Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
Finger glitten am Rückgrat der Katze entlang. Das Tier streckte ihr den Rücken entgegen und sein Schwanz zuckte entzückt. »Oder einfach noch ein neuer Freund.« Sie lächelte Nachtfalke warm an. »Unser Moon scheint ein Ta lent zu haben, wichtige Beute nach Hause zu bringen und neue Freundschaften zu schließen … in dei nem Fall, könnte man sagen, beides auf einmal.«
Nachtfalke strahlte Heron an. »Du bist so nett.«
Moon kraulte die Katze am Nacken und ihr Schnurren wurde lauter. Plötzlich steckte er sie zurück in Herons Korb und verschränkte die Arme.
Heron musterte ihn, dann sprach sie sanft: »Moon-Kun. Wie ich diesen Blick und diese Haltung kenne! Es bedeutet, dass dir etwas schwer auf der Seele liegt.« Sie setzte den Korb ab.
Moon zuckte langsam mit den Schultern. »Bevor ich zu dieser Mission aufbrach, meiner ersten richtigen Mission, habe ich oft daran gedacht, dass ich immer allein sein würde. Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint. Es hat mir gezeigt, dass ich es nicht bin.«
Er blickte von Heron zu Nachtfalke und zurück. »Ich habe eine Familie und ich habe Freunde. Und weißt du was? Es macht nichts aus, ob die Freunde oder die Familie ungewöhnlich sind oder, wie diese Katze, einzigartig. Die, die dich wirklich mögen, sind die wahren Steine deiner Burganlage.«
»Absolut richtig, und schön ausgedrückt«. Heron schien stolz auf ihn zu sein. »Und wa rum dann die Sturmwolken in deinen Augen?«
»Weil ich jetzt auch einen Feind habe.« Moon blickte Nachtfalke an. »Ein Mann mit Ehrgeiz, Reichtum und Macht. Ein Mann, der uns beide nicht vergessen wird.«
»Ein Mann«, sagte Heron und klopfte ihnen beiden auf die Schul tern, »dem ihr nie al lein gegenüberstehen werdet.«
NACHBEMERKUNG DES AUTORS
Die Moonshadow-Geschichten sind Fantasy-Erzählungen aus einem romantischen historischen Japan. Obwohl sie wichtige Begriffe der frühen Tokugawa Ära enthalten, desgleichen viele Fakten und Details über die Schwertkunst Jaido und die japanische Kriegskunst im Allgemeinen, bleiben sie doch Abenteuererzählungen, kein Stück wahre Geschichte. Trotz der vielen Freiheiten, die ich mir genommen habe, hoffe ich, dass diese Erzählungen Leser aller Altersklassen animieren, die Sagen und Gebräuche des fas zinierenden Alten Japan zu studieren und in eine Welt einzutauchen, die uns auch heute noch so viel lehren kann.
GLOSSAR
Amida (siehe Lord Amida)
Spirituelles buddhistisches Wesen, im feudalen Japan vielfach verehrt. Ein Mönch und früherer König, der, von einem Buddha geleitet, auf weltliches Leben verzichtete und selbst zum Buddha wurde. Amida kennt man in anderen Teilen Asiens als Amit bha.
Ashiko
Abnehmbare Fußstacheln, die meist in Verbindung mit Shuko (Kletterklauen) gebraucht wurden; sie dienten einem Spion dazu, Wände hochzuklettern, Eis zu überqueren, auf Bäume zu klettern und sogar, sich zu verteidigen.
Bo
Ein harter hölzerner Kampfstab, der sowohl in Japan als auch in Oki nawa für den Nahkampf gebraucht wird.
Bokken
Eine japanische Trainingswaffe, die aus Hartholz in der Form eines Samurai-Schwertes geschnitzt wird. Zu manchen Bokken gibt es sogar die passende hölzerne (in neueren Zeiten aus Plastik hergestellte) Scheide.
Furube-Sutra (Das »Lossagen« oder »Ab schütteln«) Ein altertüm licher Spruch oder ein Ge bet der Vorbereitung, das Shinobi in der Morgen- und in der
Abenddämmerung sprechen und kurz bevor sie in Aktion treten. Es war dazu gedacht, den Geist des Spions von allen Ablenkungen zu reinigen, sie zu beruhigen und ihre Fähigkeiten in Bereitschaft zu versetzen. Die Teile des Furube-Sutra könnten beschrieben werden als Vorbereitungsspruch, Spruch zur Selbstbegegnung und Spruch des Entschlossenen.
Jeder »Spruch« wird im Deutschen zu einer einzigen Zeile. Der Text des Sutras kann bei der Übertragung aus dem Japanischen auf unterschiedliche Weise interpretiert werden. Hier folgt eine mögliche Wiedergabe, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von dem Iada-Experten und Gelehrten Yasuhisa Watanabe und vom Autor nacherzählt, passend zum Tonfall und zur Dramatik des vorliegenden Textes.
Siehe auch Sutra.
Versammle und ordne dein Tun und bringe es mit deinem Karma in Einklang.
Reinige dich von allen Lügen dieses Tages und vergeude nicht ein einziges Körnchen Leben.
Um auf diesem Pfad ins Glück zu ge langen, reinige deine Gedanken.
Go
»Fünf« in Japan; kann auch ein Name, Teil eines Namens oder Spitzname
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