empor und fragte sich, ob das wirklich seine Meinung war. War sie wohl. Für gewisse Dinge gab es keine Entschuldigung. Manche Dinge hatten einfach Vorrang. Ein Vater hatte seinen Sohn an erste Stelle zu setzen und durfte sich nicht mit einem Krieg oder sonst einem Grund herausreden. Die Söhne kamen zuerst. Und wenn die Väter diese Regel nicht befolgten, dann hatten sie versagt, egal, welche Begründung sie anführten. Als er sich umdrehte und dem Helden diese Erkenntnis mitteilen wollte, war er verschwunden.
    Das war schon in Ordnung. Dann würde er es ihm eben beim nächsten Mal sagen. Er kuschelte sich in die Mulde, in der er gesessen hatte. Die Nacht war warm und windstill. Es herrschte völlige Ruhe, und er schlief ein.
    Zwei Leute waren Sam von der Siedlung aus gefolgt; sie hatten sich hinter den Weiden versteckt und sein Gespräch mit dem Unbekannten belauscht. Sie hatten gesehen, wie er den Gürtel und den Helm angelegt hatte. Sie hatten ihn auf dem Hügel sitzen sehen. Sie hatten ihn mit jemandem sprechen hören, vielleicht mit sich selbst. Sie hatten indes nicht gesehen, daß er sich irgendwie auffällig verhalten hätte. Nur ein militärisch gekleideter Mann, der Selbstgespräche führte.
    »Wie oft tut er das?« fragte Dern Blass, der an diesem Nachmittag als Hausierer getarnt in die Siedlung gekommen war, um diversen Gerüchten auf den Grund zu gehen. »Wie oft sitzt er hier draußen und führt Selbstgespräche?«
    »Im Grunde jede Nacht«, sagte Africa. »Manchmal unternimmt er eine lange Wanderung. Manchmal sitzt er auch nur da wie jetzt.«
    »Aber tagsüber ist alles in Ordnung mit ihm?«
    »Soweit schon«, erwiderte sie. »Bisher hat er seine Arbeit so gut gemacht wie kaum ein anderer.« Das war nicht einmal gelogen. Africa hätte nicht gewußt, was es an Sams Leistung zu beanstanden gab.
    »Hast du irgendeine Idee, was er mit ›… für manche Dinge gibt es keine Entschuldigung…‹ gemeint hat?«
    Africa schüttelte den Kopf. Sie wußte nicht, wie Sam das gemeint hatte. Aber sie wußte, in welchem Zusammenhang sie das gesagt hätte. Sam hatte recht. Manche Dinge waren wirklich unentschuldbar.
    * * *
    Jeopardy Wilm sah sich schon als zukünftiger Teamleiter, wie Samstags Mutter. Jep hatte das Gefühl, Tante Africa sei die Beste, besser noch als alle seine Onkels, obwohl auch die in Ordnung waren. Sogar die Kinder waren der Ansicht, daß

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