Monstrum House - 03 - Bestie aus der Tiefe
nichts mehr, als Leute zu erschrecken“, sagte er. „Aber wir alle haben das Monster in uns voll im Griff.“
Jasper sah sich Hermes genauer an. Er sah nicht besonders monstermäßig aus.
Es wurde laut an die Tür geklopft und Stenka trat ein. „Tut mir so leid, euer gemütliches Beisammensein zu stören“, spottete sie. „Nun, was meinen Sie, Hermes? Glauben Sie, es ist schon zu spät?“
„Nein, ich denke nicht“, antwortete Hermes. „Im jetzigen Stadium kann ich keine weiteren Symptome als das Flüstern erkennen.“
„Gut so“, sagte Stenka. „Damit ist er dabei.“ Sie zerrte Jasper aus dem Zimmer und führte ihn rasch durch das Gewirr der Korridore.
„Ich habe den anderen erklärt, dein merkwürdiges Verhalten sei ein Nebeneffekt der Markierung“, sagte Stenka, als sie vor der Tür ihres Büros ankamen. „Sie glauben, dass dich eine Krankenschwester durchgecheckt hat. Und dabei wollen wir es auch belassen. Kapiert?“
Jasper nickte. Er war sich nämlich sowieso nicht sicher, ob er Saffy und Felix überhaupt etwas über „das Monster in ihm“ erzählen wollte. Die beiden waren seine Freunde, und vielleicht würde das alles ändern. Man erwartete von ihnen, Monster- Jäger zu sein, nicht selbst ein Monster .
Jasper gingen Tausende von Fragen durch den Kopf.
„Keine Fragen jetzt“, sagte Stenka. „Die Jagdsaison hat begonnen.“
Kapitel 8
Jasper, Felix und Saffy folgten Stenka, die schnell ihr Büro verlassen hatte und nun den Flur hinuntereilte.
„Alles okay mit dir?“, flüsterte Felix, sobald Stenka weit genug vor ihnen war. „Du warst fast zwei Stunden weg. Wir saßen die ganze Zeit in Stenkas gruseligem Zimmer.“
„Keine Zeit, das jetzt alles zu erzählen“, flüsterte Jasper zurück.
„Die hat dir ganz schön eine reingehauen“, sagte Saffy.
Jasper verzog das Gesicht. „Musst du mir nicht erzählen. Meine Backe tut mir immer noch weh.“
„Na ja, um ehrlich zu sein, du lagst da auf dem Boden und hast gezuckt und gequiekt wie ein Meerschweinchen.“ Saffy grinste. „Ich wollte dir schon kaltes Wasser über den Kopf gießen, aber Stenkas Ohrfeige hat gut funktioniert.“
Jasper hoffte nur, dass Saffy übertrieb. Seit er nach Monstrum House gekommen war, hatte er das Flüstern schon oft gehört, aber so einen Anfall hatte er noch nie gehabt.
Stenka drehte sich plötzlich um. „Schluss mit dem Gequassel. Beeilt euch ein bisschen!“
Jasper salutierte hinter ihrem Rücken.
„Ich hab das gesehen, McPhee. Glaub bloß nicht, dass du dir jetzt was erlauben kannst, nur weil du bei einer Jagd dabei sein darfst“, knurrte sie.
Jasper seufzte. Er hasste es einfach, dass die Lehrer sich offensichtlich in ihre Gedanken einschleichen konnten. Wie machten die das nur? Konnte Stenka seine Gedanken auf einem Blatt Papier in ihrem Kopf lesen?
Schließlich stoppte Stenka abrupt. „Wir sind da“, sagte sie. Sie standen am Fuße einer dunklen Treppe, die gleich zusammenzubrechen schien.
„Da sollen wir hoch?“, fragte Felix.
Jasper verstand sehr gut, was Felix meinte. In den Stufen waren so große Löcher, dass man glauben konnte, da wären schon ganze Jahrgänge unglücklicher Schüler durchgefallen. Und das Geländer bestand aus einer zerfaserten Kordel, die durch ein paar Ösen führte. Zwei gemeißelte Steinmonster bewachten den Fuß der Treppe.
„Sieht nicht so aus, als ob die irgendwohin führte“, bemerkte Saffy. Am oberen Ende des Treppenhauses fiel Licht durch ein Fenster.
Stenka reagierte nicht darauf. Sie drückte einem der Steinmonster auf ein Auge. Daraufhin erschien am Ende der brüchigen Treppe, wo eben noch ein Fenster gewesen war, eine Tür.
Stenka begann hochzusteigen. „Was ist, kommt ihr nicht mit? Wir sind da. Da oben ist die Kommandozentrale der Monsterjäger.“
Am Ende der Treppe drehte sie sich zu den Schülern um. „Bevor ihr reingeht, muss ich euch mitteilen, dass ab hier alles streng geheim ist“, sagte Stenka. „Alles da drinnen ist nur vom Feinsten. Alles High-Tech. Die Ausstattung des Geheimdienstes ist im Vergleich zu uns absolut armselig.“
Jasper fühlte gespannte Erwartung in sich aufsteigen.
„Glückwunsch!“, sagte Stenka, „ihr steht jetzt kurz davor, Monsterjäger zu werden. Seid ihr bereit?“ Stenka hörte sich immer mehr wie die Moderatorin einer TV-Show an, aber sogar Felix nickte begeistert.
Stenka lächelte und öffnete die Tür.
In dem Zimmer herrschte wilde Geschäftigkeit. In völliger Unordnung standen
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