Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
man wirklich in Gefahr.«
»Und mich lähmt gerade dieses Netz …«
»Weil Sie es so wollen … Denken Sie nach, Philippe. Das Netz ist außerhalb von Ihnen … Es liegt in Ihrer Hand, es zu zerreißen. Ich jedoch, ich war innerlich gefesselt.«
Er breitete die Arme aus, um anzudeuten, dass er nicht recht verstand. Der Blumenkohl kochte im sprudelnden Wasser. Sie stach mit einem Messer hinein, um zu prüfen, ob er gar war.
Er ließ nicht locker.
»Das müssen Sie mir erklären … Sie können nicht einfach etwas so Schwerwiegendes behaupten und sich dann mit einer Pirouette aus der Affäre ziehen.«
»Kommen Sie mit …«
Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn ins Wohnzimmer.
Ihr Blick richtete sich auf die vier majestätischen, auf Dinanderie-Vasen von Jean Dunand montierten Lampen und wanderte dann hoch zu den Bildern an den Wänden. Ein Selbstporträt von Van Dongen, ein Ölgemälde von Hans Hartung, eine Kohlezeichnung von Jean-François Millet, eine Komposition in Grau, Rot und Grün von Poliakoff. Sie blieb stumm. Er ließ sich in einen Sessel fallen und schüttelte den Kopf.
»Ich verstehe nicht, was Sie mir sagen wollen …«
»Ich habe auf der Straße viel gelernt. Ich habe gelernt, dass ganz einfache Dinge mich glücklich machen können. Der Unterschlupf beim Intendanten der Königin, eine schöne, warme Suppe, eine Decke, die ich in einer Mülltonne fand …«
»Diese Dinge, auf die Sie schweigend deuten, machen mich auch glücklich …«
»Diese Dinge mauern Sie ein, sie hindern Sie daran zu leben. Man kann sich bei Ihnen überhaupt nicht rühren. Sie sind umzingelt. Deshalb haben Sie diesen Albtraum … Geben Sie, und Sie werden sich besser fühlen.«
»Das ist mein ganzes Leben!«, protestierte Philippe.
Jeden Tag deutete sie auf einen neuen Gegenstand, ein Gemälde, einen Sessel, eine Zeichnung, ein Aquarell, eine bizarr geformte Uhr aus ziselierter Bronze, und jeden Tag sagte sie mit sanfter Stimme: »Sie glauben, das hier sei Ihr Leben, dabei ist es das, was Sie erstickt … Fangen Sie an, sich von diesem ganzen Wust aus Möbeln, Gemälden und Kunstwerken zu befreien, die Sie anhäufen, ohne sie überhaupt zu sehen … bei Ihnen gibt es zu viel Geld, Philippe, das ist nicht gut!«
»Glauben Sie wirklich?«, fragte er mit leiser, widerstrebender Stimme.
»Das wissen Sie doch selbst … Sie wissen es seit Langem. Ich höre zu, wenn Sie reden, aber ich höre vor allem das, was Sie nicht sagen … und was Sie nicht sagen, ist wichtiger als das, was Sie sagen.«
An diesem Tag waren sie in die Küche zurückgekehrt. Sie hatte den gekochten Blumenkohl mit Béchamelsauce bedeckt. Sie hatten ein Stück Kalbfleisch und ein paar kleine weiße Zwiebeln gebraten und eine Flasche leichten Wein geöffnet.
Annie, Dottie und Alexandre hatten applaudiert. Sie verteilten Noten, während sie sich mit dem würdevollen Ernst gelehrter Gastronomen den Mund abwischten.
Er hörte sie nicht. Er dachte an Beccas Worte.
Und dann, eines schönen Tages im Mai …
War er in die Küche gegangen, wo Becca gerade Fenchel putzte, um ihn zu schmoren, hatte sich hinter sie gestellt, direkt vor das Fenster über dem Spülbecken. Sie hatte sich nicht umgedreht, sondern weiter die Fenchelknollen halbiert.
»Wissen Sie noch, was Sie neulich über meine vier Wohnzimmerlampen gesagt haben?«
»Wort für Wort.«
»Sind Sie immer noch dieser Meinung?«
»Mit einer dieser Lampen könnte man Dutzenden hungernder Menschen zu essen geben. Und Sie würden mit dreien davon immer noch genauso gut sehen!«
»Sie gehört Ihnen. Ich schenke sie Ihnen … Machen Sie damit, was Sie wollen.«
»Sie wissen genau, dass das so nicht funktioniert …«, hatte sie mit amüsierter Nachsicht in der Stimme erwidert. »Ich werde mich nicht mit meiner Lampe an die Straßenecke stellen und sie zu Essen und Decken zerhacken!«
»Dann schlagen Sie etwas vor, und lassen Sie es uns zusammen verwirklichen … Ich überlasse Ihnen meine Lampen und meine Gemälde. Nicht alle, aber genug, dass Sie damit etwas anfangen können …«
»Meinen Sie das ernst?«
»Ich habe lange darüber nachgedacht. Glauben Sie etwa, ich langweilte mich nicht in dieser schönen Wohnung? Glauben Sie, ich sähe die Not da draußen nicht? Denken Sie so schlecht über mich?«
»O nein … Das ganz bestimmt nicht, nein! Ich würde nicht hier bei Ihnen wohnen, wenn ich Sie für einen egoistischen Mistkerl hielte …«
»Also dann … schlagen Sie mir etwas vor
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