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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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…«
    »Er hat nicht viel von sich reden gemacht. Keine Mitgliedschaft in einer politischen Partei, Vereinigung oder Gewerkschaft. Er besitzt nicht einmal einen Bibliotheksausweis! Hat der Typ die Nase voll vom Leben oder was?«
    »Der Ärmste …«, hatte Joséphine mitfühlend gemurmelt.
    »1973 begegnet er bei einem Alumnitreffen der École Polytechnique Antoine Brenner, dem aufgehenden Stern der UDR . Ein sehr attraktiver Mann … Groß, sportlich, elegant. Ihr Schützling mag gut aussehende Männer, was?«
    Joséphine hatte nicht geantwortet.
    »Er erregt Brenners Aufmerksamkeit, und die beiden sehen sich wieder. Sie arbeiten bei verschiedenen Projekten zusammen und scheinen sich recht nahezustehen, auch wenn sie sich weiterhin siezen und nicht privat miteinander verkehren. Als Antoine Brenner 1993 zum Umweltminister ernannt wird, holt er unseren Mann als seinen persönlichen Referenten an seine Seite. Monsieur Boisson verbringt zwei offenbar glückliche Jahre im Ministerium. Er scheint Brenner treu ergeben zu sein. Als Antoine Brenner 1995 in der neuen Regierung Juppé zum Beigeordneten Minister für Europäische Angelegenheiten ernannt wird, behält er Paul Boisson an seiner Seite. Anschließend trennen sich ihre Wege, und Monsieur Boisson wird … Und bitte lachen Sie jetzt nicht …«
    »Ich bleibe todernst, versprochen …«
    »Technischer Direktor der Gesellschaft Tama mit Sitz in Grenoble …«
    »Daran ist doch nichts Witziges!«
    »Spezialisiert auf die Herstellung von Seilbahnen zum Transport von Personen und Gütern …«
    »Immer noch nicht witzig!«
    »Ich übersetze: Die Firma stellt Skilifte für Wintersportorte her … Monsieur Boisson ist beim besten Willen kein Ehrgeizling und Intrigant! Der Wechsel von den goldenen Palästen der Republik zu stählernen Liften ist nicht gerade glanzvoll … und auf gar keinen Fall eine Beförderung.«
    »Das wundert mich nicht, er ist ein Gefühlsmensch.«
    »Apropos, kommen wir zu seinem Privatleben …«
    »Seine Frau heißt Geneviève, nehme ich an.«
    »Seine erste Frau. Mit zweiundzwanzig hat er Geneviève Lusigny geheiratet … Die zehn Jahre später an Leukämie verstarb. Die Ehe war kinderlos geblieben. 1978 wiederverheiratet mit Alice Gaucher, nicht berufstätig, mit ihr hat er zwei Söhne …«
    »Die ich vom Sehen kenne …«
    »Sonst ist da nichts weiter. Tristes Leben, triste Laufbahn, tristes Schicksal, alles trist … Er kann auch kein besonders lauter Nachbar sein. Es gibt nicht einmal eine Anzeige wegen nächtlicher Ruhestörung! Soll ich Ihnen etwas sagen, Madame Cortès? Ihr Kleiner Mann hat die drei Monate beim Dreh von Charade intensiv gelebt, und danach ist er in Winterschlaf gefallen … Mit siebzehn Jahren hat er sich aus dem Leben zurückgezogen! Ich wüsste nicht, wie Sie daraus einen Roman machen wollen.«
    »Weil Sie weder sein Tagebuch noch die Biografie von Cary Grant gelesen haben …«
    »Jedenfalls bin ich froh, dass ich Ihnen helfen konnte, und wenn Sie noch etwas brauchen sollten, zögern Sie nicht. Ich werde immer für Sie da sein.«
    Joséphine hatte die Tropfen für Du Guesclin gekauft, war zurück in ihre Wohnung gegangen und hatte das Tagebuch aufgeschlagen. Hinter den zögerlichen Worten des Kleinen Mannes sah sie nun den gebeugten, zerbrechlichen Nacken von Monsieur Boisson, der in seinen Handschuh hustete.
    »Heute, am 18. Januar, hat er Geburtstag. Er wird neunundfünfzig. Es gab ein Fest im Studio. Ein großer Kuchen mit zwanzig Kerzen. Zwanzig Kerzen! Denn, hat der Produzent in unserem Namen erklärt, Sie sind ein junger Mann, Cary, und Sie werden auch immer ein junger Mann bleiben! Er hat sich mit einer kurzen, sehr witzigen Rede bedankt. Als Erstes hat er gesagt, dass er nun das ehrwürdige Alter erreicht habe, in dem nicht mehr er den Frauen hinterherlaufe, sondern die Frauen ihm! Und dass das sehr angenehm sei … Alle haben gelacht. Er hat hinzugefügt, dass er mit fast sechzig immer noch genauso dumm sei wie früher und er sich wirklich frage, wie er überhaupt habe Karriere machen können! Erst kürzlich habe er die Rolle von Rex Harrison in My Fair Lady abgelehnt, nachdem er bereits die von James Mason in Ein neuer Stern am Himmel abgelehnt hatte, die von Gregory Peck in Ein Herz und eine Krone , die von Humphrey Bogart in Sabrina , die von James Mason in Lolita , und den Rest verschweige ich lieber, sagte er, sonst werdet ihr mich noch für einen unglaublichen Trottel halten! Alle haben applaudiert und

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