Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Schwester stolziert durch die Medien, fängt an, ihnen weiß Gott was anzupreisen, ihren Apfelkuchen, ihre Blumensträuße, feste Schulbezirke, Wohltätigkeitssammlungen, das Wetter und alles Mögliche sonst noch! Wissen Sie, je mehr diese Schönen und Reichen haben, desto mehr wollen sie! Sie sind ganz besessen von sich selbst. Ständig müssen sie im Gespräch sein. Wehe, das Interesse lässt nach … Doch dann kommt es zum Skandal! Die Tochter von Madame Cortès, Hortense, die Ältere, ein kleines Biest, ganz im Vertrauen gesagt, geht ins Fernsehen und verrät alles! Live! Die hat Courage, das können Sie mir glauben! Die schöne Iris Dupin ist aufgeflogen, man zeigt mit dem Finger auf sie, spottet über sie. Sie wird damit nicht fertig und schließt sich monatelang in einer Privatklinik ein, aus der sie nicht geheilt wieder rauskommt, sondern vollkommen übergeschnappt, wenn Sie mich fragen … Vollgepumpt mit Drogen! Bis obenhin zugedröhnt mit Schlaftabletten! In der Zwischenzeit wurde der Mann … der Mann von Madame Cortès, der nach Kenia gegangen war … Also, dieser Mann wurde von einem Krokodil gefressen … Wenn ich es Ihnen doch sage! Fürchterlich, ganz fürchterlich, aber ich hatte Ihnen ja gesagt, das ist keine gewöhnliche Geschichte … und die arme Madame Cortès steht plötzlich als Witwe da, mit einer durchgeknallten, depressiven, alkoholsüchtigen Schwester, die Trost in den Armen eines Mörders sucht! Kaum zu fassen, das Ganze! Wenn Ihnen das jemand anders erzählt hätte, würden Sie es nicht glauben! Ein echter Traummann, sehr attraktiv, gut gekleidet, angesehen, wohlhabend, ein Banker, ganz oben auf der Karriereleiter, mit allem, was dazugehört, Smoking, Handkuss und so weiter! Aber in Wirklichkeit: ein Mörder … Ja doch! Ja doch! Wenn ich es Ihnen sage! Ein echter Killer! Und er hat nicht nur eine abgestochen! Nein, fast ein Dutzend! Nur Frauen natürlich! Das ist einfacher!
Die Lippen schürzen sich, die Augen leuchten auf, und die Herzen der Tratschweiber schlagen schneller, während sie nach dem preisgekrönten Baguette zu einem Euro zehn anstehen.
Die Sprecherin kommt sich wichtig vor, will ihr Publikum nicht mehr loslassen und fährt atemlos fort:
Ich habe ganz vergessen, Ihnen zu erzählen, dass er im selben Haus wohnte wie Madame Cortès. Sie war es sogar, die ihn ihrer Schwester vorgestellt hat, da können Sie sich ja denken, was sie sich für Vorwürfe macht! Wie sie nervös an ihren Fingernägeln knabbert und sich die Geschichte wieder und wieder vor Augen hält. Dass sie nachts kein Auge mehr zutut, weil sie das schlechte Gewissen so plagt … Also, wenn Sie mich fragen, sagt sie sich sogar, dass SIE SELBST ihre Schwester umgebracht hat! Ich kenne sie sehr gut, wissen Sie, ich habe die ganze Angelegenheit verfolgt, sie ist meine Nachbarin … nein, nein, nicht direkt meine Nachbarin, aber die Nachbarin einer Freundin meiner Schwägerin … Die hat dem Mörder sogar mal die Hand gegeben, ja, ja … Und ich bin mir ganz sicher, dass ich ihn einmal samstagsmorgens, als Markt war, beim Metzger gesehen habe … Wenn ich es Ihnen doch sage! Wir haben gemeinsam an der Kasse gewartet, er hatte ein Portemonnaie aus rotem Leder in der Hand, ein Designerportemonnaie, das habe ich genau gesehen … Und er war ja auch wirklich attraktiv, das muss man zugeben. Anscheinend sind die oft attraktiv … Klar, sie wickeln die Leute ja auch um die Finger. Wenn sie eine jämmerliche Figur abgäben, würde man sich von ihnen nicht einwickeln lassen, stimmt’s? Dann läge man nicht irgendwann mit einem Messer im Herzen da wie diese arme Iris Dupin …
Joséphine hörte das alles.
Ohne die Ohren zu spitzen.
Sie las es von den Rücken ab, wenn sie im Supermarkt in der Schlange stand.
Sie fing verstohlene Blicke auf, die wie Spinnen über sie hinweghuschten.
Und sie wusste, dass das Geschwätz immer mit dem gleichen Satz endete … die Schwester, die war ja ganz anders. Eine sehr schöne Frau! Elegant, kultiviert, schön, so was von schön, blaue Augen, mit denen man ein Tintenfass hätte füllen können! Und diese Eleganz! Dieses Auftreten! Kein Vergleich mit dieser armen Madame Cortès. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Sie blieb, was sie immer gewesen war.
Was sie immer sein würde.
Joséphine Cortès. Eine unscheinbare, gewöhnliche Frau.
Sogar Shirley stellte Fragen.
Sie rief fast täglich aus London an. Morgens früh. Behauptete, Informationen über einen bestimmten Camembert zu
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