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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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…«
    Hortense wiederholte, dass sie es hasse, wenn man ihr persönliche Fragen stelle. Das wäre so, als steckte ihr jemand die Hand in den Slip. Sie weigere sich, solche Fragen zu beantworten.
    »Du willst frei und ungebunden bleiben?«, bemerkte Julian, während er seinen Bleistift spitzte.
    »Ja …«
    »Aber eines Tages wirst du es wissen …«
    »Was werde ich wissen?«
    »Eines Tages wirst du den Jungen finden, dem du gehören möchtest …«
    »So ein Blödsinn!«, erwiderte Hortense.
    »Nein. Du wirst den Ort, die Dinge und den Jungen finden … Alles wird zusammenkommen. Und du wirst dir sagen, hier ist mein Platz. Denn alles wird sich zusammenfügen, und eine leise Stimme in deinem Inneren wird es dir verraten …«
    »Hast du das Mädchen denn schon gefunden, dem du gehören willst?«
    »Nein, aber ich weiß, dass es eines Tages ganz klar sein wird. Und an dem Tag werde ich auch wissen, ob ich schreiben oder entwerfen will …«
    Wenn sie genug hatte von all den Fragen, wenn sie nichts als die Stille in ihrem Kopf und die Geräusche von New York hören wollte, ging sie zu PJ Clarke’s und aß einen Hamburger. Dann wurde sie mit einem Schlag ruhiger. Sie hatte das Gefühl, dass ihr nichts Böses widerfahren könne. Und sie hatte auch das Gefühl, wirklich ein Teil dieser Stadt zu sein. Es war ein schickes Lokal. Die Kellner trugen lange, weiße Schürzen und eine Fliege, sie nannten sie Honey! , sagten Enjoy , wenn sie das Körbchen mit ihren Pommes und eine Portion Rahmspinat auf den Tisch stellten. Sie hörte die alten Platten aus der Jukebox und verscheuchte all die lästigen Fragen aus ihrem Kopf.
    Zoé rief an.
    »Na, hast du dich mit Gary getroffen?«
    »Noch nicht … Ich habe zu viel Arbeit!«
    »Lügnerin! Du hast Angst!«
    »Nein, ich habe keine Angst …«
    »Doch. Du hast Angst, sonst wärst du einfach zu ihm hingefahren … Du kennst seine Adresse, du hättest unten vor seinem Haus gestanden, und du hättest auf den Klingelknopf gedrückt. Er hat garantiert seinen Namen neben die Klingel geschrieben. Gary Ward. Also! Du drückst auf Gary Ward, und alles ist gut …«
    »Hör auf, Zoé!«
    »Also hast du Angst … Nach außen hin machst du einen auf Terroristin, aber innen drin stirbst du vor Angst!«
    »Hast du nichts Besseres zu tun, als mir am Telefon auf die Nerven zu gehen?«
    »Ist doch egal, es kostet ja nichts! Außerdem bin ich ganz allein … Meine Freundinnen sind alle in Urlaub gefahren, und ich langweile mich …«
    »Fährst du nicht weg?«
    »Erst im August. Zu Emma nach Étretat. Und ich werde Gaétan sehen, er wird nämlich auch da sein! Das hat gesessen, was? Ich habe keine Angst!«
    Nicholas fragte: »Na, hast du sie schon?«
    »Was denn?«
    »Die geniale Idee, die dich aus der Masse hervorhebt, die dir ein eigenes Büro verschafft, damit du in Ruhe arbeiten kannst …«
    »So etwas existiert nicht! Das passiert nur im Film!«
    »Das bedeutet nur, dass du DIE Idee noch nicht gefunden hast!«
    »Hör auf, mich unter Druck zu setzen, sonst komme ich nie darauf! Außerdem gibt es hier überhaupt keine Einzelbüros für die Genies. Wir sitzen alle zusammen und reden beim Arbeiten. Die reden übrigens ununterbrochen. Das geht mir so was von auf die Nerven!«
    »Ich vertrau dir, sweetie . London vermisst dich …«
    Aber sie vermisste London nicht.
    Sie liebte alles hier. Ihren morgendlichen Weg zur Arbeit. Das gelbe Taxi, das sie nahm, wenn es zu heiß war und sie an der roten Ampel vor Schweiß zerfloss, während sie mit der Spitze ihrer Repetto-Ballerinas den weichen Asphalt betastete. Das Chrysler Building, das Citicorp Center, die Buden an den Straßenecken, an denen Hotdogs und Obst verkauft wurden, die Saxofonspieler, die Münzen einforderten, indem sie sich beim Spielen schier verrenkten, die Straßenhändler, die Taschen von Chanel oder Gucci zu fünfzig Dollar verkauften, die Pakistanis, die lange, bunte Schals auf dem Bürgersteig ausbreiteten und sie hastig wieder zusammenrafften, sobald Polizei auftauchte.
    Und sogar die warme schwarze Brühe, die sich Kaffee schimpfte und doch nur nach warmem Wasser schmeckte …
    In dem großen Büro an der 42nd Street kaute sie stumm auf ihrem Haar herum und zeichnete.
    Sie hatte ihre Skizzenhefte aus Paris mitgebracht. Hatte Kleidungsstücke vorbereitet, Kostüme, schmal geschnittene schwarze Kleider, kurze Pullis in Trapezlinie, die den Nabel freiließen, und längere Pullis in Trapezlinie für diejenigen, die ihren Nabel nicht

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