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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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…«
    »Aber ich habe gar nichts Spezielles im Sinn. Ich habe einfach so dahergeredet, ohne nachzudenken …«
    »Dann denken Sie jetzt nach …«
    Sie blickte zur Küchendecke, trocknete sich die Hände am Spültuch ab, das über dem Backofengriff hing, und seufzte.
    »Was genau wollen Sie, Philippe? Bei Ihnen weiß man nie, woran man ist …«
    »Ich wünsche mir Frieden. Das friedvolle Bewusstsein, im Einklang mit mir selbst zu leben, zu etwas nütze zu sein, einen oder zwei Menschen glücklich zu machen, ich möchte mit Stolz sagen können, dass ich ein anständiges Leben führe … Und Sie können mir dabei helfen, Becca.«
    Sie hörte ihm ernst und eindringlich zu. Ihre blauen Augen wirkten schwarz, ihr Blick war starr.
    »Das würden Sie tun? Sie würden auf all diesen Plunder verzichten?«
    »Ich glaube, ich bin dazu bereit … Aber gehen Sie es langsam an, überfordern Sie mich nicht …«
    Joséphine war Monsieur Boisson in der Apotheke begegnet.
    Er hatte in der Schlange gewartet, die Wimpern auf blasse Wangen gesenkt. Sie stand direkt hinter ihm. Du Guesclin wartete geduldig draußen vor der Tür; er bewachte den Einkaufstrolley. Deinetwegen stelle ich mich in die Schlange, wegen deines schmerzenden Ohrs, also bleibst du jetzt brav hier draußen und jaulst nicht!
    Sie hatte das Rezept des Tierarztes in der Hand, als ihr der Nacken des Mannes vor ihr aufgefallen war. Sie liebte es, Männernacken zu betrachten. Sie behauptete, vom Nacken eines Mannes könne man seine Seele ablesen. Dieser Nacken hatte sie berührt. Der Nacken eines Besiegten, so schien es. Akkurat, geradezu mit dem Skalpell ausrasierter Haaransatz, stellenweise gerötete, gereizte Haut, zarte, durchscheinende Ohren, gesenkter Kopf. Der Mann hatte gehustet, ein rauer Husten, der ihm die Rippen zerriss; er hatte die Hand vor den Mund gehalten und sich zur Seite gedreht, und sie hatte Monsieur Boisson erkannt. Den Mund mit den verkniffenen, niemals lächelnden Lippen. Ganz kurz hatte sie der Impuls durchzuckt, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen und zu sagen, wir kennen uns, Sie wissen es nicht, aber wir kennen uns … Sie sind schon seit mehreren Monaten Teil meines Lebens, ich lese von Ihren Qualen und Ihren Gefühlen … aber sie hatte sich zurückgehalten. Trotzdem war es merkwürdig, so dicht hinter dem Mann zu stehen, dessen Herz sie unter jedem Wort in dem schwarzen Notizbuch schlagen hörte. Sie hatte so oft den Wunsch verspürt, ihm einen Rat zu geben, ihn zu trösten.
    Doch sie hatte sich damit begnügt, wortlos seinen Nacken anzustarren. Er hatte weitergehustet und sich hinter seiner Hand versteckt. Sie hatte zwei sehr schöne Manschettenknöpfe aus weißen Perlen bemerkt. Ein Geschenk von Cary Grant?
    Dann war er an den Tresen vorgetreten. Er trug seinen beigefarbenen Mantel in der Frühling-Sommer-Version aus leichtem Stoff. Genau den gleichen wie Madame Boisson. Er hatte der Apothekerin ein Rezept gereicht, das so lang war wie drei Seiten eines Messbuchs; sie hatte ihn gefragt, ob er alles sofort brauche oder ob er nachmittags noch einmal wiederkommen könne. Er hatte gesagt, er wolle lieber warten, und hatte sich auf die Seite gestellt. Joséphine hatte seinen Blick aufgefangen, ihm zugelächelt … Er hatte sie verwundert angeschaut. Hatte seinen Kragen hochgeschlagen, als wollte er nicht gesehen werden. Ihr war aufgefallen, dass er sehr mager war, beinahe ausgezehrt.
    Garibaldi hatte Iphigénies Aussage bestätigt.
    Der Kleine Mann war Monsieur Boisson.
    Er hatte ihr am Telefon die Akte vorgelesen, die ihm sein Kontaktmann beim Nachrichtendienst gegeben hatte.
    »Da ist nicht viel, Madame Cortès. Meiner Ansicht nach wurde die Akte nur angelegt, weil er zwei Jahre lang der Regierung Balladur angehört hat und danach noch zwei Jahre der von Alain Juppé. Ich lese Ihnen einfach mal vor, was ich habe … Monsieur Boisson, Paul. Geboren am 8. Mai 1945 in Mont-de-Marsan. Vater geschäftsführender Direktor der Charbonnages de France. Mutter nicht berufstätig. Absolvent der École Polytechnique, Jahrgang 1964. Das bedeutet, dass er 1964 mit dem Studium begonnen hat …«
    »Und wann hat er es abgeschlossen?«, hatte Joséphine gefragt.
    »Juni 1967, und gleich im Anschluss bekam er eine Stelle bei den Charbonnages de France, zweifellos dank der guten Beziehungen seines Vaters. Nicht gerade ein Abenteurer, Ihr Mann! Er tritt, ohne zu murren, in die Fußstapfen seines Papas …«
    »Er muss völlig verzweifelt gewesen sein

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