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Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte

Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte

Titel: Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sogenannten Operation Wolverine. Yuri wußte zunächst nicht, was ein Wolverine war, weshalb Curt ihm erklärte, daß es sich dabei um einen Vielfraß handele, ein kleines, extrem bissiges und zugleich gerissenes Tier, das zur Familie der Marder gehöre. Dabei zwinkerte er Steve zu, denn der Name Wolverine bezog sich eigentlich auf eine Gruppe von Jugendlichen, die in dem propagandistischen Filmklassiker Red Dawn einen Überlebenskampf führten. Red Dawn war der Lieblingsfilm von Curt und Steve. Er handelte davon, wie die ›Wolverines‹ eine Invasion der russischen Armee abwehrten.
    Yuri hätte die Aktion lieber Operation Rache genannt, doch als Curt und Steve so hartnäckig auf der Bezeichnung Wolverine bestanden, gab er nach. Wie Curt ihm zudem erklärte, hatte dieser Name für den ultrarechten Untergrund eine große Bedeutung.
    Als sie ihren Wodka weggeputzt hatten, waren sie alle sehr aufgeregt. Ihr Bund war, wie Curt es ausdrückte, ein Segen des Himmels.
    »Ich habe so ein Gefühl, daß dies womöglich der Funke sein könnte, der die Feuersbrunst entfacht«, verkündete Curt. »Wenn mitten in New York so etwas Riesiges passiert, muß danach einfach eine allgemeine Revolte losbrechen. Der Anschlag in Oklahoma City wird nach unserem Attentat nur noch wie ein Kinderstreich erscheinen.«
    Ob Operation Wolverine einen allgemeinen Aufruhr verursachte oder nicht, war Yuri egal. Ihm reichte es, dieser selbstgefälligen amerikanischen Gesellschaft einen kräftigen Schlag zu verpassen. Jeglichen Ruhm, den ihm die Aktion möglicherweise einbringen würde, wollte er gerne der Schirinowski-Bewegung zugute kommen lassen – und seinem Traum von der Rückkehr eines mächtigen russischen Reiches.
    Ein plötzliches Klopfen auf den Kotflügel seines Autos riß ihn aus einer Selbstvergessenheit. Er wandte sich um und sah eine Politesse.
    »Sie müssen mit Ihrem Taxi von hier verschwinden«, ordnete die Frau an. »Dies ist eine Ladezone.«
    »Oh, tut mir leid«, entgegnete Yuri. Er legte den ersten Gang ein und brauste davon. Aber er fuhr nicht weit. Er drehte eine Runde um den Block und hielt dann wieder an der gleichen Stelle. Die Politesse sah er in der Ferne verschwinden.
    Er setzte den Blinker, stieg aus und tat so, als ob er auf einen Fahrgast wartete. In der halben Stunde, die er dort mittlerweile stand, hatte weder jemand das Gebäude der Corinthian Rug Company betreten, noch war jemand herausgekommen. Er überquerte die Straße. An der gläsernen Bürotür schirmte er sein Gesicht mit den Händen ab und lugte hinein. Das Büro war leer, und es brannte kein Licht. Er probierte, ob sich die Tür öffnen ließ, doch sie war abgeschlossen.
    Yuri schritt ein paar Meter die Straße hinunter und betrat einen benachbarten Laden. Während er im Taxi gewartet hatte, hatte er dort etliche Leute ein- und ausgehen sehen. Es handelte sich um ein Geschäft für Briefmarkensammler. Beim Eintreten ertönte kurz eine an der Tür befestigte Bimmel, dann herrschte Grabesstille. Der Eigentümer kam aus einem Hinterzimmer angeschlurft. Auf der Spitze seiner Knollennase saß eine kleine Lesebrille; auf seiner Glatze trug er ein Gebetskäppchen, das er, wie Yuri vermutete, mit Klebstoff befestigt haben mußte.
    »Ich soll einen Mr. Papparis von der Corinthian Rug Company abholen«, begann Yuri. »Das da draußen ist mein Taxi. Leider hat das Teppichgeschäft geschlossen. Kennen Sie einen Mr. Papparis?«
    »Selbstverständlich.«
    »Haben Sie ihn gesehen?« fragte Yuri. »Oder irgendwas von ihm gehört?«
    »Nein. Er war den ganzen Tag noch nicht da. Aber das will nichts heißen. Wir laufen uns selten über den Weg.«
    »Danke«, entgegnete Yuri.
    »Keine Ursache.«
    Als nächstes ging Yuri in den Laden, der sich auf der anderen Seite der Corinthian Rug Company befand. Dort bekam er die gleiche Antwort. Schließlich machte er es sich wieder in seinem Taxi bequem und überlegte, was er tun sollte. Er erwog, sämtliche Krankenhäuser in der näheren Umgebung abzutelefonieren, entschied sich dann aber dagegen; schließlich wußte er nicht einmal, wo Jason Papparis überhaupt wohnte. Er überlegte auch, ob er Papparis’ Nummer im Telefonbuch suchen sollte, kam aber schnell zu dem Schluß, daß es ziemlich dumm wäre, Papparis zu Hause anzurufen. Yuri war bisher mit äußerster Vorsicht vorgegangen und hatte keine Lust auf unnötige Risiken. Für den Schlag, den er New York verpassen wollte, sollte es unter keinen Umständen eine Warnung

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